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Tag 19: Maun - Okavangodelta Das Okavangodelta, schon alleine der Name assoziiert mit einem einmaligen Naturschauspiel im südlichen Afrika. Der Fluß Okavango, auch Okawango, Cubango oder Kavango genannt, selbst ist mit seinen 1600km Länge der drittgrößte Fluß im südlichen Afrika. Nur das Wasser des Okavango erreicht nie das Meer. Schuld daran sind die südlichen Ausläufer des ostafrikanischen Grabenbruchs, welche durch ihre Faltenbildung in U-Form ein Weiterlaufen des Wassers verhindern. Dem Fluß bleibt somit nichts anderes übrig, als im Kalaharisand in einem bis zu 20000 qkm großen Becken zu versickern. Der Okavango entspringt östlich im sehr regenreichen angolanischen Benguela-Plateau, wo es um ein Vielfaches mehr regnet im Vergleich zum Deltabereich. Es dauert somit auch seine Zeit, bis dann das Wasser von dort aus im Delta ankommt. Hat in der Umgebung die Trockenzeit und somit auch die Austrocknung der Flüsse schon längst begonnen, so haben die Wasserstände im Delta noch nicht einmal ihr Maximum erreicht. Als Folge sammeln sich zu diesen Zeiten Unmengen an Wildtieren in ihren Garten Eden. Das Okavangodelta ist auch Teil des grenzübergreifenden Kavango-Sambesi-Schutzgebiet (Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area) mit Schutzflächen in Angola, Botswana, Namibia, Zambia und Zimbabwe. Da es dort keine Zäune (mit einer Ausnahme, dazu später mehr) gibt, kann die Wildpopulation ungehindert wandern. Große Teile des Okavango-Delta sind Überschwemmungsgebiet, eine Ähnlichkeit zum südamerikanischen Pantanal ist nicht von der Hand zu weisen. Die Anzahl der Unterkünfte im Delta ist stark reglementiert und diese dann sind auch noch schweineteuer, nicht nur alleine deshalb, weil Botswana keinen Massentourismus haben will. Die Anreise zu diesen Lodges ist nur per Flugzeug oder Boot möglich. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass man nach einem von der botswanischen Verwaltung festgelegten Schema Zelten darf. Man zeltet dabei zwar nicht wild (im Sinne von unerlaubt), aber in der tiefsten Wildnis ohne Infrastruktur. Zu diesen zugewiesenen Übernachtungsbereichen gelangt man aber nur mit Mokoros, Einbaumbooten welche früher aus dem Affenbrotbaum gebaut wurden. Heutzutage sind sie zum Schutz dieser Baobab-Bäume meist aus Fiberglas. Auch wir werden zwei Nächte in der Wildnis verbringen. Die Anreise zu unserer „Bootsablegestelle“ machen wir mit dem Jeep einer botswanischen Agentur. Zunächst fahren wir noch auf asphaltierter Straße, verlassen diese aber dann in Richtung Nordwest auf einer Sandpiste. Hochwasserbrücke Um in den Schutzbereich des Deltas zu gelangen, müssen wir den Schutzzaun zur Verhinderung der Maul- und Klauenseuche passieren. Rund um das Delta wird Viehzucht betrieben und es soll ein Überspringen der Seuche in das Delta verhindert werden. Damit Elefanten den Zaun nicht unabsichtlich zerstören können, ist er interessant aufgebaut; nur jeder dritte Pfosten steckt im Boden, die anderen Pfosten verbinden nur die Zaundrähte. So können Elefanten den Zaun umdrücken, dieser stellt sich wieder von selbst auf. Für die anderen Großtierarten im Delta stellt der Zaun ein nicht überbrückbares Hindernis dar. Maul- und Klauenseuche-Zaun am Veterinär-Checkpoint Da die Hochwasserlage immer anders ist, erfolgt die Querung der Wasserkanäle auf den Jeepfahrbereichen je nach Wasserstand im Flussbett oder über Holzbrücken. Brückenquerung Brücke in das Nichts - von der EU geplant und finanziert? Zebras Nach fast drei Stunden Fahrt erreichen wir die Schiffsablegestelle, wo unsere Ausrüstung auf die Einbaumboote verteilt werden. Wir sind inklusive Köchin Annika 8 Touristen und nochmals genauso viele Einheimische als Begleittrupp. Pro Mokoro bzw. Boot sind es zwei Personen und der/die PolerIn, der/die mit einem langem Gelbholzstab stakend das Boot im seichten Wasser vorantreibt. Man könnte fast meinen, venezianische Gondeliere mitten im südlichen Afrika. An der Schiffsablegestelle Ist alles organisiert und verteilt startet die lautlose Fahrt durch die Naturlandschaft des Deltas, ein intensives Erlebnis für die Sinne kann beginnen. Es geht in einem Wirrwarr an Wasserkanälen immer weiter hinein in die Deltawunderlandschaft. Was mich etwas (positiv) verwundert: die botswanische Okavango-Airforce hat heute anscheinend Flugverbot, denn Steckmücken sind eigentlich keine Unterwegs. Wir gleiten lautlos durch eine Schilflandschaft, ohne zu wissen, was drei Meter neben unserer Fahrtlinie eigentlich los ist. Obwohl man meinen müsste, es handelt sich hier um ein stehendes Gewässer, so hat die Landschaft einen frischen und keinen modrigen Geruch. Dies liegt sicherlich auch daran, dass nur der nördliche Bereich des Deltas ganzjährig überschwemmt ist. Im südlichen Bereich, wo wir uns aufhalten, ist die Überschwemmung nur zur “Hochsaison”, an deren Ende wir gerade sind. Unterwegs im Mokoro Unterwegs im Mokoro Uferlandschaften Unterwegs im Mokoro Unterwegs im Mokoro Zur Mittagszeit erreichen wir unseren Lagerplatz für die nächsten Tage. Diese Plätze variieren von Tour zu Tour, damit die Örtlichkeiten durch den Tourismus nicht überbeansprucht werden. Nun heißt es, die ganzen Boote zu entladen und das Camp von Null auf aufzubauen. Jeder baut sein Zelt selbst auf, die Begleitmannschaft (Frauen und Männer von einem Ort unmittelbar an der Schiffsablegestelle) kümmern sich um die Peripherie. Für die kleinen und großen Geschäfte bauen sie ein Toilettenzelt auf, eigentlich nichts anderes wie ein frisch ausgegrabenes Erdloch mit Campinghocker mit Klobrille und dreiseitigen Sichtschutz. Für Verwöhnte gibt es auch noch ein Duschzelt, also ein dreiseitiger Sichtschutz und eine Befestigungsmöglichkeit für einen Duschsack, gefüllt mit Deltawasser. Am Camp angekommen Camp
Camp - Örtlichkeit für die großen Geschäftsabschlüsse Die Aussicht bei den großen Geschäften ist manchmal hochinteressant, wie das folgende Bild zeigt. Da stellt sich nicht mehr die Frage, wer denn den größeren Rüssel hat: Camp - Elefant unweit der sanitären Örtlichkeit Bereits beim Zeltaufbau werden wir von Büffeln beobachtet, es gib keinen Zaun, Netz oder doppelten Boden - wir müssen uns mit der Wildnis arrangieren. Camp - zwei Büffel unweit des Lagers Camp - Wasser fassen Camp - Zweitverwendung von Elefantenbäh Nach dem Mittagessen machen wir uns es in unseren Campingstühlen bequem und genießen, was uns die Natur so bietet. Zu Temperaturhochzeiten sind diese um die Mittagszeit nicht selten bei 40°C, heute sind wir nur in den oberen 20-ern bei wolkenlosem Himmel. Es dauert nicht lange und es stellen sich schon die nächsten Wildtiere ein: Camp - Elefanten kommen zur Tränke kaum mehr als 100m vom Camp entfernt Camp - Elefant: nach dem Schlammcatchen gibt es eine Staubdusche Camp - Elefanten kommen zur Tränke kaum mehr als 100m vom Camp entfernt Etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg zu einer gemeinsamen Fußpirsch in der Umgebung unseres Camps. Wie an der Perlenschnur angereiht bewegen wir uns durch die Landschaft. Mit dieser Vorgehensweise fassen Wildtiere uns als ein einziges großes Tier auf und behandeln uns dann auch so. Viele Tiere und auch der Mensch schätzen die Geschwindigkeit eines Individuums daran, wie lange es dauert, die eigene Länge zu überwinden. Da dies ja beim Menschen mit seiner schmalen Silhouette ganz schnell der Fall ist, werden Menschen meist als viel zu schnell empfunden. Und im Umkehrschluss fassen wir Menschen einen langen Eisenbahnzug als ewig langsam auf, weil er ja so lang ist. Stelle mit vielen Elefantenknochen Während der Fußpirsch kommen wir auch an einer Stelle vorbei, wo viele Elefantenknochen liegen. Ist hier ein Elefantenfriedhof? Oft hört man von „Elefantenfriedhöfen“, also Gegenden, zu denen Elefanten hingehen, wenn sie wissen, dass sie sterben müssen. Die Beobachtung, dass Elefanten gehäuft an bestimmten Stellen eines natürlichen Todes sterben, ist zwar richtig, hat aber einen gänzlich anderen Hintergrund. Der Mensch hat üblicherweise zwei feste Gebisse, die Milchzähne und das richtige Gebiss, die Dritten vom Zahnarzt haften ja meistens nur. Elefanten haben deren 7 Milchgebisse. Ist das eine abgenutzt, wächst das nächste Gebiss nach. Sind nun alle 7 aufgebraucht, was in freier Wildbahn nach etwa 50 Jahren der Fall ist, dann können solche Elefanten nicht mehr alles fressen, was der Rest der Gruppe frisst. Sie werden zu einer Last für die Gruppe. Um weiterleben zu können, sondern sie sich von der Gruppe ab und versuchen sich in Gegenden aufzuhalten, wo man auch noch mit den letzten Zahnresten etwas zu sich nehmen kann. Und an solchen Plätzen treffen sich dann auch weitere Leidensgenossen der eigenen Art und verbringen ihren “Lebensabend”. Nach dem Ableben der Elefanten, verziehen Hyänen dann die Knochen, welche sie selbst bewegen können, die schweren Knochen lassen sie liegen. Der hohe Kalziumanteil in der Nahrung führt auch dazu, dass Hyänenbäh ziemlich schnell weiß wird. Hyänenköttel, wegen des Kalziums ziemlich schnell in weißer Farbe ”Elefantenköttel”, eine sehr trockene Angelegenheit In kaum 100m Entfernung von unserer Laufstrecke lassen sich wieder Elefanten und Giraffen erspähen, wir sind nicht alleine in der Natur. Zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück im Lager. Unser Abendessen nehmen wir am Lagerfeuer ein. Sonnenuntergang Lagerfeueridylle Lagerfeueridylle Kaum im Nachtlager des eigenen Zeltes angekommen, lässt sich das Symphonieorchester der Wildnis im Okavangodelta hören. Es stellt sich durchaus die Frage, wie weit das Löwengebrüll nun denn wirklich entfernt ist. Auch der erste Honigdachs lässt es sich nicht nehmen, nachdem wir alle in den Zelten verschwunden sind, eine Lagerkontrolle durchzuführen. Sie und Hyänen sind dafür bekannt, dass sie durchaus ein Lager leerräumen können. Folglich sollten des Nachts immer alle Schuhe innerhalb des Zeltes sein. Vom Ausschauen ähneln Honigdachse ihren nordamerikanischen Vettern, dem schwarz-weißen Stinktier. Bekannt sind sie auch aus dem Film “Die Götter müssen verrückt sein”, hier ist der Honigdachs bei einem der Schauspieler beim Queren der Sandwüste etwas sehr anhänglich. Tag 20: Okavangodelta Zum Sonnenaufgang kommt heute, wie auch an den Folgetagen, Nils zum Wassertrinken. Nils ist ein Flußpferd und auf die Minute genau um 6:18 Uhr geht er tagtäglich ans Wasser. Flußpferd Nils (gelber Pfeil) auf dem alltäglichen Weg ins Wasser Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf eine Fußpirsch auf. Wir erfahren wieder sehr viel über das Leben der Elefanten und deren Anteil am Ökosystem. Durch ihre „schlechte“ Verdauung sind in ihren Exkrementen oft noch viele (dadurch) aufgeschlossene und unverdaute Nahrungsmittel für andere Tiere und keimfähige Pflanzensamen vorhanden. Interessant ist auch der Grund, warum manche Flächen hier fast wie wertentastet von einem Gärtner ausschauen. Die “Altelefanten” fressen hier gerne die oberen Zweige komplett vom Baum ab, damit die neuen Triebe auch in einer Höhe wachsen, wo die kleinen Elefanten auch noch hinkommen können. Elefanten als Landschaftsgärtner für ihren Nachwuchs Unsereiner macht sich ja gerne einen Spaß daraus, dass Elefanten riesige Angst vor Mäusen haben sollen. Wenn’s denn wirklich nur so wäre. Die Tiere vor denen Elefanten wirklich Angst haben sind Ameisen. Elefanten geraten in Panik, wenn Ameisen in ihren Rüssel gelangen. Deshalb machen sie auch gerne einen Bogen um Ameisenhaufen. Wenn man hier mit offenen Augen durch die Landschaft geht, dann wirkt die Landschaft durch die ganzen Köttel nicht nur wie ein frisch gedüngtes Feld, sondern es gibt auch sehr viele Fährten zu erkennen. Bei einer der Fährten frage ich unseren Guide, Landcruiser oder Landrover? Was nichts anderes bedeutet, dass man hier manchmal in der Trockenzeit mit dem Geländewagen unterwegs sein kann. Fußpirsch - Löwenpfote fast im DIN A5 Format (Katzen können im Unterschied zu Hunden die Krallen einziehen) Fußpirsch - Elefantenhinter- und -vorderfußabdruck (der hintere Abdruck ist kleiner, da 2/3 des Gewichts des Elefanten auf den Vorderbeinen lasten) Fußpirsch - Termitenhügel Fußpirsch - kaum zu glauben, aber es ist wirklich Giraffenköttel Fußpirsch - Palmen mitten im Delta Fußpirsch - Elefantenwhirlpool Ein sehr interessantes Schauspiel ergibt sich im weiteren Verlauf der Fußpirsch. Wir wollen eine Freifläche queren und sehen, dass sich eine riesige Büffelherde uns nähert, unverkennbar an der immensen Staubentwicklung. Wir bleiben inmitten der Freifläche stehen und die komplette Herde macht einen Bogen um uns. Wegen 8 Touris macht eine große Herde einfach einen großen Bogen. Fußpirsch - Büffelherde Zum Mittagessen sind wir wieder in unserem Lager zurück. Nachmittags machen wir Siesta, erst am späteren Nachmittag wollen wir eine Pirschfahrt per Mokoro unternehmen. Es wird sich dadurch eine andere Sicht der Dinge ergeben, was das Erleben der Wildnis betrifft. Mokoro - Elefant im Uferbereich Mokoro - Uferidylle mit Poler und Fotograf Mokoro - noch ein Elefant im Uferbereich Mokoro - Rushhour Mokoro - Landschaft wie aus dem Bilderbuch Mokoro - kein Sepiafoto, sondern nur der Sonnenuntergang Mokoro - Sonnenuntergang Mokoro - Sonnenuntergang Nach dem faszinierenden Farbenspiel des Sonnenuntergangs sind wir wieder zurück im Camp. Das Abendessen ist wieder am Lagerfeuer und wieviele (ungebetene) Zuschauer uns aus der Umgebung als potentielle Nahrungsquelle auffassen, will ich gar nicht wissen. Tag 21: Okavangodelta - Maun Zum Sonnenaufgang ist Hippo Nils wieder da. Heute müssen wir das Naturparadies Okavangodelta wieder verlassen. Nach dem Wiederbeladen der Mokoros geht es von unserem Camp aus mit den Mokoros zurück zur Schiffsablegestelle von vorgestern. Dort angekommen erhält unsere Begleitmannschaft ihr Trinkgeld und nachdem (hoffentlich) alles Gepäck wieder auf dem Landcruiser verstaut ist, fahren wir zunächst auf der Sandpiste und später auf ganz normaler Straße wieder zurück nach Maun. Am nächstgelegenen Ort lassen wir noch zwei unserer Guides bzw. Poler an ihrem Heimatort aussteigen. Wir haben bis dorthin gar noch nicht bemerkt, dass sie am Dach des Landcruisers mitgefahren waren. Dorf in der Nähe der Schiffsanlegestelle Anschließend fahren wir weiter bis zur Teerstraße und von dort aus nach Maun, wo wir zur Mittagszeit eintreffen.
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