Venezuela 2012
Von den Anden durch die Llanos in den Urwald, um zu den Tafelbergen zu gelangen
Landschaften in Venezuela (v.l.n.r.): Kaiman in den Llanos, Sonnenuntergang im Überschwemmungsgebiet der Llanos, Lodge am Rio Caura, Salto Angel am Auyan Tepui Weil ihn an Bereichen der nördlichen Küste Südamerikas die Pfahlbauten der Ureinwohner an Venedig erinnerten, wird der Name des südamerikanischen Landes Venezuela („Kleinvenedig“) dem Seefahrer und Entdecker Americo Vespucci zugeschrieben. Im Zusammenhang mit Urlaub in Venezuela waren mir vor Jahren eigentlich nur Begriffe geläufig wie Isla Margarita, Überschwemmungsgebiete, Orinoco und hohe Tafelberge mit einem sehr hohen Wasserfall. Die sonstigen meist in Reisekatalogen angepriesenen landschaftlichen Vielfältigkeiten des Landes waren mir bis dato unbekannt. Aber gerade diese Mischung aus den unterschiedlichsten Landschaftsformen hat im Laufe der Zeit mein Interesse für Venezuela erwachen lassen. Beim Studieren verschiedener Reisekataloge zu Venezuela fiel mir auf, dass sich das Angebot dort meist nur auf einen Badeurlaub auf der Isla Margarita mit Tagesabstechern zu den „sonstigen Highlights“ beschränkt. Auch bei Wander- und Trekkingreiseveranstalter war das Angebot zu Venezuela dürftig. Und immer waren die Reisen mit vielen Inlandsflügen verbunden, gibt es denn im Land nicht genügend Straßen? Eine Gruppenreise des Veranstalter Wikinger-Reisen, mit dem ich bereits in Hawaii, Südafrika und Tansania war, kam meinen Vorstellungen einer dreiwöchigen Reise durch das südamerikanische Land am nähesten, einer Buchung der Reise stand somit nichts mehr im Wege.
Starten wird die Reise in Venezuela in den Anden im nordwestlichen Landesteil, zuvor gibt es aber eine Zwischenübernachtung in der Nähe des Internationalen Flughafens der mehrere hundert Kilometer entfernten Hauptstadt Caracas. Durch und über 4000m hohe Andenpässe der hier bis über 5000m hohen Anden wird uns der Weg per Bus in das riesige Schwemmgebiet der Llanos-Tiefebene führen. Nach ausgiebigen Pirschfahrten in der Überschwemmungslandschaft gelangen wir über einsame Straßen zum Orinoco am Grenzgebiet zu Kolumbien. Im dortigen Bundesstadt Amazonas werden wir die ersten Erfahrungen mit der Tier-, Pflanzen- und Menschenwelt des Urwaldes sammeln dürfen. Vertiefen werden sich diese Erfahrungen in der „wirklichen Dschungelwelt“ in einer Urwaldlodge am Rio Caura lassen. Mit Unmengen an neuen Erfahrungen geht es zurück bzw. weiter in die Zivilisation der Stadt Ciudad Bolivar. Hier wird unser Basislager sein für einen fast einwöchigen Abstecher per Kleinflugzeug und Einbaumbooten in Hängematten übernachtend in die Welt rund um den fast 800qkm großen Tafelberg Auyan Tepui in der im venezolanischen Hochland von Guyana gelegenen Gran Sabana. Nach einer Zwischenübernachtung in Ciudad Bolivar fliegen wir weiter nach Caracas, um anschließend zu versuchen, in Puerto Colombia am Karibikstrand die letzten Reisetage zur Erholung zu nutzen. Tag 1: Anreise nach Venezuela, Zwischenübernachtung bei Caracas Am zeitigen Vormittag soll der Flug mit der Lufthansa von München nach Frankfurt starten. Von Frankfurt aus geht es dann wieder mit der Lufthansa in einem Nonstop-Flug nach Caracas in Venezuela. Da heute Sonntag ist, gibt es auf der A9 in Richtung München kaum Verkehr, einem rechtzeitigen Erscheinen am Flughafen steht also nichts im Wege. Am Check-In-Schalter der Lufthansa erfahre ich aber, dass ich eigentlich 10 Minuten zu spät zum Einchecken da bin, obwohl es noch mehr als 2 Stunden bis zum planmäßigen Abflug sind. Zu spät dran bin ich aber nur für den vorhergehenden Flug, da meine Maschine deutlich überbucht ist und mich die Lufthansa gerne auf einen früheren Flug umgebucht hätte. Das Einchecken funktioniert aber dennoch ohne Probleme. Von München aus sollen noch 2 weitere Gruppenteilnehmer starten. Es sind zwar beim Boarding einige Trekkingreisende erkennbar, aber wer da zu meiner Reise gehört, kann ich nur erahnen. Der Flug nach Frankfurt verläuft bis zur Landung in Frankfurt ereignislos. Wir befinden uns schon in der Endphase der Landung, sind also kaum mehr 1000m hoch, als ohne Vorwarnung die Triebwerke unseres Airbus 320 auf Vollgas aufheulen. Einhergehend ist dieser Überraschungsmoment mit einem sehr flauem Gefühl in der Magengegend. Nach einem Durchsacker des Flugzeugs geht die Maschine wieder in den deutlichen Steigflug über. Der Pilot teilt uns mit, dass unsere Landebahn wegen eines Vogelschlags beim Flugzeug vor uns gesperrt wurde und wir uns wieder in der Warteschleife für eine neue Landung einreihen dürfen. Hoffentlich dauert dies nicht zu lange, denn schon die ursprüngliche Umsteigezeit war mit 75 Minuten nicht üppig bemessen und wir sind schon mit 15 Minuten Verspätung in München gestartet. Der zweite Versuch einer Landung klappt aber auf der Nordbahn reibungslos. Nun heißt es eine kleine Stadtrundfahrt am Flughafen Frankfurt zu machen. Gelandet sind wir im Terminal A und der Abflug startet im entlegensten Teil des Terminal C, also sind 30 Minuten Skyrail und Fußmarsch angesagt. Aber wenige Minuten vor dem geplanten Boarding erreiche ich das Gate, hoffentlich reicht auch die Zeit für mein Gepäck. Den gut 10stündigen Flug nach Caracas führt die Lufthansa mit ihrem langen Lulatsch durch, einem Airbus 340-600. Da ich wieder in der Business-Klasse unterwegs bin, lassen sich die Stunden in der Luft problemlos aushalten, zusätzlich ist der Flug ein reiner Tagesflug. Fast pünktlich landen wir am Internationalen Flughafen von Caracas. Der Flughafen selbst liegt am Karibischen Meer, die Stadt Caracas liegt dann hinter der ersten Bergkette des bis zu 2000m hohen Küstengebirges. Die Einreise und auch die Gepäckausgabe gestalten sich ohne Probleme und im Ankunftsterminal wartet auch schon unserer Reiseleiter Thomas. Aber es dauert doch noch seine Zeit, bis unsere 12köpfige Reisegruppe komplett ist. Da es jetzt schon fast 18 Uhr Ortszeit ist, steht heute nur noch die Fahrt zu einem in der Nähe gelegenen Hotel zur Übernachtung an. Morgen früh werden wir dann vom Flughafen einen Inlandsflug in Richtung der venezolanischen Anden starten. Es ist bereits dunkel, bis wir am Hotel ankommen, inmitten in einer Hochhausburg. Der bebaubare Küstenstreifen im “Großraum” Caracas ist sehr schmal und viele Menschen drängen sich auf diese Landflächen. Venezuela erwartet uns heute mit den Temperaturen der nächsten Reisewochen. Es sind noch über 30°C und die Luftfeuchtigkeit ist auch nicht zu verachten. Da wir am nächsten Tag schon um 6 Uhr am Flughafen sein müssen und es doch einige Stunden Zeitverschiebung zu Europa sind, wird es heute ein kurzer Abend werden, bis dann die Bettruhe angesagt ist.
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