Vorbereitung auf den Kilimanjaro

Oder:

Ein Versuch den inneren Schweinehund auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten zu setzen.

Wie kommt nun jemand, für dem Jogging irgendwo auf halbem Weg zwischen Selbstverstümmelung und vorsätzlicher Körperverletzung liegt, auf die Idee, einen fast einwöchigen Aufstieg über mehr als 5000 Höhenmeter zu wagen? Einen Aufstieg, der manchmal nur als „härtester“ Spaziergang der Welt, von anderen aber als der Aufstieg zum am meisten unterschätzten Berg der Welt bezeichnet wird.

Vor Jahren hatte ich schon Reiseberichte zum Kilimanjaro im Internet gelesen, ich war damals jedoch der Meinung, solch eine Unternehmung sei doch nichts für mich, obwohl ich doch bei manch einem Outdoorversand „Goldkunde“ bin. Folglich habe ich mich über Jahre hinweg nicht mehr mit dieser Thematik beschäftigt.

Im letzten Jahr stand während meiner Perureise eine Wanderung in den Anden rund um den über 6800m hohen Huascaran startend bei 3800m auf über 4800m an. Obwohl das Streckenprofil dazu eigentlich Gegenteiliges hätte erwarten lassen, fiel mir die Wanderung nicht allzu schwer. Große Teile der Gruppe hatten zwar zu Beginn mehr als einen halben Kilometer Vorsprung zu mir, am Ziel an der türkisblauen Lagune 69, umgeben vom schneebedeckten über 6100m hohen Chacraraju, war ich mit fast einer Stunde Vorsprung nur einer von zwei, die überhaupt die Lagune erreicht hatten. Dort am Ziel der Wanderung angekommen dachte ich darüber nach, dass es jetzt eigentlich nur noch gut 1000 Höhenmeter mehr bis zum Gipfel des Kilimanjaro wären. Vielleicht gibt es dort eine Route, die vom notwendigen Anstrengungsprofil meinen Vorstellungen wenigstens etwas entgegen kommt.

Wieder zuhause angekommen rückte der „Kilimanjaro“ aufgrund der in Peru gemachten Erfahrungen wieder mehr in den Fokus meiner Reiseplanungen. Aufstiege auf den Kilimanjaro sind zwar von Deutschland aus buchbar, sind aber nur noch mit einem einheimischen tansanischen, von der Kilimanjaro-Behörde zugelassenen, Bergführer erlaubt. Deshalb bedienen sich die Reiseanbieter eines tansanischen Touroperators vor Ort.

Da die Touren am Kilimanjaro auf vorher festgelegten und vorgegebenen Routen mehrere Tage dauern, muss auch das Gepäck dazu mitgeschleppt werden, Gleiches gilt auch für die Verpflegung. Theoretisch könnte man den Gepäcktransport während des Aufstiegs auch selbst durchführen, aber hierfür bieten sich einheimische Träger geradezu an und dies nicht nur aus eigener Bequemlichkeit.

Soll man einigen einheimischen Familienalleinverdienern ein zusätzliches Einkommen vorenthalten, in einem Land, wo das Bruttosozialprodukt bei kaum 300€/Jahr je Einwohner liegt?

Da aber diese Träger auch ihre eigene Ausrüstung tragen müssen, werden je nach Aufstiegsroute und Gruppengröße pro Reisegast mindestens 2 Träger (Hüttenroute) oder mindestens 3 Träger (Zeltrouten) benötigt. Dieses gilt aber nur, wenn man eine „deutsche Ausrüstungsmentalität“ dazu voraussetzt. Es sind aber auch Gruppen bekannt mit sehr deutlich mehr als 10 Trägern pro Reiseteilnehmer.

Auf Schusters Rappen sind dabei Höhenunterschiede bis zu 4000 Meter zu überwinden. Und alles, was auf den Berg hinaufgeht, sei es Mobilie oder Immobilie, muss auch wieder vom Berg hinunter. Es darf nichts im Nationalpark Kilimanjaro bleiben, auch der Abfall muss wieder den Weg runter ins Tal antreten.

Der Aufstieg erfolgt üblicherweise in einer Gruppe, aber welche Art von Reiseteilnehmer werden mich am Kilimanjaro erwarten?.

Sind es Leute wie Du und Ich?

Sind es gruppenuntaugliche und/oder gruppenunerfahrene Individualisten?

Sind es von Europareisen verwöhnte Bergsteiger?

Ist man dort vor Ort mit lauter Mini-Reinhold-Messner unterwegs, auf der Suche nach dem nächsten „Runners High“?

Haben die Gruppenmitglieder nur den Gipfel im Visier oder ist ihnen gerade das Unterwegssein in der afrikanischen Bergwelt wichtig?

Wie gehen diese Personen mit Misserfolgen während des Aufstiegs um?

Es wäre nicht das erste Mal in meinen Reiseerlebnissen, dass die Schuld bei Problemen dann bei den anderen in der Gruppe gesucht wird. Es gibt leider zu viele Spezies, die zwar jedes Wochenende in den Alpen eine andere Hochgebirgswanderroute unsicher machen, aber nach 2-3 Wandertagen außerhalb ihrer Komfortwohlfühlzone massive psychologische Probleme bekommen. Die Schuld dazu wird dann gerne bei derjenigen Person gesucht, die sich am wenigsten in der Situation wehren kann. Und für diesen Zweck will ich mich nicht hergeben.

Aufgrund dieser Überlegungen steht für mich fest, dass ich, sofern möglich, als 1-Mann-Gruppe den Aufstieg wagen will.

Aber auf welcher Route?

Es gibt verschiedene Routen zum Gipfel des Kilimanjaro. Routen mit Übernachtungen in Hütten oder in Zelten, eigenmächtige Routen sind nicht erlaubt, auch wildes Übernachten ist verboten und wird theoretisch mit sofortigem Rausschmiss bestraft.

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Aufsteigen zum Kilimanjaro kann man z.B. über die

  • Marangu-Route, sie ist bei Außenstehenden am Bekanntesten. Verächtlich wird sie auch oft als die „Coca-Cola“-Route bezeichnet. Dieser Name dürfte weniger auf ihren Schwierigkeitsgrad, sondern auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass sie als einzige Route als Hüttentour möglich ist und in den Lagern Coca-Cola verkauft wird. In bestimmten Hütten sollen auch Alkoholika angeboten werden. Sie startet im Südosten des Kilimanjaro, die Aufstiegs- und Abstiegsrouten sind im Normalfall identisch, der Aufstieg vom Kraterrand zum Gipfel erfolgt über den Gillman’s Point. Im Standardprogramm ist sie üblicherweise auch um einen Tag kürzer im Vergleich zu den anderen Routen. Sie hat auch den besten Ausbauzustand aller Routen, viele der Wege auf der Marangu-Route sind regensicher angelegt und werden auch von der Parkverwaltung in gutem Zustand erhalten. Zusammen mit der
  • Machame-Route versuchen gut 80% (Quelle: TANAPA 2005, nach Kunkler) aller Aspiranten, den Aufstieg zum Kilimanjaro auf diesen Wegen in Angriff zu nehmen. Die Machame, gesprochen „Matschame“ und nicht „matscharme“ startet im Süden des Kilimanjaro. Sowohl die Machame- als auch die Marangu-Route liegen im „Wettergürtel“ des Berges, da die Hauptwindrichtung und somit das Schlechtwetter von Südosten aus auftritt. Auf der Machame übernachtet man, wie auf allen noch weiter unten beschriebenen Routen, in von der Begleitmannschaft mitgeschleppten Zelten. Es sind auch mehr tatsächliche Höhenmeter im Vergleich zur Marangu-Route zu überwinden. D.h., es geht nicht nur rauf, sondern auch schon beim Aufstieg fast 1000 Höhenmeter wieder runter. Sie wird deswegen auch gerne „Whiskey-Route” genannt, auch wenn bisher niemand davon berichtet hat, dass auf dieser Route Whiskey oder andere Spirituosen verkauft werden würden. Im Vergleich dazu, was das Höhenprofil betrifft, ist die Marangu-Route hier eher auf den ersten 30 Kilometern eine stetig ansteigende schiefe Ebene, sie hat hier nie über 18 % Steigung. Konnte man bis 2005 offiziell noch über die Westseite des Gipfelmassivs aufsteigen („Western Breach“), so erfolgt der Aufstieg heute nach Felsabstürzen weiter östlich über den Stella Point in Richtung Gipfel. Diese Route war bisher der auch im Süden zwischen den beiden vorgenannten Routen startenden
  • Umbwe-Route vorbehalten. Aufgrund des Höhenprofils der ersten beiden Tage ist sie die am meisten fordernde Route. Der Rückweg ist analog der Machame über die im Süden zwischen Umbwe- und Marangu-Route gelegene Mweka-Route.
  • Ganz im Westen starten die “Shira-Routen” Londorossi und Lemosho. Diese führen über das bereits erwähnte Shira-Plateau (einem der 3 Berge des Kilimanjaromassivs) und ab den 3.Tag auf identischen Wegen mit der Machame-Route.
  • Eine “Übersteigung” des Kilimanjaro von Nord nach Südost erlaubt die Rongai-Route oder ihre um mindestens einen Tag verlängerte Variante, die Kikeleva-Route. Beide starten im weit weniger feuchten Norden des Kilimanjaro, fast unmittelbar an der kenianischen Grenze. Als Rongai-Route geht es direkt in Richtung des Kibo, dem Hauptberg des Massivs. Die Gipfeletappe ist dann identisch mit der Marangu-Route über den Gillman’s Point. Die Kikeleva-Route zweigt bei 3600m Höhe an der sogenannten „Second Cave“ nach Osten ab in Richtung des über 5100m hohen Mawenzi, der 2.Spitze des Kilimanjaro, um dann nach dem „Sattel“ am Gipfeltag analog der Marangu-Route aufzusteigen. Der Abstieg bei beiden Routen ist identisch auf den Pfaden der Marangu-Route, einzig die Übernachtung beim Abstieg erfolgt in den mitgeschleppten Zelten.

Auf allen offenen Routen muss man nicht Bergsteigen, bestenfalls etwas kraxeln, so steht es zumindest in den verschiedenen Büchern zum Kilimanjaroaufstieg.

Meine Entscheidung fällt auf die Kikeleva-Route. Sie ist wenig frequentiert (je nach Quelle maximal 15% für Rongai- und Kikeleva-Route), hat aber im Vergleich zu den anderen Routen weniger Regenwaldanteil, statt länger als einen Tag nur kaum eine Stunde. Wobei Regenwald für mich aus Erfahrungen in erster Linie nass und dunkel ist und nicht mit strahlend blauem Himmel wie so oft in Kinofilmen. Die Etappe vor dem Gipfelanstieg hat im Vergleich zu den anderen Routen die wenigsten Höhenmeter. Dies könnte von Vorteil sein, da der Start zum Gipfel üblicherweise bereits um Mitternacht erfolgt.

Skizze-Kilimanjaro

Da die Route nun festgelegt ist, muss ich als nächstens einen Reiseveranstalter finden, der diese Route auch in einer „1-Mann-Gruppe“ anbietet. Da ich die anschließende Rundreise sowieso mit Wikinger-Reisen unternehmen will, frage ich direkt beim Reiseunternehmen nach, v. a. da Wikinger auch Individualtouren zum Kilimanjaro im Programm hat. Vor Ort dürfen nur einheimische tansanische Anbieter agieren, was in diesem Falle Zara-Tours in Moshi ist, einem der Großen im Geschäft.

Bis zum Start sind es aber noch 8 Monate, wie soll ich mich auf dieses Unterfangen vernünftig vorbereiten?

So wie ich mich kenne, fällt Jogging als Vorbereitung spätestens nach 3 Tagen flach. Wöchentliche Wanderungen in den 150km entfernen bayerischen Alpen sind mir auf Dauer zu teuer, schon wegen der Treibstoffkosten. Wenn ich mich schon nicht zum physischen Ausdauertraining durchringen kann, dann muss es aber zum psychischen Ausdauertraining reichen. Gerade auf eine richtige Atemtechnik lege ich meinen Schwerpunkt, wobei Atemtechnik für mich als kontrolliertes Ausatmen zu verstehen ist. Das (richtige) Einatmen funktioniert meist von selbst. Gerade aufgrund des geringeren Luftdrucks in großen Höhen will das Kohlendioxid nicht mehr so leicht aus den Lungen wieder heraus. Ich hoffe auch, dass ich auf meine bisherigen Höhenerfahrungen und dem daraus von von mir abgeleiteten Maßnahmenkatalog die richtige Vorgehensweise planen kann. Wissenschaftliche oder sonstige Logik ist hinter dieser Vorgehensweise nicht.

Berganstiege üben und damit auch die Atemtechnik trainieren kann ich zu Hause in der unmittelbaren Umgebung. Als „Bergbewohner“ des 600m hohen Fränkischen Jura sind es meist keine 15 Minuten zu Fuß in die oft mehr als 200m tiefer gelegenen Tallagen der Umgebung. Als Übungsstrecke für den Anstieg dient ein Waldstück, wo auf 200m Wegstrecke 80 Höhenmeter zu überwinden sind, die letzten 30m Höhe sind aufgrund der Steilheit des Geländes nur noch im Charlie Chaplin Watschel-Gang machbar.

Vom Üben der Atemtechnik unter verschärfter Bedingungen mittels einer Maske oder Ähnlichem habe ich in der Vorbereitung abgesehen. Für außenstehende Beobachter solch einer Situation wäre ich sonst wahrscheinlich reif für die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt gewesen.

Das Unternehmen Kilimanjaro dauert mindestens 5 Tage am Berg oder 7 Tage insgesamt. Dies ist aber nur auf der Marangu- und Rongai-Route möglich, weniger lässt die KINAPA, die Nationalparkbehörde des Kilimanjaro, nicht zu. Die Übernachtungen sind nur in Hütten (Marangu-Route) oder auf Zeltplätzen zulässig. Eine andere sportliche Tätigkeit außer (Berg-)Wandern ist nicht erlaubt, kein Mountainbike, kein Paragliding.

Und bei den Zeltplätzen sollte man sich von der Vorstellungswelt eines europäischen Campingplatzes ganz schnell verabschieden. Wie in vielen anderen Ländern auch, ist ein Zeltcamp am Kilimanjaro nichts anderes als eine Fläche, wo es gegen Gebühr erlaubt ist, ein oder mehrere Zelte aufzubauen. Meist ist an dieser Fläche auch noch ein nicht natürlich gewachsener Bretterverhau für die weniger gestörte Erledigung dringender Geschäfte vorhanden.

Zur informativen Vorbereitung zum Aufstieg auf den Kilimanjaro gibt es im Internet und in Buchform unzählige Reiseberichte. An Fachliteratur in Buchform kann man hier z.B. nennen:

  • Kilimanjaro, von Tom Kunkler, ISBN 9783000461170
  • Tansania: Kilimanjaro, von Reinhard Dippelreither, ISBN 9783866860445
  • Kilimanjaro, von Peter Rotter, ISBN 9783922396338

Alle 3 Bücher beschreiben die unterschiedlichen Routen und das ganze „Drumherum“ teilweise sehr genau. Eine Wertung, welches nun das beste Buch sei, möchte ich nicht vornehmen.

Was die mentale Vorbereitung auf den Kilimanjaro so ungemein wichtig macht, sind die immensen Höhenunterschiede. Vom Startpunkt bis zum Gipfel durchwandert man einen Höhenunterschied von mehr als 4000 Höhenmetern, bei 4-5 Tagen Aufstieg also 800 bis 1000 Höhenmeter Tag für Tag. Ein Wert, der deutlich über den einschlägig empfohlenen 500-600m täglichen Höhengewinnen liegt. Diese „Eigenheit“ des Kilimanjaro wird auch sehr oft unterschätzt, eine Höhenkrankheit (AMS, HACE, HAPE, Erklärungen dazu später) kann hier sehr schnell zuschlagen, wobei die Höhenkrankheit weniger eine Krankheit darstellt, als mehr eine Reaktion des Körpers auf seine Unfähigkeit sich an die Höhe anzupassen. Gerade wegen dieser immensen Höhenunterschiede gilt der Kilimanjaro auch als ein sehr unterschätzter Berg. Die Anpassung an die Höhe findet somit am Kilimanjaro auf dem Weg in Richtung Gipfel statt und nicht wie bei vielen anderen Bergen in einem (vorgeschobenen) Basislager.

Sogar Personen wie der Erstbesteiger des Mount Everest Sir Edmund Hilary oder Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, sind am Kilimanjaro gescheitert.

Wer sich etwas mehr Hintergrundwissen zur Thematik rund um Höhe und Bergsteigen bzw. Bergwandern aneignen will, dem kann ich folgendes Buch ans Herz legen:

Höhe x Bergsteigen, von Thomas Lämmle, ISBN 97830028882

Was für mich aber definitiv feststeht:

Auf den Berg geht es nur ohne Tabletten, also ungedopt!

Lauscht man im „Basislager“-Hotel in Moshi den Gesprächen an den Esstischen und vor dem Briefing, so wird hier meist weniger über Kohlenhydrate und Co. als über Diamox, Aspirin, Paracetamol und die zugehörige Verwandtschaft gesprochen.

Die notwendige Malariaprofilaxe mit Lariam dürfte ich terminlich so legen können, dass diese unmittelbar bei der Abreise in Deutschland und dann erst wieder nach dem Kilimanjaro-Abenteuer ansteht. Ich habe mich bei der Malariaprofilaxe für Lariam entschieden, da ich bisher noch nie Probleme damit hatte bzw. noch nie durch die allseits bekannten „lariamspezifischen“ Unpässlichkeiten gemerkt habe , dass ich die Tabletten eingenommen habe. Okay, bei meinem ersten Einsatz von Lariam vor 15 Jahren hatte ich das Gefühl, den bei Lariam allseits bekannten „The-Day-After“ feiern zu dürfen. Lariam ist dafür bekannt, dass am ersten Tag nach der Einnahme der ersten Tablette viele der im Beipackzettel genannten Nebenwirkungen in Sammelform auftreten. Mir war damals sehr schnell klar geworden, dass es sich bei den befürchteten Nebenwirkungen nur um ein „originäres“ Reisefieber gehandelt hat.

Hochgebirge und Malaria, schließt sich dies nicht gegenseitig aus?

Im Prinzip ja, aber nach der ersten Woche am Kilimanjaro stehen ja noch fast 3 Wochen Rundreise in Tansania an. Bis auf 2500m ü.NN kann man noch mit der Anophelesmücke, der Überträgerin des Malariaerregers, rechnen. Aufgrund des geringeren Luftdrucks in Höhen darüber, wegen der stärkeren Winde und der deutlich eisigeren Nachttemperaturen trifft man in größeren Höhen solche Mücken nicht mehr an. Anophelesmücken haben üblicherweise ein „Jagdgebiet“ von etwa 100m Durchmesser. Damit die Mücke den Erreger weiterverbreiten kann, braucht sie aber einen Wirtsträger, den sie vorher gestochen hat. Meist sind dies größere Säugetiere, solche sind aber am Kilimanjaro kaum zu erwarten.

Was die eigene Medizinabteilung („Erste Hilfe Kit“) betrifft, da gibt es nur Pflaster, Pinzette und Desinfektionsmittel. Mit einer einzigen Ausnahme haben Tabletten jeglicher Art, also auch Brause-, Vitamin- oder Mineraltabletten, für mich bei diesem Vorhaben absolutes Hausverbot. Einzig die Aquanett-Tabletten zur Wasserentkeimung dürfen mit auf dem Berg hinauf.

Eigentlich hatte ich für die eventuell notwendige Entkeimung des Trinkwassers am Berg an einen Steripen, eine UV-Sonde mit Batteriebetrieb, gedacht, aber 100€ nur für eine Woche auszugeben war mir zu teuer. Die Aquanett-Tabletten sind bei Entkeimungstabletten die teuerste Methode. Konkurrenzprodukte sind da wesentlich billiger. Auch in der 2-Komponenten-Flüssigform wäre Aquanett deutlich billiger, aber wesentlich umständlicher in der Handhabung. Dafür erspart man sich bei Aquanett trotz chlorhaltiger Rezeptur den sonst bei Konkurrenzprodukten vorhandenen Chlorgeschmack des Wassers.

Welche Kleidung nimmt man nun zum Kilimanjaro mit?

Erschwerend ist es für mich, dass ja nach dem Abenteuer Kilimanjaro noch fast 3 Wochen Rundreise anstehen werden und die Gepäckmenge soll sich ja in Grenzen halten. Um nicht unnötigerweise doppelte Mengen an Kleidung im Gepäck zu haben, halte ich es für mich ratsam, für beide Einsatzzwecke taugliche Kleidung einzupacken. Da die Übernachtungen beim Aufstieg an jedem Tag immer an einem anderen Ort stattfinden werden, muss die richtige Ausrüstungsplanung schon am ersten Tag festgelegt werden. Wenn man schon am ersten Tag die falsche Ausrüstung hat, dann besteht an den folgenden Tagen nicht mehr die Möglichkeit, dass man seine Ausrüstung und hier v.a. die Kleidung ändern kann.

Soll ich jetzt neben der atmungsaktiven Jacke meine Softshell- oder meine altehrwürdige Daunenjacke mitnehmen?

Letztere könnte ich nach dem Kilimanjaro jemanden aus der einheimischen Begleitmannschaft hinterlassen. Vom Gewicht her sind beide identisch. Da die Daunenjacke auch noch das geringere Volumen hat, darf sie mit nach Afrika.

Die Übernachtungen auf beim Weg nach oben finden üblicherweise in den mitgeschleppten Zelten des jeweiligen Anbieters statt, das „Bett“ und seine „Bettgarnitur“ muss man aber meist selbst mitbringen. Die Ausrüstung kann aber auch vor Ort gemietet werden, meist aber nur gebrauchte Gegenstände.

Und schon stellt sich üblicherweise die Frage nach dem richtigen Schlafsack, Daune oder Kunstfaser?

Da ich bereits einen Daunenschlafsack habe, ist diese Wahl schon einmal erledigt.

Aber wie kalt wird es in den Nächten werden, reicht mein Schlafsack dazu aus oder ist hier Handlungsbedarf notwendig?

Mein bisheriger Schlafsack hat 800g Daunenfüllung und war bis jetzt bei Temperaturen bis leicht unter 0°C ausreichend. Ich beschließe für mich, auf meinen jetzigen Schlafsack zu setzen. Wenn es wirklich bis -10°C im Zelt werden sollte, dann wird mir am Berg schon etwas einfallen, die Wärmeleistung zu erhöhen.

Vonseiten der „Matratze“ dürften eigentlich keine negativen Überraschungen zu erwarten sein, auf meine seit Jahren erprobte Downmat dürfte hier Verlass sein. Wer eine Downmat nicht kennt, eine Downmat ist vereinfacht ausgedrückt eine mit Daunen gefüllte Luftmatratze. Sie hatte wesentlich bessere Isolationswerte als die bekannten selbstaufblasenden Isomatten bei deutlich geringerem Packmaß. Bei einer „Matratzendicke“ von 9cm und einer Größe von 195x60cm hat sie ein Packmaß von nur 17cm Durchmesser und 35cm Länge und mit Packsack nur 1200g Gewicht. Zum Vergleich: Meine alte selbstaufblasende Isomatte mit 3,5cm Dicke und 185x60cm wiegt 1350g bei 17cm Durchmesser und 60cm Länge und hat nur 1/3 des Isolationsfaktors, kostet aber auch trotz Markenprodukt nur die Hälfte der Downmat!

Welche Art von Schuhen nehme ich zum Kilimanjaro mit?

Auch wenn man in manch einem Reisebericht flapsig lesen kann, dass man auf der Marangu-Route bis zur Kibo-Hut zur Not auch noch in Badelatschen gehen könnte, steht für mich außer Frage, dass es für mich meine seit Jahren bewährten Meindl Island Pro Bergschuhe am Berg werden. Zusätzlich werde ich meine Tevas ins Gepäck nehmen. Wenn schon nicht zur Verwendung für die Abendgarderobe am Berg, dann wenigstens als Unterlegkeile unter die Downmat, damit der Kopf beim Schlafen auf der Matte etwas erhöht liegen kann.

Als Gepäckstück für das bei der Begleitmannschaft „aufgegebene“ Gepäck werde ich meine wasserdichte Ortlieb Tasche mitnehmen. Man liest zwar in der Literatur, dass das Gepäck am Berg nochmals in Säcken verpackt werden, aber ob diese wasserdicht sind? Ausprobieren will ich dies jedenfalls nicht.

 

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