Tag 1 und 2: Deutschland - Kuala Lumpur - Perth

Sehr früh aufstehen heißt es für mich am 2.11.2001, denn um kurz nach 6 Uhr am Morgen startet der ICE in Nürnberg zur 2 1/2-stündigen Anreise zum Flughafen Frankfurt. Der Flug selbst startet um 12 Uhr, aber aufgrund der Vorfälle vom 11.September 2001 soll man spätestens 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Der Flug selbst wird zunächst mit einer Boeing 747-400 Combi der Malaysian Airlines, laut Aussage vieler eine der renommiertesten Airlines weltweit, von Frankfurt nach Kuala Lumpur führen. Wider Erwarten sehe ich von den weiteren Reiseteilnehmern noch niemanden (von zwei habe ich eine Vermutung, aber bevor man den/die Falsche(n) anquasselt, lässt man es lieber bleiben).

Normalerweise würde der Flug von Frankfurt nach Kuala Lumpur gute 11 Stunden dauern, aber wir müssen einen Sicherheitsabstand von mehr als 1000 Kilometern zu Afghanistan halten, so kommt es zu einer etwas ungewöhnlichen Flugroute. Würde die kürzeste Flugroute über die Ukraine führen, so fliegen wir heute über die Alpen, Rom, Zypern, Libanon, Saudi Arabien, Indien nach Malaysia. Mit gut einer Stunde Verspätung kommen wir in Kuala Lumpur an. Nach einer weiteren Stunde geht die Reise weiter mit einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines ins 5 Flugstunden entfernte Perth an der Westküste von Australien.

Beide Flüge gestalten sich ziemlich kurzweilig, denn ähnlich wie bei Lauda Air, hat auch Malaysian für jeden in der Economy Class seinen eigenen Monitor für Filme, Spiele und Ähnliches. Trotz fast 100fachen Versuchen, beim Schach am Monitor gewinnt immer der Computer, sodass ich es beim zweiten Flug sein lasse. Was mir bei Malaysian hier auffällt, es gibt Bier als offenes Getränk und als Nachspeise Eis. Aber bei der Sitzreihenzuordnung ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Immer wenn mein Sitznachbar die Leseleuchte anmacht, geht das Licht vier Sitzreihen weiter vorne an. Auch werde ich die Vermutung nicht los, dass irgendwer mein Schachprogramm fernbedient, denn so saudumm kann ich mich bei der Bedienung der Spielkonsole gar nicht anstellen.

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Skyline von Perth

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Perth, Kings Park

Am zweiten Tag nachmittags gegen 15.30 Uhr kommen wir in Perth, der Hauptstadt des australischen Bundesstaats Westaustralien, an.

Nachdem wir alle mit diesem Flug ankommenden Reiseteilnehmer (insgesamt 10 der 13 Personen umfassenden Truppe) aufgesammelt haben, werden wir von einem Agenturbetreuer zum Hotel gebracht. Die meisten Gruppenmitglieder sind in etwa in meinem Alter zwischen 30 und 40 Jahren, einer homogen Gruppe dürfte somit kaum etwas im Wege stehen.

Der Rest des Tages nutzen wir zu Spaziergängen und einem kurzen Abstecher an den Swan River, wo der Zielpunkt der bei der Ankunft stattfindenden Rallye Australia 2001, einem WM-Lauf, ist.

Nach längerer Suche (zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass sich das Nachtleben von Perth im Stadtteil Northbridge jenseits des Wellington Bahnhofs abspielt) finden wir auch noch eine Möglichkeit zum Abendessen, denn die Innenstadt ist um 21.00 Uhr menschenleer. Irrtümlich meinen wir, die sind doch alle am Swan River, wegen der Rallye-WM.

Kaum bin ich gehen halb Elf in meinem Hotelzimmer angekommen, darf ich die 90 dB(A) (oder auch mehr) des bei der Abschlussveranstaltung stattfindenden Open-Air Konzertes genießen, sodass die heutige Nacht sehr kurz und sicherlich nicht ruhig werden wird.

Tag 3: Perth - Broome

0287Um die Zeit vor dem Weiterflug am Nachmittag ins gut 2500km nördlich gelegene Broome sinnvoll zu nutzen, unternehme ich mit einigen einen Abstecher in den Kings Park von Perth, einem 400ha großen botanischen Naherholungspark inmitten der City von Perth. Mit den Silvercat-Bussen kommt man umsonst dorthin. Auch allgemein gilt, die Nahverkehrsmittel in Perth sind spottbillig.

Am Nachmittag starten wir zum 2 1/2-stündigen Flug zur “Perlenstadt” Broome am Eingangstor zu den Kimberleys, von wo aus unsre eigentliche Tour starten soll. Normalerweise wären wir mit der Ansett Australia hierher geflogen, diese hat sich aber nicht nehmen lassen, einige Wochen zuvor in Konkurs zu gehen. So dürfen wir nun mit einer BAe 146 (wegen seiner vier Düsentriebwerke auch “Jumbolino” genannt) der Qantas den Flug unternehmen.

In Broome werden wir von unserem Reiseleiter Stephan empfangen, einem Mann von der deutschen Waterkant, dem es nach Australien verschlagen hat. Hatten wir in Perth gerade 20°C, so sind es an einem “kalten Tag” in Broome jetzt gerade 30°C Grad bei schwülem Wetter. Die Tour wird gemäß den australischen Gesetzen vom einheimischen australischen Veranstalter Waratah Adventures Tours durchgeführt.

Nach wenigen Minuten erreichen wir mit unserem Toyota Coaster Bus unseren heutigen Zeltplatz und es erfolgt die Verteilung der Zelte. Da es warm genug und Regen wohl nicht zu erwarten ist, verzichte ich auf das Überzelt. Nach dem Sonnenuntergang um 18 Uhr machen wir uns zum Cable Beach auf, dem 22km langen Strand von Broome, benannt nach der früheren Telegrafenleitung, die hier von Indonesien kommend das australische Festland erreicht hat. Hier wollen wir in einem Restaurant noch eine Henkersmahlzeit zu uns nehmen, bevor wir uns in den nächsten Wochen auf unsere eigenen, innerhalb der Gruppe mehr oder weniger vorhandenen Kochkünste, verlassen müssen. So ist es auch üblich bei den meisten Campingtouren, denn eine Begleitmannschaft gibt es hier nicht, und ich möchte sie auch nicht! Der Reiseleiter ist der Küchenmanager und wir immer abwechselnd die Koch-, Abwasch- und/oder Faulenzercrew. Kleine Anmerkung: Für alles Essen und Trinken inkl. der Restaurantbesuche reichen mir gut 600DM für 4 Wochen aus, obwohl ich mich eigentlich nicht zurückgehalten habe).

Erste Bekanntschaft mit den immer neuen Eigenheiten der Reisverschlüsse meines Zeltes (und wie sich später herausstellen sollte mit fast allen Zelten der Truppe) kann ich heute beim Schlafen gehen machen. Ratsch, und schon wieder ist er offen, obwohl er laut Schlittenstellung eigentlich zu sein sollte. Die nächsten 15 Minuten geht die Gaudi so weiter, bis ich den Reißverschluss weitestgehend wieder ameisendicht habe (in Australien ratsam, denn sonst werden von denen etwaige Essenreste im Zelt ohne Rücksicht auf Verluste vertilgt).

Vom unerschütterlichen Optimismus getrieben, dass dies ein Einzelfall war, öffne ich den anderen Zelteingang, weil ich draußen noch was zu erledigen habe (die Geschäfte, bei denen man in einer ziemlich beschissenen Lage ist, wenn man sie nicht rechtzeitig erledigt). Was ich die folgende Viertelstunde machen darf, brauch ich ja nicht weiter zu erzählen (steht ja oben genau beschrieben, und Zuhause liegt mein eigenes Zelt unbenutzt).

Tag 4: Broome - Eighty Mile Beach

Nach problemlosem Schlaf im Zelt und Schlafsack wollen wir uns heute zunächst den Cable Beach bei Tageslicht anschauen.

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Gefängnisbaum in Broome

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Broome, Cable Beach

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Buschfeuer am Great Northern Highway zwischen Broome und Port Hedland

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Eighty Miles Beach bei Ebbe, rechts die Küstenvegetation

Er ist, wie sehr viele Strände in Australien, fast menschenleer.

Es folgt eine “Stadtrundfahrt” in Broome, der Hauptstadt der Perlenzucht in Australien. Einen Abstecher machen wir auch zum Gefängnisbaum von Broome, ein Baum, dessen hohler Stamm früher als Gefängnis hergenommen wurde. Broome selbst hat den Charme vieler Zwecksiedlungen in Australien, sie dienen in erster Linie als Versorgungszentrum des teilweise riesigen Umlands. Die Touristenbereiche befinden sich außerhalb von Broome am Cable Beach.

Am späten Nachmittag starten wir dann von Broome aus zu unserem Tagesziel, dem Eighty Miles Beach am Indischen Ozean. Die gut 350km lange Strecke verläuft bis auf 20km “Dirt Road” (so sagt man in Australien zu ungeteerten Straßen, meist “Sandpisten”) am Great Northern Highway entlang. Wie nach meinem ersten Australienbesuch vor zwei Jahren nicht anders zu erwarten, kaum hat man den Hauptort verlassen, ist man mehr oder weniger alleine auf der Straße. Die Landschaft hier selbst, am Rande der Great Sandy Desert, bietet kaum bodendeckende Vegetation (erst südlich von Perth bedeckt die Vegetation wirklich den ganzen Boden).

Unterbrochen wird die Fahrt neben einigen Roadhäusern von einigen am Horizont erkennbaren (natürlichen) Buschfeuern, eine “ganz normale” Angelegenheit in Australien. Eines davon “erwischen” wir gerade beim Überqueren des Highways (siehe Bild links).

Da von solch einer Landschaft kaum Abwechslung zu erwarten ist (wusste ich schon vorher) sind wir bereits gegen 16 Uhr am Camping-Platz direkt am Eighty Miles Beach. Unter “direkt” ist das “australische direkt” zu verstehen, d.h., alles Land im Hochwasserbereich ist Staatsgrund und befindet sich im öffentlichen Besitz. Aus diesem Grund gibt es in Australien keine Hotelstrände.

Am heutigen Abend haben auch unsere Koch- und Abspülcrews ihren ersten Einsatz. Da es mich erst morgen erwischt, nutze ich die Zeit zu einer ausgedehnten Wanderung am Strand. Wegen dem sehr flachen Ufer und einem nicht unerheblichen Tidenhub ist der Strand bei der z.Z. vorherrschenden Ebbe mehr als 100m breit und 80 Meilen oder 125km lang.

Vorm Schlafengehen steht auch heute wieder das bereits gestern notwendige Procedere mit den Zeltreißverschlüssen an. Erst nach gut einer Woche werde ich eine Lösung finden, mein Zelt bereits nach 2 Minuten “ameisendicht” zu haben.

 

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