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“Alpenglühen” des Kibos im Morgenlicht, links der Rebmann-Gletscher, rechts der Stufengletscher “Alpenglühen” am Hans Meyer Peak (5149m) des Mawenzi Reisetag 5: Kikeleva Camp - Mawenzi Tarn Camp Start: Kikeleva Camp 3.630m ü.NN (8:30 Uhr) Ziel: Mawenzi Tarn Camp 4.310m ü.NN (11:30 Uhr) Draußen wird es schon wieder hell. Obwohl ich im Zelt noch nie in dieser Höhe von über 3.600m ü.NN geschlafen habe, ist bei mir von Kopfweh, Übelkeit oder Ähnlichem nichts zu merken. Meinem Pulsoxymeter kann ich irgendwie auch keinen Glauben mehr schenken, denn solche Sauerstoffsättigungswerte hätte ich hier oben nicht mehr erwartet. Ich habe fast das Gefühl, das Gerät zeigt anscheinend nur noch Mindestwerte von über 95% an. Sonnenschein unter den Wolken Kikeleva Camp, Sonnenaufgang zwischen den Wolkenschichten War es innerhalb des Zeltes im Schlafsack den Umständen entsprechend noch mollig warm, gibt es den Schock nach dem Verlassen des Zeltes. Alles, aber auch alles ist mit einer dicken weißen Reifschicht überzogen, es hat also deutlich unter 0°C. Vom Temperaturempfinden her habe ich aber eher das Gefühl, es wäre nicht so kalt. Im Kikeleva Camp befinden wir uns heute bereits über den Wolken, die Sonne ist aber noch darunter, sodass man die kenianische Tiefebene sonnenüberflutet erkennen kann. Hier oben ist zwar wolkenloser Himmel, die Sonne fehlt aber noch. Vielleicht gibt es heute, wie auch schon Gestern, ein Alpenglühen des Kibo und Mawenzi, da die Sonne im Nordosten, also hinter mir und dem Zelt aufgeht. Nachdem die tägliche Katzenwäsche erledigt und somit die persönliche Duftnote wieder in eine leicht erträglichere Geschmacksrichtung verändert worden ist, ist auch der Sonnenaufgang so weit, dass sich an den Spitzen des Kibo sowie des Hans Meyer Peak eine immer stärker werdende Rotfärbung abzeichnet. Nach wenigen Minuten ist der ganze Kibo orangefarben, einmal von den weiß schimmernden verbliebenen Gletscherfeldern des Rebmann- und Stufengletschers abgesehen. Kikeleva Camp, Blick zum Mawenzi Kikeleva Camp, Alpenglühen über den Kibo Kikeleva Camp, Raureif rund um das Zelt, Wolkenbank auf 3700m ü.NN Kikeleva Camp, Raureif rund um das Zelt, Wolkenbank auf 3700m ü.NN Der heutige Weg ist mit gut 5km Länge die kürzeste Tagesetappe, es sind aber fast 800 Höhenmeter bis zum Mawenzi Tarn Camp zu meistern. Nach dem wieder reichlichen und geschmacklich guten Frühstück, machen wir uns bereits um halb Neun auf den Weg, zunächst noch bei gemütlicher Steigung, in einer aber immer niedriger werdenden Vegetation. Aus dem Pflanzenbestand eines zu querenden Tals ragen die unwirklichen und gewaltigen Senecien hervor, eine Bromelienart, die es so offiziell nur am Kilimanjaro gibt. Dies gilt aber nur, wenn man noch nicht in Peru oder Ecuador war, denn Parallelen z.B. zur Puya Raimondii in Peru sind unverkennbar. Aufgrund der isolierten Lage des Berges gibt es am Kilimanjaro viele Pflanzen, die nur hier vorkommen. Blick aus 3800m ü.NN in das kenianische Tiefland Tal voller Senecien auf 4000m ü.NN Zum Vergleich eine Puya Raimondii im peruanischen Nationalpark Huascaran auf gut 4000m ü.NN Ab jetzt wird der Pfad wesentlich felsiger und steiler, die Gräser halten sich, sofern überhaupt noch vorhanden, in ihren Wuchshöhen immer mehr zurück. Hinter uns im Norden ist unter den Wolken das kenianische Tiefland erkennbar, im Westen der Anlauf der Rongai-Route in Richtung des zwischen Mawenzi und Kibo gelegenen Kibo-Sattel. Wir nähern uns Stück für Stück immer mehr der 4000m Grenze, die Sauerstoffmenge je Volumeninhalt in der Luft liegt jetzt nur noch bei 65% im Vergleich zur Meereshöhe. Jetzt wird es doch hoffentlich helfen, dass man in den letzten Tagen nicht wie ein Ochs gerannt ist, also wirklich nur pole pole. Zwischen Kikeleva Camp und Mawenzi Tarn Camp - Blick in Richtung Kibo Warum die nach etwa 2 Stunden beginnende Steilpassage die Zuhilfenahme der Hände benötigt, wie es in der einschlägigen Literatur zum Kilimanjaro beschrieben wird, bleibt mir ein Rätsel. Im kombinierten Allfuß- und Allhandantrieb voran geht es hier eigentlich nur bei einem Blutgehalt im Alkohol von weniger als 99,8%. Auch von dort beschriebenen zu übersteigenden Felspassagen ist nichts zu sehen, haben wir uns etwa verirrt? Nichts dergleichen, aber die Steilheit des Geländes nimmt in diesem Abschnitt deutlich zu. Von den schwer bepackten Trägern werden auch kaum noch Überholversuche vorgenommen. Fast schon in Zeitlupe geht es die etwa 100m im steilsten Abschnitt nach oben. Ist dies wohl schon ein erster Vorgeschmack auf die Gipfeletappe? An dieser Steigung lässt sich auch eine betont langsame aber runde und nicht mit Absetzbewegungen verbundene Gangweise üben. Bei einer Absetzbewegung, d.h. man bleibt fast schon mit einem Fuß stehen, wie z.B. bei höheren Stufen üblich , verliert man sehr viel Muskelspannung in den Beinen und es ist sehr viel mehr anstrengend an Höhe zu gewinnen. Ich habe mir für eine eventuelle Gipfeletappe vorgenommen, auch nicht in den Pilgerschritt zu verfallen, also nicht bei jedem Vorwärtsschritt zusätzlich mit dem Oberkörper eine leichte Verbeugungsbewegung nach vorne zu unternehmen. Solch einen Pilgerschritt sieht man oft in Filmaufnahmen zum Kilimanjaroaufstieg. Wenn schon der Fischers Fritz bei den harten Anstiegen zu seinen Biathlonmädels und -jungs sagt, dass sie nicht in den Rundrücken fallen sollen, dann kann eine solche Vorgehensweise am Berg nur recht und billig sein. Es lässt sich bei durchgestrecktem Rücken einfach freier atmen und wenn man nur mit den Armen den Rucksack von unten etwas nach oben drückt. Der steilste Aufstieg für heute ist geschafft Pause mit Blick auf den Mawenzi in 4200m ü.NN An diese Teststrecke schließt sich wieder ein „Flachland“ an, es bietet sich ein herrlicher Blick auf das Panorama der „Nordwand“ des Mawenzi. Nach dieser Zwischenerholung im „Flachland“ gilt es noch einmal eine Steigung zu überwinden, wir erreichen auf über 4400m den Kesselrand des Mawenzi Tarn. In Laufrichtung rechts sieht man schon die morgige Strecke in Richtung der Kibo -Hut, wir zweigen aber heute nach links bzw. nach Osten ab, um nach gut einem Kilometer in dem an einem See gelegenen Mawenzi Tarn Camp anzukommen. Die windgeschützte Lage in einem Kessel an einem kleinen See, umrahmt von der 800m hohen Skyline des Hans Meyer Peak, macht es wohl zum schönst gelegenen Camp aller Aufstiegsrouten. Es gibt auch nirgendwo anders am Kilimanjaro in diesen Höhen noch flüssiges Wasser bzw. ein Gewässer. Mawenzi Tarn Camp 4310m ü.NN und Hans Meyer Peak 5149m ü.NN See am Mawenzi Tarn Camp In nicht einmal 3 Stunden haben wir die Strecke zurückgelegt. Auch jetzt will sich bei mir noch kein Kopfschmerz oder Unwohlsein einstellen. Wenn da vorher nur noch Luft im Kopf war, ist dann jetzt da auch der Luftanteil niedriger? Scherz beiseite, eigentlich hatte ich zumindest einen Bewegungskopfschmerz erwartet, d.h. bei schneller Kopfbewegung braucht das Hirn etwas länger zum Abbremsen. Man hat dann das Gefühl die Hirnmasse würde an der Schädelwand anschlagen. Solch ein Schmerz wäre ein Anzeichen, dass sich der Organismus noch in der Anpassungsphase zur Höhe befindet. Der Einstieg in eine Höhenkrankheit ist die AMS (acute mountain sickness), bei uns auch „akute Höhenkrankheit“ bezeichnet. Ihr Leid- bzw. Leitsymptom ist der Höhenkopfschmerz. Daneben treten frühzeitig auch Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwächegefühl, Schwindel, nächtliche Atempausen und Schlafstörungen ein. Die akute Phase tritt ein, wenn sich dazu noch Erbrechen, Atemnot auch in Ruhe, schwerer Husten mit bräunlichem Auswurf sowie extrem verringerte bis fehlende Harnproduktion gesellen. Unbehandelt bzw. ohne eine Gegenreaktion auf diese Symptome kann sie tödlich enden. Die wichtigste Reaktion darauf ist der umgehende Abstieg nach unten. Kommt es auch noch zu neurologischen Symptomen wie Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Ataxie und Sehstörungen, so ist der Einstieg zum Höhenhirnödem erreicht, in der Literatur meist HACE (high-altitude cerebral edema) genannt. Alleine oder in Verbindung mit dem Höhenhirnödem kann das Höhenlungenödem (HAPE) auch ohne Vorwarnzeichen auftreten. Durch eine Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe ist der Sauerstoffaustausch stark reduziert. In dieser Phase ist plötzlicher Leistungsabfall das Leid- bzw. Leitsymptom. HACE und HAPE führen unbehandelt bzw. ohne eine Reaktion darauf zum Tode! Unmittelbar bei Ankunft messe ich aus Interesse meine Sauerstoffsättigung im Blut, 95% bei Puls 125 und das auf 4315m ü.NN. Dem Pulswert kann ich ja noch vertrauen, aber beim Sauerstoffgehalt muss sich doch mein Pulsoxymeter vermessen haben! Meine Messung wird auch von einer anderen Gruppe beobachtet, aus Interesse wollen auch sie eine Pulsoxymetermessung durchführen. Auch wenn sie schon 10-20 Minuten vor mir angekommen sind, die Sauerstoffwerte liegen alle unter 90% und die Pulszahlen meist über 130. Mein Gepäck ist zwar schon da, aber das Zelt fehlt noch, auch die Kochausrüstung ist noch auf der Strecke. Bei herrlichem Sonnenschein und Temperaturen um die 20°C lässt sich die Wartezeit problemlos genießen. Egal wo man den Blick schweifen lässt, die Aussicht ist einfach nur herrlich, auch wenn man vom Camp aus den Kibo aufgrund der Kessellage nicht sehen kann. Zum Glück werden die Träger mein Zelt auch weit weg vom Wasser aufbauen, denn mein Packsack liegt als Zeltmarkierung ohne mein Zutun weit vom See entfernt. Ich habe zwar keine Angst, dass es heute Nacht hier oben zu einer Überschwemmung kommen könnte, aber direkt am Wasser ist es in den Morgenstunden immer wesentlich kälter als weiter davon entfernt. Aber warum stehe ich jetzt schon fast eine Stunde ohne Kopfbedeckung in der Landschaft herum? Bin ich denn total bescheuert, einfach den Hut abzunehmen und nicht mehr aufzusetzen! Irgendwie wird es mir ein wenig warm in der Birne, es fehlt nicht mehr viel und ich könnte mir am Kopf die Hand verbrennen, man bin ich blöd! Da versucht man alle Vorbereitungen gegen eine Höhenkrankheit zu treffen und provoziert ohne Notlage einfach einen Sonnenstich! Jetzt hilft nur noch eines, sofort ins Zelt und die nächsten 1-2 Stunden nicht mehr unter die Sonne. Zum Suchen im Rucksack hatte ich den Hut abgenommen und einfach nicht mehr aufgesetzt. Da mir aber das anschließende warme Mittagessen noch sehr gut mundet und der Appetit auch noch ganz normal ist, habe ich die Notlage doch noch rechtzeitig erkannt. Mit meiner selbst verordneten Zwangspause fällt natürlich der Aufstieg zum 50m höher gelegenen Bienenkorbfelsen als Akklimatisationshilfe flach. »Go high, sleep down« – so heißt eigentlich die Devise beim Höhenbergsteigen. Man sollte also bei der Schlafhöhe unter der höchsten erreichten Höhe des Tages bleiben. Persönlich bin hier aber eher der Meinung, dass es sich dabei um ein vereinfachendes Sprichwort handelt. Woher soll der Organismus eigentlich wissen, dass man schon für ein paar Minuten weiter oben in der Höhe war? Da müssten ja verdammt schnell neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn geknüpft werden. Ich vermute den positiven Effekt einer niedrigeren Übernachtungshöhe eher auf der psychologischen Seite. Wenn der Verstand zum Unterbewusstsein sagt, dass das beginnende Problem ja nicht an der Höhe liegen kann, da man ja schon höher oben war und dort das Problem noch nicht da war, dann gibt sich das Unterbewusstsein eher mit der Antwort zufrieden, dass alles noch den Umständen entsprechend in Ordnung ist. Ähnliches dürfte für den Fall gelten, wenn sich Höhenprobleme durch den Abstieg auf Schlafhöhe verringern. Der Teufelskreis von Unterbewusstsein und Verstand nach dem Motto »Wenn er denkt, dass ich denke, dass er denkt …« endend im »Hilfe ich werde höhenkrank«-Symptom wird hoffentlich zeitlich nach hinten verschoben oder gleich gänzlich unterbrochen. Für mich gilt hier immer der vielleicht primitiv anmutende Spruch: Was haben seekrank, höhenkrank und der Schlackeneinschluss beim Schweißen gemeinsam?« Die Antwort: »Kaum denkt man nur daran, hat man es schon!« Oder anders ausgedrückt: Die (übertriebene) Angst vor dem Problem führt erst zum Problem, sinnbildlich wiedergegeben im afrikanischen Sprichwort: »Die Furcht vor der Gefahr ist schrecklicher als die Gefahr selbst.« Auch sollte man die Einschätzungen der Reaktionen des eigenen Körpers in der Höhe nicht zwischen der Höhenanpassung (Adaption) und der Höhenakklimatisation verwechseln. Aber wer will seinem Organismus noch die Zeit geben, sich von selbst anzupassen? Viel zu oft ist im täglichen Leben ein pharmazeutisches oder homöopathisches Helferchen zur Hand für Dinge, die der Körper auch ganz von alleine selbst regeln könnte. Hat der eigene Körper dies in den Jahren zuvor unter tatkräftiger Mithilfe des eigenen „Verstandes“ professionell und konsequent verlernt, wie soll er es dann in dieser Ausnahmesituation am Berg urplötzlich wieder beherrschen? Kennt man denn sein Innenleben so weit, dass man dabei die Reaktion und/oder beginnende Hilflosigkeit seines eigenen Körpers überhaupt unterscheiden kann oder Willens dazu ist? Darf man den Gesprächen im Basishotel vor dem Aufstieg Glauben schenken, dann sind die pharmazeutischen und homöopathischen Abteilungen in den Rucksäcken vieler Kilimanjarobesteiger besser ausgestattet als ein Großteil der Apotheken und Krankenstationen im restlichen Tansania. Eine vielleicht noch vorhandene mentale Leistungsfähigkeit teste ich gerne durch das Lösen von Kreuzworträtseln. Da dies heute auch noch nach dem Mittagessen problemlos funktioniert, habe ich mit dem Sonnenstich noch mal Glück gehabt, dem Organismus also genügend Zeit und Muße zur Reaktion gegeben. Wenn sich der Organismus dabei nicht „verrennt“, ist auch kein pharmazeutisches Eingreifen notwendig. Auch ist es sicherlich eine innerliche Genugtuung seinem Organismus dabei beobachten zu dürfen, wie er die Situation alleine erfolgreich meistert, ohne dabei die Boni von Pharmaziemanagern in die Höhe treiben zu müssen oder sich in den Tentakelnetzen der Homöopathie verfangen zu müssen. Campbetrieb im Mawenzi Tarn Camp Kaffee kochen auf Tansanisch Nach dem Abendessen steht wieder das alltägliche Briefing für den nächsten Tag an. Morgen wird es zu Mittag nur kalte Küche geben, da wir sonst etwas spät am Ziel ankommen würden. Auch müssten die Träger das zusätzlich notwendige Wasser vom Last-Water-Point der Marangu-Route zusätzlich holen, weil sonst die erlaubten Ladungsgewichte der Träger überschritten wären. Es soll morgen nicht, wie ursprünglich in der Reiseausschreibung, zur School Hut gehen, sondern zur Kibo-Hut. In der Kibo-Hut übernachten die Aufsteiger über die Marangu-Route in Steinhütten, wir übernachten wie gewohnt in Zelten (eine Hüttenübernachtung wäre gar nicht erlaubt). D.h. schon ab morgen Nachmittag gibt es den oft beschriebenen Autobahnbetrieb der Marangu-Route zu erleben. Die etwa 1 Wanderstunde entfernt von der Kibo-Hut gelegene School Hut hätte zwar wegen ihrer abgelegenen Lage ein Plus an Ruhe bedeutet, aber morgen und am Gipfeltag eine längere Strecke zur Folge. Auf einer neuen persönlichen Rekordhöhe von 4315m ü.NN versuche ich heute das Einschlafen im Zelt, was mir auch umgehend gelingt, auch wenn es immer nur ein mehrmaliger 1 bis 1½ Stundenschlaf wird. Dies dürfte aber nicht nur an der Höhe liegen (-hoffentlich-). Damit man aber überhaupt einschlafen kann, braucht man warme Füße. Dazu ist es notwendig den Luftraum in unteren Fußbereich des Schlafsacks zu verringern, indem ich meine Windjacke über selbigen lege. Dies erspart so manchen Fußschweiß an der Kleidung, wenn man diese Kleidungsstücke in den Fußbereich des Schlafsacks mit hineinnehmen würde. Was das Schweißverhalten an diesen Körperpartien bei mir betrifft, so bin ich hier in keinster Weise ein „Stinkstiefel“. Und ich hoffe, dass es sich in anderen Bereichen nicht anders verhalten wird. Und was hilft dazu, dass man zuvor schon keine kalten Füße bekommt, v. a., wenn man sich nach der Wanderung kaum noch bewegt hat und somit das persönliche Auskühlen testet? Ganz einfach: Eine Mütze aufsetzen! Hört sich zunächst bescheuert an, ist aber äußerst effektiv. 1/3 des energetischen Grundumsatzes des Menschen benötigt der Kopf. Trotz eventuell noch vorhandener Haarpracht hat der Kopf eine riesige Oberfläche für Wärmeverluste. Ist man außer am Kopf warm angezogen, dann können bis zu 90% der Wärmeverluste in der Kopfgegend erfolgen. Da der Körper versucht das Gehirn und somit seinen Kopf optimal zu versorgen, zieht er die Wärme aus anderen Regionen und hier v. a. von den Füßen ab, falls die Temperatur im Kopf zu stark abfällt. Mit Mütze braucht er dies nicht bzw. kaum und die Wärme kann auch noch in den Fußsohlen bleiben. Da Wanderschuhe ein hohe Sohle haben, reduzieren auch diese das Auskühlen an den Fußsohlen. Eventuell ist es dann auch durchaus ratsam, im Essenszelt am Stuhl sitzend unter die Schuhe sein Iso-Sitzkissen zu legen. Auch dies schiebt das kalt werden der Füße zeitlich nach hinten hinaus. Ebenfalls sollte man im „Schlafzimmer“-Zelt die Füße, auch noch bei angezogen Schuhen, nie auf dem blanken und kalten Boden legen. Aus eigener Erfahrung ist es sehr ratsam mit möglichst wenig Kleidung im Schlafsack zu nächtigen. Auch wenn viele von wahren Kleiderschichtenorgien im Schlafsack am Kilimanjaro berichten, mehr als kurze Unterhose und T-Shirt kommen mit mir auf dieser Tour nicht in den Genuss eines warmen Schlafsacks. Sollte es wirklich etwas zu kalt an den Füßen werden, dann kann ich immer noch meine Jacke über den Fußbereich des Schlafsacks legen. Damit erhöht sich zwar nicht die Isolationswirkung des Schlafsacks, es reduziert sich aber die aufzuwärmende Luftmengen im Fußbereich des Schlafsacks. Auch heute ist in den Nachtstunden wieder eine große Unruhe in der Zeltstadt. Es wird zwar weniger geredet als tags zuvor, aber die diversen Hustensymphonien aus den verschiedenen Zelten haben nochmals deutlich an Intensität zugenommen. Ebenso war bereits zuvor beim Essen der Geräuschpegel in den Essenszelten der jeweiligen Gruppen im Vergleich zu den Vortagen auf deutlich niedrigerem Niveau gewesen. Aber jetzt ist wieder genug für heute geredet, morgen ist auch wieder ein Tag und vorher brauche ich noch mindestens eine Mütze Schlaf.
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