Tag 16: Mera High Camp - Khare

Zurück in meinem Zelt, verstaue ich meine vom Vortag noch ausgepackten Sachen wieder in den Packsack. Wie jeden Tag nimmt dabei die Volumenreduzierung der Isomatte am meisten Zeit in Anspruch. Anschließend gibt es Nudelsuppe zum Frühstück.

Da Rabin noch nicht von Khare her da ist, brechen BL und ich bereits vom Hochlager auf, um nach Khare abzusteigen. Nach einigen Minuten kommt uns Rabin zügigen Schrittes vom Tal her entgegen. Viele Nepali hat er unter den Füßen am Gletscher keine Steigeisen, sondern eine Art von unter Schuhsohlen klemmbaren Schneeketten.

Ich frage Rabin: »Wann bist Du denn in Khare schon los, wenn Du jetzt schon da bist?«

Darauf Rabin: »Kurz vor 6:30 Uhr.«

Verwundert denke ich mir, dass er weniger als zwei Stunden für 900 Höhenmeter braucht und noch nicht einmal außer Atem ist. Und ich brauche schon fast drei Stunden von Khare bis zum Crampon-Point.

Ich frage nochmals Rabin: »Warum hast Du nicht im Lager übernachtet?«

Darauf Rabin: »Es war kein Schlafsack für mich dabei!«

Da Rabin von der Volksgruppe der Rai ist, hat er gar nicht nach dem Grund für den fehlenden Schlafsack gefragt, sondern die Sache einfach akzeptiert. Nepal hat zwar keine Kasten, aber die verschiedenen Volksgruppen ihre eigene Rangordnung.

Das heutige Wetter ist dem von Gestern gleichzusetzen, nur im Tal bzw. unter 5400m ist heute überhaupt kein Nebel und Wolken ja sowieso nicht. Diese werden wahrscheinlich wie an vielen Tagen in diesem Gebiet erst gegen die Mittagszeit eintreffen.

Das Schauspiel der Bergwelt hier ist heute noch intensiver als beim Aufstieg.

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Mount Everest

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Peak 6860, Kangchungtse, Makalu und Chamlang

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Kanchenjunga

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Gletscherspalten direkt neben dem Weg

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Gletschersee unterhalb des Chamlang

Wir verlieren beim Abstieg sehr schnell an Höhe. Aus einer Unachtsamkeit heraus verheddere ich mich einmal im Band meiner Steigeisen und lege eine saubere Flugrolle in den Schnee. Bis auf eine Schürfwunde am Knie bleibt die Flugeinlage aber ohne Folgen.

Vom Mera La Pass hinab zum Crampon-Point beginnt jetzt die wirkliche bergsteigerische Herausforderung auf dieser Tour. Da der steile Hang bis vor wenigen Minuten noch im Schatten lag, sind die Spuren im Steilhang hart gefroren. Mit Steigeisen unter den Stiefeln funktioniert der „Hackenabsprung“ für mich relativ einfach, vollste Konzentration erfordert es dennoch, auch wenn ich den Eispickel am rechten Arm habe. BL hat zwar Hochgebirgsschuhe, aber keine Steigeisen, Rabin nur seine Schneeketten. Beide tun sich wesentlich schwerer, an BL erkenne ich, dass er über eine Seilsicherung nachdenkt. Seit unseren gestrigen Disput ist er eigentlich relativ normal.

Ich sage zu BL: »Mit Seil müsste ich den letzten Mann machen, da nur ich Steigeisen habe und mit Abstand der Schwerste bin. Wenn jemand meinen Eispickel braucht, kein Problem?«

Ohne Seilsicherung gehen sie vorsichtig hinter mir den Abhang hinunter.

Siebzig Minuten nach dem Start vom High Camp sind wir am Crampon-Point angekommen. Hier wechsle ich wieder auf meine Trekkingstiefel. Die ersten Meter nach dem Gletscher sind für mich aber der wahrste Eiertanz: irgendwie ist mein Bewegungsapparat noch auf Steigeisen und Gletscher eingestellt.

Kurz nach 11 Uhr erreichen wir Khare und es erfolgt eine herzliche Begrüßung durch Nir Kumar und Tenji. Von BL gibt es nur eine „Dienst-nach-Vorschrift“-Verabschiedung. Sein Trinkgeld habe ich ihm schon bei einem „Trinkstopp“ nach dem Crampon-Point gegeben. Beim Betrag habe ich mich auf die zuvor bei Nir Kumar nachgefragte Variante „Wenn der Guide wenig taugt“ gehalten.

Kaum versehe ich mich, dann habe ich im Campingstuhl in der Sonne außerhalb der Lodge schon eine vierte Tasse Instant-Orangensaft getrunken. Zu Nir Kumar sage ich, dass das Mittagessen ruhig etwas umfangreicher ausfallen darf, ich habe einen Hunger wie ein Scheunendrescher. Für heute habe ich auch ein Zimmer im Neubau der Lodge. Eigentlich hatte ich ja nur irgendwann an den Vortagen in einem Gespräch gesagt, dass ich auf sehr engen Betten nie gut schlafe. Und die Zimmer haben riesige Betten.

Der Rest des Tages ist zum Faulenzen. Zum Abendessen bespreche ich mit Nir Kumar den weiteren Tourverlauf. Wir sind zwei Tage vor dem Zeitplan, einen Tag in Basa gespart und einen Reservetag hier nicht benötigt.

Statt in drei Tagen nach Lukla werden wir uns fünf Tage Zeit lassen

Gibt es in europäischen Landen oft Tupperpartys, so darf ich heute erstmals als Zaungast einer “Diamox-Party” beiwohnen. Wäre die Sache nicht zum Weinen, man könnte sogar noch darüber schmunzeln.

Diamox ist ein Medikament, dass von nicht wenigen Trekkern und hier v.a. aus dem angelsächsischen und nordamerikanischen Raum als Prophylaxe für Höhenkrankheiten eingenommen wird. Das Hauptproblem solch einer Prophylaxe ist v.a., dass Symptome der Höhenkrankheit verschleiert und somit oft erst sehr viel später erkannt werden.

Im Essensraum der Lodge fragt der Guide einer etwa zehnköpfigen Gruppe jeden Einzelnen nach seinen Wohlbefnden und wieviel Diamox-Tabletten sie/er gerade täglich einnimmt. Je nach Rückmeldung wird dann als “Rezept” durch den Guide die empfohlene Diamoxmenge angepasst. Doping in seiner Formvollendung.

Tagesdaten: Start: Mera High Camp (5802m ü.NN) - 8:15 Uhr, Ziel: Khare (4899m ü.NN) - 11:15 Uhr

Tag 17: Khare - Kothe

Heute geht es auf der schon von der „Anreise“ bekannten Strecke zurück nach Khote. Waren es beim Aufstieg drei Tage, so werden wir bereits heute Nachmittag in Kothe sein.

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Weg von Khare nach Tangnag

Wie vom Guide der „Murmeltier“-Gruppe erzählt, ist es heute sehr bewölkt, stimmt es also mit dem Wetterumschwung am 17.Oktober. Erstmals ist es heute auch richtig frostig in Khare. Nir Kumar meint nur: In diesem Jahr gibt es keinen Herbst, es geht direkt vom Monsun in den Winter über. Und er wird Recht behalten.

Relativ ereignislos mit einer verfrühten Mittagsrast in Tangnag und einer Teepause in Shaure treffen wir um 15 Uhr in Kothe ein. Selbe Lodge, selbes Zimmer und derselbe einzige Übernachtungsgast.

Es regnet schon wieder, dennoch genehmige ich mir eine heiße Dusche in Eimerform. Zum Abendessen ist reger Betrieb. Eine größere Expedition zum Baruntse macht im Ort einen Etappenstopp und die gut 20 Träger essen Dal Bhat bzw. Reiscurry bis zum Abwinken.

Tagesdaten: Start: Khare (4899m ü.NN) - 8:00 Uhr, Ziel: Kothe (3582m ü.NN) - 15:00 Uhr

Tag 18: Kothe - Taktho

Ich habe mich schon seit dem Morgengrauen gewundert, warum immer in der Lodge ein Telefon läutet und Gespräche geführt werden. Als noch vor dem Frühstück kaum 100m von der Lodge entfernt ein Hubschrauber landet, wird der Grund dazu gegenwärtig.

Es ist wieder ein Krankenrücktransport notwendig. Genaugenommen sind es sogar zwei. Schon in Khare ist mir aufgefallen, dass sich eine der älteren Japanerinnen am Mera anscheinend das Handgelenk gebrochen hat. Die Frau steigt in den Hubschrauber ein und zusätzlich noch ein Einheimischer. Zuvor wird aber noch genügend Flüssignahrung aus dem Hubschrauber ausgeladen und in unsere Lodge gebracht. Von dort erfolgt dann die Verteilung auf die anderen Lodges.

Nir Kumar erzählt mir, dass der Hubschrauberflug für Einheimische umsonst ist, wenn schon ein „Vollzahler“ dabei ist.

Nach dem Frühstück starten wir zu unserer heutigen Halbtagesetappe. Es soll nur bis nach Taktho gehen, also bekanntes Terrain. Normal wäre es weiter bis ins gut 4300m hoch gelegene Thuli Kharka zu gehen, auf direkter Route oder auf „angenehmerer“ Route über Taktho. Aber wir haben ja mehr als genügend Zeit.

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Trägerkolonne

Und heute erleben wir Kothe erstmals im Sonnenschein, sonst ist es auf Bildern immer nur trostlos nebelgrau. Auch ist die heutige Wegstrecke bei eitel Sonnenschein und trockenen Bedingungen wesentlich einfacher im Vergleich zur Anreise.

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Ein Grund, warum man wohl keine Mountainbiker sieht - Designer-Brücke

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Einspurig hoch über dem Inkhu Khola

Einspurig hoch über dem Inkhu Khola

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Der Weiterweg: rechts an die Wand und dann steil an der Wand entlang nach unten

Nir Kumar sagt, dass in den letzten Tagen wieder fast keine Flüge nach Lukla waren.

Nach nicht einmal drei Stunden treffen wir um 11:30 Uhr in Taktho ein. Und was passiert im Dschungel zur Mittagszeit: Die Touris essen zu Mittag und es beginnt wieder zu regnen und regnet sich den ganzen Nachmittag ein.

Die Lodge hat ein älteres Nebengebäude mit einem offenen Lagerfeuer, dort verbringen wir den Nachmittag und reden über Dies und Das. Rabin erzählt mir, dass er sich gewundert hat, dass in Khare BL so wenig mitnimmt, vor allem kein Salz. Da habe er schon gewusst, dass der Gipfel für mich wahrscheinlich nichts wird. Er erzählt, mit seinem Einkommen ist er der einzige Geldverdiener in der Familie: sein Vater ein schwerer Alkoholiker, die Mutter macht die „Landwirtschaft“ und er muss das Schulgeld für seine beiden kleineren Schwester auftreiben. Und das Haus will er auch neu bauen. Normal mache er die Standardtouristenrouten, wenn er „Gepäckträger“ ist. Auf der Mera Route muss er immer Zusatztouren machen, weil Kost und Logis so teuer seien. Nir Kumar ist wenigstens so gut und lässt ihn in seinem Zimmer schlafen, wenn es keine billige Unterkunft (z.B. im Essensraum) gibt. Das sei aber nicht normal.

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Am Lagerfeuer in Taktho

Zur Abendzeit trifft noch ein britisches Pärchen in der Lodge ein. Sie haben die kurze Variante von Lukla aus zum Mera Peak gewählt und haben durch ausgefallene Luklaflüge zwei Tage verloren, die sie nun aufholen wollen. Wir könnten ihnen ja Tipps geben, aber sie wollen die Sache alleine lösen, sogar ohne ihren Guide.

Tagesdaten: Start:Kothe (3582m ü.NN) - 8:45 Uhr, Ziel: Taktho (3570m ü.NN) - 11:30 Uhr

Tag 19: Taktho - Thuli Kharka

Von der Sonne in den Schneefall.

Um die 800 Höhenmeter bergauf sind es heute bis zu unserem Ziel im 4350m hoch gelegenen Thuli Kharka, 3-4 Stunden bei normalen Wetterbedingungen.

In Taktho haben wir heute Morgen Sonnenschein. Der Weg startet von der Lodge steil nach oben im Wald.

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Blick zurück nach Taktho

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Taktho - Bildausschnitt vom Bild vorher

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Steintreppe

Je weiter wir nach oben gelangen, desto schlechter werden die Bedingungen und je stärker verändert sich die Landschaft. Aus Sonnenschein und Rhododendronbäumen wird Nebel mit Graupelschauer und Rhododendronbüschen. Ab 4200m wird dann der Niederschlag zu Schneefall, die Sicht auf 50-100m begrenzt und neben den niedrigen Gräsern wachsen nur noch Steine.

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Weg am Grat entlang im Schneefall auf über 4300m ü.NN

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Rechts der Weg, links die sicherlich 1500m tiefe “Abflugschneise”

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4300m ü.NN, Neuschnee, fast senkrecht nach unten und dann gleich ein Geröllfeld. Bei Schneedecke ohne Fixseil unpassierbar - Im Frühjahr wäre hier ein Fixseil gespannt

Da gerade die Steine sehr glitschig werden, reduziert sich unsere Geschwindigkeit deutlich. Im Gegenverkehr haben wir heute nur einen Viehhirten auf der Suche nach Yaks, die ins falsche Tal geraden sind (wir haben sie vor Tagen bei Tangnag gesehen) und einer kleinen Gruppe auf dem Hochplateau.

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4300m ü.NN, wo bitte geht es nach Thuli Kharka?

Als wir in Thuli Kharka gegen 12:30 Uhr ankommen wird der Schneefall immer heftiger und die Sicht nimmt noch mehr ab.

Es wird sich doch jetzt nicht einschneien?

Bedingungen wie am 14.10.2013 auf der Everestrunde oder der Horrortag vom Thorong La am 14.10.2014 braucht es jetzt wirklich kein drittes Mal. Heute ist wenigstens schon der 19.Oktober ;-).

Die Lodge füllt sich im Laufe des Nachmittags komplett, meist Anreisende von Lukla her.

Zum Glück intensiviert sich der Schneefall nicht. Am Abend wird auch der Schnee nasser und es ist ein Sternenhimmel zu sehen. Damit dürfte der Schneefall zwar vorbei sein, aber Glatteis für morgen ist zu befürchten.

Tagesdaten: Start: Taktho (3570m ü.NN) - 8:00 Uhr, Ziel: Thuli Kharka (4233m ü .NN) - 12:30 Uhr

Tag 20: Thuli Kharka - Tukding

Es ist kaum zu glauben, aber der Morgen begrüßt uns mit fast wolkenlosen Himmel und genialer Fernsicht.

Zum Frühstück ist wieder ein bekanntes Geräusch zu hören, ein Hubschrauber schwebt ein. Wie nicht anders zu erwarten, werden zunächst Versorgungsmaterialien ausgeladen und anschließend steigen kranke Touristen ein.

Das große Problem für Thuli Kharka ist das Höhenprofil um dorthin von Westen her gelangen zu können. Viele Touristen landen in Lukla und wandern am ersten Tag nach Chutanga auf 3100m ü.NN. Dort geht es dann meist am Folgetag sehr steil über den über 4626m hohen Zatrwa La Doppelpass ins 4233m ü.NN gelegene Thuli Kharka. In kaum 30 Stunden ist man 3000m weiter oben seit Kathmandu, eine Herkulesaufgabe für den Organismus und ein Grund, warum ich beim Anmarsch nicht diese Route gewählt habe.

Bei Himmel weiß blau heißt es zunächst von Thuli Kharka auf den 300 Höhenmetern weiter oben gelegenen Zatrwa La Pass zu gelangen. Die Wegfindung im 20cm tiefen Schnee gestaltet sich sogar einfacher als befürchtet. Unsere frühe Startzeit verhindert, dass die ausgetretenen Spuren schon vereisen und dann der Aufstieg zu einem wahren Drahtseilakt mutieren würde.

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Thuli Kharka 4233m - Blick nach Südost

Am schneebedeckten Zatrwa La Pass oben angekommen, geht es nun zum unwesentlich niedrigeren Zatra La Deurali über eine Hangquerung im Schnee auf fast 4500m. Die Aussicht bei dieser Querung ist gelinde gesagt nur traumhaft.

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Blick vom Zatrwa La Pass 4626m ü.NN zum Zatrwa La Deurali 4552m ü.NN

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Gebetsfahnen am Zatrwa La Deurali 4552m ü.NN

Wir hier oben im Schnee und man sieht die ganze Landschaft südwestlich und westlich von uns. Über dem Tal bei Phaplu hängen Wolken drin, der 3100m hohe Takshindo La ist zu sehen. Auch die Flugzeuge, die ihren Landeanflug nach Lukla einleiten sind alle zu erkennen. Lukla selber liegt aber hinter dem nächsten Berg noch fast 1800 Höhenmeter weiter unten.

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Blick kurz nach dem Zatrwa La Pass aus ca. 4600m ü.NN in Richtung Zatrwa Deurali nach Süd bzw. Südost.

Auf dem Weg zum notwendigen Aufstieg zum Zatrwa La Deurali ist die ganze Zeit lautes Geschrei aus Richtung der dort am höchsten Punkt angebrachten Gebetsfahnen zu hören. Für solch eine eigenbrötlerische Geräuschkulisse in solchen Umständen sind ja nur bestimmte Landsmannschaften in bestimmten Altersgruppen weltweit bekannt. Meine Vermutung wird sich bestätigen.

Mit dem Zatrwa La Deurali ist der letzte Höhenmeter der Tour geschafft, jetzt geht es nur noch sehr steil bergab. Unser Mittagsziel Kharki Deng auf 4072m ü.NN wirkt so nah, es wird aber sehr lange bis dorthin dauern. Schuld daran sind die vielen Steintreppen und dort v.a. der gefrorene Schnee auf den Trittstufen. Der Schnee wird dabei immer mehr zu Glatteis, jeder Schritt nach unten muss reiflich überlegt sein.

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Steiler Abstieg vom Zatrwa La Deutrali 4552m ü.NN nach Chutanga 3000m ü.NN

Aber wir schaffen es unverletzt in Kharki Deng anzukommen. In einem Teehaus machen wir Mittag. Anschließend geht es nochmals steiler bergab in Richtung Chutanga. Die ganze Wegstrecke muss ja beim Aufstieg der größte Horror sein. Jetzt ist auch schon der Ort Lukla zu sehen und die landenden und startenden Flugzeuge und Hubschrauber sind zu hören.

Von der Zeit her könnten wir auch noch weiter bis Lukla wandern und dort um 17 -18 Uhr eintreffen. Da wir Zeit haben ist unser Etappenziel für heute eine Lodge in Tukding etwas unterhalb von Chutanga auf unter 3000m ü.NN gelegen.

Wie von Nir Kumar vorhergesagt, erreichen wir um 14:30 Uhr den Ort und wie nicht anders zu erwarten: ich bin wieder der einzige Gast.

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Tukding am späten Nachmittag

Rabin war wie schon an den Vortagen zur Zimmerreservierung vorausgeeilt. Beim gemeinsamen Buttertee in der Lodge erzählt Rabin:

»Heute war ich zwischen den zwei Pässen schlecht drauf?«

Ich: »Warum?«

Rabin: »Es hat mich bestimmt zehn Mal in den Schnee gelegt!«

Ich: »Hast Du Deine Schneeketten nicht aufgezogen?«

Rabin: »Nein!«

Ich: »Selber schuld!«

Tagesdaten: Start: Thuli Kharka (4233m ü.NN) - 8:00 Uhr, Ziel: Tukding (3000m ü.NN) - 14:30 Uhr

Tag 21: Tukding - Lukla

Der Weg bis nach Lukla ist nicht mehr weit und es sind auch nur noch kaum 200 Höhenmeter, aber es werden doch noch fünf kleine Seitentäler werden, die erste Hängebrücke seit zwei Wochen und gut zwei Stunden bis wir im von der Sonne überfluteten Lukla ankommen werden.

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 Tukding am nächsten Morgen, der Zatrwa La Deurali ist oben am Berg leicht rechts aus dem Bild

Diese kurze Schlussetappe ist auch in meinem Sinne, da dann noch genügend Zeit in Lukla besteht, den Rückflug nach Kathmandu umzubuchen. Mein geplanter Flug wäre um 9 Uhr auf der zweiten Runde der Flugzeuge. Besser wäre es einen Flug bei der ersten Runde zu ergattern.

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Aussicht auf Lukla

Kaum sind wir in Lukla angekommen, geht es wie 2013 zur Sunshine Lodge. Nir Kumar versucht zusammen mit dem Lodgebesitzer eine Flugumbuchung zu klären. Diese Sache ist schnell geklärt, das Ticket kann aber erst ab 15 Uhr am Nachmittag am Ticketoffice umgeschrieben werden.

Mittags ziehen wieder Wolken herein, aber zu Niederschlägen kommt es nicht, auch am Nachmittag hört man noch das Dröhnen der Flugzeuge und Hubschrauber.

Nach dem Mittagessen steht nun die Trinkgeldübergabe an meine beiden Begleiter an. Zusätzlich zum Trinkgeld bekommt jeder von beiden von mir ein paar Handschuhe, Rabin meinen alten Fleece-Pullover und Nir Kumar meine Sonnenbrille. Meine Sonnenbrille hatte ich im High Camp durch Daraufsetzen etwas zerstört und mit Panzerband nur notdürftig repariert. Nir Kumar erklärt mir gleich, wie er sie reparieren wird.

Ich lade beide zum Abendessen in der Lodge ein. Es ist zwar nicht zu glauben, aber auch in Lukla bin ich der einzige Tourist in der Lodge.

Wollen andere Touristen mit mir nichts mehr zu tun haben?

Den Nachmittag lasse ich gemütlich ausklingen. Es treffen zwar von der Everestrunde Wanderer ein, aber im Vergleich zu 2013, ich bin am identischen Oktobertag in Lukla, ist 2016 wesentlich weniger Betrieb im Ort.

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In den Straßen von Lukla - “Wenn der Gasmann zweimal wiehert”

Zum Abendessen geht es in den Gastraum der Lodge. Ich sage zu Nir Kumar und Rabin, bestellt Euch von der Speisekarte, was ihr wollt. Da Rabin schon seit Ewigkeiten von einem Yak Steak und San Miguel Bier träumt, gibt es für ihn das Steak und ein Bier. Auch ich nehme das Steak, auch wenn es sich nur als Hacksteak herausstellt. Es schmeckt trotzdem gut, war es wirklich Yak?

Morgen muss ich zum Flug zeitig aufstehen, deshalb dauert der Abend heute nicht zu lange.

Tagesdaten: Start: Tukding (3000m ü.NN) - 8:30 Uhr, Ziel: Lukla (2848m ü.NN) - 10:45 Uhr

 

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