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Laguna 69 (ca. 4700m ü.NN) und Chacraraju 6112m

Tag 7: Zur Laguna 69

Trotz der Höhe von 3600m und 2 Gläsern Rotwein am Vorabend verläuft die Nacht im Zelt ohne irgendwelche Probleme mit der Höhe.

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Zeltplatz am Morgen, links Huandoy 6360m und rechts Huascaran 6768m

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Campingtisch warten auch schon unsere Taxis, die uns zum Ausgangspunkt der heutigen Wanderung bringen.

Die Fahrt führt uns zunächst zum Parkeingang des Nationalparks Huascaran. Während Reiseleiter Gunter für uns die Tickets löst, wechseln die Taxifahrer schnell einen platten Reifen (ohne dass von den Fahrgästen jemand aus dem Auto aussteigt).

Über Serpentinen steigt die Straße an, bis man in dem schluchtartigen Tal zur ersten Laguna der Lagunas LLanganuco, der im Sonnenlicht türkisfarben glitzernden Laguna Chinanchoca, kommt.

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Laguna Orconcocha der Lagunas LLanganuco, (c) by A. Krohn

Unsere Fahrt geht noch weiter, auch an der 3846m hoch gelegenen Laguna Orconcocha vorbei zum Startpunkt unserer Wanderung auf fast 3900m, bevor die Straße weiterführt zum 4737m hohen Pass Portacheulo Llanganuco. Kaum vorstellbar, dass diese Schotterpiste eine der Verbindungsstraßen in das kaum 50km entfernte Amazonas-Tiefland ist. An den Lagunen bietet sich auch wieder ein Blick auf den alles überragenden schneebedeckten Huascaran.

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Lagunas Llanganuco und Huascaran im Hintergrund

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Eine der Hauptverbindungsstraßen in das Amazonas-Tiefland an den Lagunas LLanganuco

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt starten wir die Wanderung zur Laguna 69. Zunächst geht es bergab durch einen Myrtenwald in die Quebrada Demanto (in manchen Reiseführern auch Yanapacha genannt). Nur leicht ansteigend geht es die nächsten 2km den Talboden entlang, bis die Serpentinen beginnen. Natürlich lässt sich es in diesem Tal auch der Huascaran nicht nehmen, sein Antlitz den Wanderern anzubieten. In Wanderrichtung erspäht man auch schon das Schneemassiv des 6112m hohen Chacraraju. Und blickt man nach West, dann erspäht man auch zwischen den vorgelagerten Bergen eine Spitze des 6360m hohen Huandoy. Alle 3 Eisriesen sind kaum 8km von uns entfernt.

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Blick in die Quebrada Yanapacha und zum Chacraraju

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Blick von der Quebrada Yanapacha zum Huascaran

Jetzt heißt es sich die Luft einteilen, denn es sind von hier aus noch gut 800 Höhenmeter bis auf Mont Blanc Niveau zu überwinden. In lang gestreckten Serpentinen geht es an einem gut 100m hohen Wasserfall vorbei. Bin ich so langsam oder die 5 aus der Gruppe vor mir so gut durchtrainiert? Irgendwie wollen sie mir davonlaufen. Aber vor jeder Serpentine werden sie immer langsamer. Da ich trotz der Höhe immer noch in meinem 4er-Takt wandern kann(jeden 4 Schritt einatmen), beschließe ich ohne Pause immer weiterzugehen. Auch die 500m Vorsprung unser Besten habe ich bis zum ersten Hochtal auf 4400m aufgeholt, irgendwie werden alle anderen langsamer (obwohl sie mit einer Ausnahme sicherlich 20-30kg Lebendgewicht weniger als ich rumschleppen).

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Aufstieg von der Quebrada Yanapacha zur Laguna 69

Am vereinbarten Pausenpunkt habe ich alle eingeholt und irgendwie ist mir jetzt gar nicht nach Pause. Der Tag heute in dieser Umgebung ist herrlich und ich melde mich bei unserem Reiseleiter ab, ich werde gleich weiterwandern. Von den 10 Anderen der Gruppe wird nur noch eine Person so wie ich weiterwandern, die Höhe zollt bei allen anderen ihren Tribut.

Da die nächsten 2km eben sind, komme ich trotz der Höhe auf die bescheuerte Idee, diese möglichst schnell hinter mich zu bringen. Kaum 20 Minuten dauert die Durchquerung des Hochtals, aber binnen 20 Schritten hat mich die Realität, d.h. die Atemnot eingeholt. Man bin ich blöd, hat Das sein müssen, es weiß doch eigentlich jedes Kind, dass man im Hochgebirge nicht rast! Ich beschließe die nächsten Meter im Gänsemarsch zu laufen, bis die Atmung zumindest wieder im 3er-Takt ist.

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Hochtal auf 4400m

Wieder in Serpentinen geht es weiter in die Höhe, Gunter hatte schon zu Beginn der Wanderung eingewiesen, dass das Höhenprofil am Ende des Aufstiegs wie auch die Aussicht atemberaubend sei, ich bin also vorgewarnt. Ich muss zwar sehr oft atmen, aber irgendwelche Anzeichen einer Überanstrengung oder dass mich die Kraft verlässt erkenne ich nicht. Trotz einer Geräuschkulisse meinerseits wie eine altersschwache Dampflokomotive macht es Spaß dem Ziel immer näher zu kommen.

Da ich davon ausgehe, dass eine steile Spur an der linksseitigen Bergflanke die von Gunter vorgewarnte “steile Stelle” darstellt, bin ich doch überrascht, auf gleichem Höhenniveau kaum 200m entfernt ein türkisfarbenes Gewässer zu erkennen. Ich bin oben an der Laguna 69 angekommen, irgendwo zwischen 4600m und 4800m. Mit den Höhenangaben in Peru darf man es nicht zu genau nehmen, 100m plusminus kommen hier oft auf Karten und Tafeln vor. Auch auf der Karte Tage später im Hotel lässt sich die Höhe der Lagune gerade wegen zu vieler und enger Höhenlinien schlecht einschätzen.

Der Anblick der ca. 200x300m großen Laguna 69 unter dem zwar wolkenverhangenen aber sonnendurchfluteten Himmel entschädigt für alle Strapazen. Und zu allem Überfluss liegt die Laguna 69 an der Schneeflanke des über 6100m hohen Chacraraju, einfach nur traumhaft, Welt wie bist Du schön. Und alles ohne Kopfweh, Schwindel, mit einem normalen Ruhepuls (innerhalb kürzester Zeit) und genügend Appetit bei der Mittagsrast, d.h. ohne Höhenprobleme.

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An der Laguna 69 angekommen

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Laguna 69

Gut eine Stunde genieße ich den Augenblick hier oben, bevor es wieder auf gleicher Strecke zurückgeht. Mehr als 2 Stunden dauert es, bis wir “Gipfelstürmer” wieder den Rest der Gruppe im Tal erreichen. Sie haben es sich am Bach bequem gemacht. Der Huascaran ist schon komplett in Wolken gehüllt und auch der Chacraraju hat den Vorhang zugezogen.

Mit den Taxis geht es wieder zurück zu unserem Zeltplatz außerhalb des Nationalparks. Reiseleiterin Inge wartet schon mit Kaffee und Kuchen und ich vergeblich auf einen Muskelkater am darauf folgenden Tag.

Unter dem 100.000-Sternezelt des Himmels genießen wir es auch heute wieder ein vorzügliches Campingessen. Wie gestern gibt es auch heute am Lagerfeuer noch viele Geschichten zu erzählen.

Ein herrlicher Tag geht zu Ende aber die Welt wird sich weiterdrehen.

 

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