lushoto

Reisetag 9: Moshi

Für den nun sich anschließenden Teil der Reise in Tansania werde ich in einer deutschsprachigen Reisegruppe unterwegs sein.

Für den Rest der Gruppe beginnt erst mit dem heutigen Tag die Reise mit einer Anreise per Flugzeug aus Europa zum Kilimanjaro Airport. Da die Gruppe erst spät abends am Flughafen landen wird, kann ich den heutigen Tag zur Erholung nutzen. Einen Umstand über den mein rechtes Knie höchst erfreut ist. Wie von mir schon gestern befürchtet, hat sich der Zustand bis heute Morgen nochmals deutlich verschlechtert. Äußerlich ist zwar nichts erkennbar, aber ein Beugen des rechten Knies ist nur bedingt möglich. Somit bleibt mir nichts Weiteres übrig, mich meinem Schicksal zu fügen und möglichst wenig zu laufen.

So nutze ich den Tag zum Lesen und Kreuzworträtsel sowie fürs Internet. Auch läuft mir Untertags bereits Mike unser Tourguide für die nächsten 19 Tage über den Weg. Ab dem späteren Nachmittag geht es in den Biergarten, um mit anderen Kilibesteigern aus aller Welt den (Nicht-)Erfolg zu feiern. Vom Sehen her kennt man sich noch vom Start vor einer Woche. Entweder wirkt das Kilimanjaro Lager Bier schmerzstillend oder der „Muskelkater“ im Knie lässt jetzt schon nach.

Gegen 22 Uhr trifft dann auch der Rest der Gruppe mit einem Shuttlebus im Hotel ein. Zum Empfang gibt es noch einen kleinen Imbiss.

Reisetag 10: Moshi - Usambara Berge

Am zeitigen Vormittag des nächsten Tages heißt es Abschied nehmen von der Region rund um den Kilimanjaro, die eigentliche Rundreise kann beginnen. Obwohl die Sonne scheint, ist vom kompletten Kilimanjaromassiv nichts zu sehen. Mit einem Bus für uns 18 Gruppenmitglieder, dem Reisebegleiter Mike, dem Busfahrer und zwei tansanischen Reiseleitern machen wir uns auf den Weg nach Moshi. In einer Wechselstube steht v.a. für die Anderen der Geldtausch für die nächsten Wochen an.

Die Reiseroute führt uns heute 280km in Richtung Südosten in die Usambara -Berge, wo wir für einige Tage wandern werden. An einem Getränkeladen in der Peripherie von Moshi decken wir uns auch mit Mineralwasser für die nächsten Tage ein. Die Fahrtstrecke ist bis zum Megakreisel in Himo identisch mit der Fahrtstrecke zum Kilimanjaroaufstieg. In Himo biegen wir dann aber ab auf die Landesstraße B1 in Richtung Same und von dort aus weiter bis zum Ort Mombo am Rande der Usambara-Berge.

Die Strecke selbst ist die einzig asphaltierte Straße in weiter Umgebung, hat aber auch schon einmal bessere Zeiten gesehen. Die noch nicht reichlich vorhandenen Schlaglöcher kündigen sich aber rechtzeitig an. Gefährlicher als die Schlaglöcher sind die Fahrweisen der Überlandbusse.

Linker Hand zur in der Ebene verlaufenden Straße erstrecken sich die Pare Mountains. In der von uns durchfahrenen Ebene wird vor allem Sisal angebaut. Diese Agaveart, verwandt und verschwägert mit Aloe und Ananas, dient als Grundlage v. a. zur Seilherstellung und zur Fasergewinnung.

ods_DSC_3820_DxO

Sisal Plantage

Bei Temperaturen deutlich in den 30-ern erreichen wir gegen 13 Uhr den an der B1 gelegenen Ort Mombo, wo wir in einem Restaurant eine Mittagsrast einlegen. Anschließend biegen wir von der B1 ab in Richtung Lushoto und von dort aus weiter zur Muller Mountain Lodge. Es sind zwar nur 70km bis zur Lodge, wir werden aber dazu gute 3 Stunden benötigen.

Über Gebirgsstraßen und über Serpentinen geht es in das 1400m hoch gelegene und malariafreie Hochtal von Lushoto, dem ehemaligen „Wilhelmsthal“ zur deutschen Kolonialzeit. Eine Gegend, die man früher auch den „Schwarzwald Afrikas“ nannte. Früher heißt hier, bevor durch Überbevölkerung viele Bergwälder der Brandrodung zum Opfer fielen. Lushoto war als Hauptstadt von Deutsch -Ostafrika geplant, dies wurde aber nicht mehr verwirklicht. Der Luftkurort diente zur Erholung für deutsche Siedler und Pflanzer sowie für die Kolonialbeamten. Ähnliches praktizierten die Briten in Kenia und Indien (Darjeeling). 17km außerhalb von Lushoto, in einem herrlichen Hochtal auf 1700m gelegen, befindet sich die Mullers Mountain Lodge, wo wir zwar nur noch über eine unbefestigte Piste, aber wohlbehalten ankommen und die nächsten drei Nächte bleiben werden.

ods_DSC_3784_DxO

Müllers Mountains Lodge

In der Haupthütte genehmigen wir uns unser Abendessen, in den Nebenhäusern sind dann die Zimmer untergebracht.

Reisetag 11: Usambara Berge

Den heutigen Tag wollen wir zu einer ausgiebigen Wanderung rund um die Lodge nützen. Unser Wanderführer wird dabei der 76-jährige ehemalige Lehrer Francis sein. Von der Größe zwar eher ein laufender Meter, von seinem Fachwissen aber ein Wikipedia auf zwei Beinen.

ods_DSC_3787_DxO

Chamäleon

Die Wanderroute führt uns zunächst auf Forstwegen durch die Hügellandschaft der Umgebung, in den Hängen verteilt, sind die verschiedenen Häuser zu sehen. Im Gebüsch lassen sich auch einige Chamäleons erspähen, die natürlich sofort als Fotomotiv herhalten dürfen. Francis erklärt auch sehr viel über die Pflanzenwelt in dieser Gegend. Vereinzelt sind auch manchmal Menschen auf den Feldern zu erkennen.

ods_DSC_3790_DxO

Wohnsiedlung in den Bergen

Im wahrsten Sinne herausstechend ist eine Pflanze, deren Blätter dem in Mitteleuropa heimischen Bärenklau ähneln. Sie haben aber auf den Blattober- und Blattunterseiten Dornen.

ods_DSC_3795_DxO

Eine Pflanze mit herausstechenden Eigenschaften

ods_DSC_3789_DxO

 Blumenwelt

Auf den Feldern wird, wie auch im tansanischen Tiefland, vor allem Mais angebaut, wobei sich hier im Hochland die meisten Felder an den Hängen befinden. Der Mais stammt zwar ursprünglich nicht aus Afrika, gilt aber in vielen Gebieten als Hauptnahrungsmittel. Mais hat pro Flächeneinheit als Kulturpflanze den höchsten Energiegehalt bei geringstem Nährstoffeinsatz. Zusätzlich ist seine Vegetationsperiode sehr kurz, sodass mehr als eine Ernte im Jahr möglich ist. Und die CO2-Bindung von Mais je Flächeneinheit ist 100 Mal so groß als bei einer normalen Wiese.

Zwischen diesen Feldern befinden sich teilweise erhöhte Fußpfade, meist ist aber kein Erosionsschutz vorhanden. In letzter Zeit entstehen immer mehr Felder durch Brandrodung.

ods_DSC_3803_DxO

Felder aus Brandrodung

Wo früher noch undurchdringliche Bergwälder waren, wir sind ja auf bis zu 2000m , sind heute nur noch verbrannte Stumpen in den Feldern sichtbar. Unsere Mittagsrast legen wir auf einer Bergkuppe ein mit einem Ausblick nach Lushoto und in ein weiteres Gebirgstal der Usambara-Berge. Wie der Name der Gegend schon vermuten lässt, dass Usambara Veilchen stammt ursprünglich aus dieser Gegend, heutzutage findet man es hier aber kaum noch.

Nach der Rast zeigt uns Francis noch die weitere Umgebung, sodass wir zum späteren Nachmittag wieder unsere Lodge erreichen. Das Abendessen ist heute wieder in der Lodge geplant. Auch mein rechtes Knie scheint noch nicht ganz auskuriert zu sein. Nach dem Abendessen meldet es sich wieder mit den gleichen Symptomen zurück wie am Kilimanjaro, aber glücklicherweise in einem weit erträglicheren Rahmen. Anscheinend haben die 2 Tage Ruhe noch nicht ausgereicht, und heute waren es doch fast wieder 500 Höhenmeter.

Reisetag 12: Usambara Berge

Unser heutiges Tagesziel soll der Irente Viewpoint sein. Mit unserem Bus fahren wir dabei zunächst nach Lushoto, um dort eine kleine Stadtführung zu unternehmen. Von der deutschen Kolonialzeit ist z.B. noch der Friedhof erhalten und so manch ein Verwaltungsgebäude stammt noch aus dieser Zeit. Auch die Kirchenfassaden haben eher ein europäisches Aussehen.

Wie gestern, so ist auch heute Francis wieder unser Wanderführer. Das Francis in der Gegend bekannt ist wie ein bunter Hund lässt sich nicht verleugnen. In den Randbezirken von Lushoto grüßt in Jede und fast Jeder, wahrscheinlich waren sie alle einmal bei ihm in der Schule.

ods_DSC_3804_DxO

Deutscher Friedhof in Lushoto

ods_DSC_3806_DxO

Kirche in Lushoto

Der Irente Viewpoint befindet sich etwa 8km außerhalb der Stadt und ist das steil abfallende Ende der Usambara-Berge in das tansanische Tiefland. Er ist damit auch ein herrlicher Aussichtspunkt, an dem wir heute unsere Mittagsrast einlegen. Wie gestern haben wir auch heute wieder ein Lunchpaket erhalten. Und wie immer in Tansania auf dieser Reise, ein Lunchpaket ist mehr als eine Tagesration.

ods_DSC_3810_DxO

Irente Viewpoint

Die Aussicht in die gut 1000m tiefer liegende Ebene ist herrlich, auch wenn sich die Sonne nur vereinzelt blicken lässt und es doch leicht diesig ist.

Wohl gestärkt machen wir uns nach der Mittagsrast wieder auf den Rückweg nach Lushoto. In Lushoto haben nur ganz wenige Straßen in ihrem Leben schon einmal eine Asphaltschicht ihr eigen nennen dürfen, der Rest sind Naturstraßen und -wege.

Im Ort Lushoto zurück flanieren wir noch durch den örtlichen Markt, einen Supermarkt wird man hier nicht finden können. Ein Großteil der Einkäufe wird, wie so oft in Afrika und Südamerika über die örtlichen Märkte abgewickelt. Der Bereich Bau wirkt dabei wie ein Open Air OBI, besetzt mit vielen 2.Wahl Chinaware. Baustoffe werden von Hand auf die Lkws aufgeladen. Auch die Apothekentinkturen und Pülverchen werden an den Ständen angeboten.

ods_DSC_3807_DxO

Lushoto Downtown

Mit dem Bus geht es wieder zurück zu unserer Lodge, wo wir den Tag ausklingen lassen.

Reisetag 13: Usambara Berge - Moshi

Dem Kleinod Usambara Berge kehren wir heute den Rücken, unsere Reise wird uns wieder zurück nach Moshi am Kilimanjaro bringen. Die Fahrtstrecke führt uns dabei über Soni, nicht mit der japanischen Firma verwandt oder verschwägert, in das Tiefland nach Mombo zurück. Ab Mombo fahren wir auf der Landesstraße B1 in Richtung Himo/Moshi, unsere Mittagsrast legen wir in einem Restaurant auf einer Farm in der Nähe von Same, nicht mit dem italienischen Traktorhersteller Same Lamborghini verwandt oder verschwägert, ein.

Auf der weiteren Fahrstrecke nach Moshi sind neben den oben schon erwähnten Sisal Plantagen auch viele Baobabs zu sehen. Baobabs sind die sogenannten Affenbrotbäume, unverwechselbar durch ihre dicken und glatten Stämme und den fast kahl wirkenden Geäst. Die wie Brutkästen anmutenden an den Ästen hängenden Holzkisten sind für Bienenvölker angedacht, scheinen aber heute unbewohnt zu sein.

ods_DSC_3816_DxO

Baobabbaum mit Bienenkästen

ods_DSC_3817_DxO

Maisfeld mit Hütte

Aufgrund diesigem Wetter lässt sich auch heute der Kilimanjaro nicht im Geringsten blicken, der Rest der Gruppe wird ihn auch später nicht zu Gesicht bekommen.

Nachdem wir am zeitigen Nachmittag unser Ziel, das bereits bekannte Springlands Hotel in Moshi erreicht haben, steht noch ein erneutes Briefing an.

Grund dafür ist, dass es ab Morgen für 9 Tage in die Wildnis der Nationalparks im nördlichen Tansania, geht. Die Übernachtungen finden dabei meist im Zelt statt. Da ausländische Reiseveranstalter in Tansania keine eigene Reiseleitertätigkeit durchführen dürfen, dient unser Tourguide als Reisebegleiter. Er macht zwar diese Reise erstmalig, kann aber gerade den Afrika- und/oder Safarineulingen unter uns viel erzählen von seinen langjährigen Erfahrungen als Reiseleiter und Fahrer bei Overlander-Touren im südlichen Afrika.

Morgen wird also nun ein ganz anders gestrickter Reiseteil seinen Anfang nehmen, unsereiner genehmigt sich aber zuvor noch eine gehörige Mütze Schlaf, für mehr als eine Woche letztmalig in einem Bett.

 

navleft          navup          navright