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Tag 14: Swakopmund - Walvis Bay - Sossusvlei Die ersten Kilometer unserer heutigen Fahrtstrecke führen uns zunächst auf der fast schon direkt am Atlantikufer gelegenen Straße von Swakopmund nach Süden in das kaum 40km entfernt gelegene Walvis Bay (Walfischbucht). Ein Ort, der schon von seinem wohlklingenden Namen her etwas Besonderes verspricht. Die inzwischen fast 70.000 Einwohner zählende Stadt Walvis Bay war bis 1994 eine südafrikanische Enklave, kam somit erst 4 Jahre nach der Unabhängigkeit zum Staat Namibia hinzu. Die Stadt liegt an der Mündung des Kuiseb Flusses, dessen Wasser erreicht aber nur selten oberirdisch den Atlantik. Das Wasser des Kuisebs versickert unterirdisch zuvor in den Sandschichten der Namib und erreicht erst bis zu 70 Jahre später die Küste. Die nährstoffreiche Bucht rund um die Stadt hatte bis in das 17. Jahrhundert noch den Namen „Sardinenküste“ und wurde erst ab dann die „Walfischbucht“ genannt. 1878 wurde die Bucht von den Briten annektiert und blieb eine britische Enklave im deutschen Kolonialgebiet. Neben dem Fischfang sind es vor allen die Bodenschätze, die Walvis Bay prägen. Seien es Uranminen oder die Meersalzgewinnungsanlagen. Und wenn es Meersalz und eine Bucht gibt, dann sind auch Flamingos nicht weit. Diese Vögel betrachten wir uns bei einem Halt an der Uferpromenade der Flamingo Lagoon am Ende der Bucht. Flamingos in Walvis Bay Flamingos in Walvis Bay Nach dem Zwischenstopp an der Lagune machen wir uns auf den Weg in das Landesinnere. Der erste Teil der Straße ist noch asphaltiert, danach beginnt die schotterige „Gravel Road“, wir befinden uns jetzt in der Ebene der Zentralnamib. Nach fast 100km Fahrt, in der Gegend rund um den Kuiseb Canyon ändert sich die Landschaft dann schlagartig, die Mondlandschaft ist weg und für einen kurzen Zeitraum ist es eine Berg- und Tallandschaft. Mondlandschaft der Zentralnamib unweit des Kuiseb Canyons An einem Aussichtspunkt nach der Ebene machen wir einen Halt. Es ist schon etwas verwunderlich, wie sich hier ein einzelner Köcherbaum in der Landschaft verirren kann. Der Köcherbaum ist eine sukkulentenartige Aloenart (Aloe dichotoma) und wie der Name schon verrät wurden die Äste der Bäume von der Buschleuten als Pfeilköcher verwendet. Köcherbaum am Rande der Mondlandschaft der Zentralnamib Kuiseb Canyon Einige Kilometer weiter erreichen wir einen weiteren Aussichtspunkt, der Blick auf eine Höhle bietet. Zunächst eigentlich unspektakulär, nur die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, hat schon etwas Besonderes an sich. In dieser Höhle verbrachten die beiden deutschen Geologen Henno Martin und Hermann Korn zu Beginn des zweiten Weltkrieges aus Angst vor der Internierung in konzentrierten südafrikanischen Lagern mehr als zwei Jahre mit Ausnahme eines Radios völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Höhle von Henno Martin und Hermann Korn unweit des Kuiseb Canyons auf der Farm Niedersachsen Das daraus entstandene auch mental tiefgreifende Buch von Henno Martin „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ kann ich nur empfehlen. Ein Zitat eines südafrikanischen Polizisten nach der damaligen Entdeckung des Lagers: „Da kann man keine drei Tage überleben und die beiden haben es mehr als 2 Jahre ausgehalten“. Mal eine ganz andere Art von „Surviveln“ im Vergleich zu Bear Grylls und Konsorten. Nach dem Kuiseb Canyon wird die Namib wieder flach und wir nähern uns dem südlichen Wendekreis, dort wo die Sonne zur Wintersonnenwende mittags senkrecht steht. Da dies im Sternzeichen des Steinbocks passiert, ergibt sich auch der Name “Wendekreis des Steinbocks” (Tropic of Capricorn). Der nördliche Wendekreis ist dann der “Wendekreis des Krebses” (Tropic of Cancer). Unser LKW-Fahrer Willard am Wendekreis des Steinbocks Zur Mittagszeit erreichen wir den Ort Solitaire, wo wir eine Mittagsrast einlegen. Anschließend geht es in Richtung Süden weiter zu unserem heutigen Tagesziel, dem Eingangsbereich zum Sossusvlei. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Camp am Eingang des Sossusvlei unweit des Sesriem Canyons. Da sich der Campingplatz innerhalb des Parks befindet, können wir morgen schon gut eine Stunde vor den außerhalb übernachten müssenden Lodgeübernachtern starten. Das äußere der beiden Gatter öffnet morgens erst eine Stunde nach dem inneren Gatter. Tag 15: Sossusvlei und Sesriem Canyon Noch bei Dunkelheit vor 6 Uhr stellen wir uns am inneren Gatter des Parks mit dem LKW an, um auch zum Sonnenaufgang an der Düne 45 sein zu können, wir sind da wirklich nicht die Einzigen. Bis auf die letzten 5 Kilometer vorm Sossusvlei ist die Straße dorthin auf 70km asphaltiert, als einzige Straße im Umkreis von 150km. Bei meinem Besuch vor 20 Jahren war diese Straße gerade im Bau. Damals habe ich den Sinn dieser Maßnahme nicht verstanden, aber wenn hier tagtäglich hunderte von Fahrzeugen den Wüstenstaub aufwirbeln würden, könnte man von der Farbenpracht der Umgebung kaum noch etwas wahrnehmen. Sonnenaufgang an der Düne 45, Blick nach Osten Worum handelt es sich beim Sossusvlei, einem Haupttouristenziel in Namibia, überhaupt? „Vlei“ bedeutet Pfanne bzw. Senke, „Sossus“ bedeutet „blinder Fluß“. Das Sossusvlei ist somit eine von Sanddünen umschlossene beigefarbene Salz-Ton-Pfanne. Die höchste dieser Dünen ist 350m hoch, also eine der höchsten Dünen auf der Welt. Das Sossusvlei ist auch das Trockenflußtal des Tsauchabflusses, der es alle 20 bis 30 Jahre auch einmal schafft bis ins Vlei hinein Wasser zu führen. Ein solches Bild ist auch auf Wikipedia zu sehen, siehe hier. Wir machen einen Halt an der Düne 45. Ob der Name der Düne nun von der Durchnummerierung der Dünen oder von der Lage am „Autobahnkilometer“ 45 kommt, darüber streitet man sich ausgiebig. Zum Sonnenaufgang wollen wir am Kamm entlang auf die rotfarbene Sicheldüne 45 steigen. Fast 50 Personen haben anscheinend das gleiche Ansinnen, so beschließe ich mich zurückfallen zu lassen und die sich immer wieder ändernden Farbenprachten in der Ruhe und Abgeschiedenheit auf halber Höhe der Düne erleben zu können. Mein Ansinnen gelingt und weit und breit ist niemand zu sehen oder zu hören. Düne 45 - Die Spitze der Düne ist auf dem Bild nicht zu sehen Düne 45 - Sonnenaufgang Düne 45 Düne 45 Düne 45 Düne 45 Düne 45 Düne 45 - wer lässt hier eine Kippe liegen? Nach dem Ausflug auf die Düne steht zunächst einmal das gemeinsame Frühstück am Fuße der Düne an. Anschließend fahren wir weiter bis zum Parkplatz am Ende der Asphaltstraße. Von hieraus fahren kostenpflichtige Allradjeeps die letzten 5-6km durch den tiefen Sand bis zum Vlei. Wir haben für uns entschieden, dass wir alle aus der Gruppe die Strecke dorthin zu Fuß in Angriff nehmen werden, wir sind die Einzigen mit diesem Vorhaben. Jetzt am Morgen sind die Temperaturen noch erträglich, zur Mittagszeit können es zur “Hochsaison” auch schon einmal 40°C werden. Zu Fuß auf dem Weg in den Sossusvlei Da man manchmal schon etwas tiefer in den Sand einsinkt, wird der Weg zum Sossusvlei keine leichte Aufgabe. Dass es aber hier (nicht zu wenig) Wasser geben muss, davon zeugen die nicht immer klein gewachsenen Kameldornbäume am Wegesrand bzw. Trockenflussufer. Auch ein Oryx begleitet uns auf der Wegstrecke. Zu Fuß auf dem Weg in den Sossusvlei - Bäume Zu Fuß auf dem Weg in den Sossusvlei - Oryx Zu Fuß auf dem Weg in den Sossusvlei - das Ende naht Die vielen Jeeps, die uns auf unserer Wanderstrecke überholt haben, hätten es schon vermuten lassen: es werden Menschenmassen werden, die wir vor dem Vlei antreffen werden. Genaugenommen sind es neben dem Sossusvlei zwei weitere Vleis, der “Deadvlei” und der “Hidden Vlei”. Sossusvlei - wahre Menschenmassen auf dem Weg zum Deadvlei - im Bild links hinten die “Big Daddy”-Düne, mit 350m Höhe eine der höchsten Dünen der Welt Wie alle anderen hier machen wir uns auf den Weg vom Parkplatz zum Deadvlei, was noch einmal gut einen Kilometer Sand unter den Füssen bedeutet. Die gut 60 Hektar große hellbeige Trockensenke des Deadvlei ist komplett von Dünen umgeben, nur die vielen wie verbrannt wirkenden Baumstümpfe wirken so richtig surreal. Es sind abgestorbene Kameldornbäume, die bereits im 15.Jahrhundert abgestorben sind. Aufgrund der extremen Trockenheit verrotten sie nur sehr langsam und sind deshalb bis heute erhalten. Deadvlei Auch wo man eigentlich kein Leben mehr in der Natur vermutet, gibt es noch “Grünzeug”, irgendwo lässt sich also noch Wasser speichern. Deadvlei - abgestorbener Kameldornbaum und neues Leben auf der Düne Deadvlei - “grüne Wiesen” am Rand, abgestorbene Kameldornbäume, Fotoobjekte und gruppenspringende Touristen (rechts im Bild) Es gibt am Deadvlei angekommen trotz der eigentlichen Trostlosigkeit vieles zu sehen. Nachdem wir uns satt gesehen haben, geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt des Deadvlei-Trails. Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir am eigentlichen Sossusvlei gar nicht waren. Aus der Erinnerung vor 20 Jahren war mir bekannt, dass wir damals bis zur Düne (der Big Mama Düne) fahren konnten. Dafür gab es aber den Deadvlei nicht zu sehen. Erstmals seit vielen Jahren habe ich bei dieser Reise keine knöchelhohen Wanderstiefel dabei, da mir der Wanderanteil auf der Tour eigentlich relativ gering erschien. Somit habe ich die Tour mit sogenannten „Zugstiegsschuhen“ unternommen, Outdoor-Wanderschuhen mit relativ fester Sohle, also keine Trailrunner mit weicher „Marshmellow“-Sohle. Da ich fast ein bisschen aus den Schuhen herausgewachsen bin (die Zehen stehen vorne an, wenn die Füße bei Belastung anschwellen, was im „Normalbetrieb“ ja nicht der Fall ist), kündigt sich an einer Ferse eine Blase an. Selber schuld, wenn ich falsches Schuhwerk verwende. Ich bin deshalb am Überlegen, ob den kostenpflichtigen Jeepservice (80 namibische Dollar <=> 5-6€) zum Parkplatz in Anspruch nehme. Da wir aber genügend Zeit haben, mache ich mich wieder zu Fuß auf den Weg zurück zum Parkplatz unseres LKWs. Vorher genehmige ich mir aber noch ein Blasenpflaster an der betroffenen Stelle. Die Blase lässt sich zwar nicht zur Gänze verhindern, wird aber unter dem Schutz des Pflasters folgenfrei und ohne Einschränkungen in den nächsten Tagen abheilen. Am Parkplatz des LKW alle angekommen fahren wir anschließend zurück zum Campingplatz am Parkeingang und genehmigen uns dort unser Mittagessen. Nach einer Mittagssiesta statten wir dem „Sechs-Ochsen-Riemen“-Canyon einen Besuch ab. So tief, d.h. gut 30m tief, hat der Tsauchabfluß in das Sedimentgestein vor 5 Millionen Jahren den fast 1km langen Sesriem-Canyon (Sesriem = „Sechs Riemen“) in den Namibboden hineingegraben. Nur selten führt dieser Canyon Wasser. Sesriem Canyon Sesriem Canyon Sesriem Canyon Sesriem Canyon Sesriem Canyon Sesriem Canyon Sesriem Canyon - und es gibt doch Wasser Sesriem Canyon - fast perfekt getarntes Spinnennetz Sesriem Canyon Nach einer ausgiebigen Wanderung geht es wieder zurück zu unserem Campingplatz. Kaum dort angekommen, beginnt auch schon die Dämmerung. Ein wirklich farbenfroher Tag neigt sich seinem Ende entgegen.
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