Eindrücke
In nun schon mehr als 10 Jahren, in denen ich Rundreisen unternehme, haben sich bei mir viele Eindrücke zu den verschiedenen Ländern angesammelt. Zu sagen, hier oder dort ist oder war es am Schönsten (wie mich manch eine(r)
gerne fragen möchte) lässt sich schwer feststellen. Ein Sinnbild für die Vergänglichkeit von verblassenden Eindrücken stellen wohl folgende Sprüche dar:
Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!
Was aber in welcher Hinsicht am meisten Eindruck hinterlassen hat, soll Gegenstand der folgenden (für manchen von Euch endlich mal bilderlosen Zeilen) sein. Hinweis:
Die Liste hat einen Stand von 2008, sie würde einfach mit der Zeit zu umfangreich werden.
Die wohl bleibendsten Eindrücke meiner Reisen:
- Am Felsvorsprung des Blyde-River-Canyons (Südafrika) zu sitzen und mehr als 1000m in die Tiefe zu schauen
- “Krokodil-Kickdown” von 0 auf Höchstgeschwindigkeit in 0,1 Sekunden.
- Die Dünen- und Lagunenlandschaften im Parque Nacional dos Lencois Maranhenses.
- Die Wassermassen der Viktoria- und Iguazu-Wasserfälle und der Itaipu-Staudamm
- Der Ausblick vom Cerro Cristalles am Lago Argentino auf die Bergwelt des südchilenischen Eisfeldes (wer hat schon die Möglichkeit, dass Paine-Massiv und den Perito Moreno Gletscher zu sehen, ohne dabei den Kopf drehen zu müssen und dennoch mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen)
- Die Felswände des Mitre Peak im Milford Sound (Neuseeland) vom Katamaran aus ertasten zu können
- Den Vulkan Villarica (Chile) über 1300 Höhenmeter den Hosenboden hinunterrutschen
- Die Gletscherwelt des Kluane-Nationalparks (Kanada, Yukon Territory) vom Flugzeug ohne Wolken sehen zu dürfen.
- Das blaue Wunder Argentiniens kalben zu sehen (Perito Moreno Gletscher).
- Aufenthalt im Torres del Paine Nationalpark in Chile
- Jagdversuche eines Löwenrudels im Kgalagadi Transfrontier NP live miterleben zu dürfen
- Im Gras in der Domain vor dem Auckland Museum in Auckland (Neuseeland) zu sitzen und den Blick über den Hafen zu werfen, um festzustellen, dass man genau auf der anderen Seite der Erdkugel ist und doch nicht am Kopf steht.
- Hawaii und Wasserfälle
Die wohl schönste Stadt:
- Von der Lage: Kapstadt mit Tafelberg
- Vom Städtebaulichen: Die Straßen von San Francisco
- Vom Flair: Perth, die Hauptstadt von Westaustralien. Die Stadt vermittelt den Eindruck von “Dasein” als Selbstverständlichkeit
Der schönste Strand:
- Von der Lage: Polihale State Park auf Kauai, 24 Kilometer Sandstrand und die Napali-Küste im Rücken sind nicht zu toppen.
- Von den Wasserfarben: Lucky Bay im Cape LeGrand Nationalpark in Westaustralien, ein solches Blau gibt es nur dort.
- Von der Tierwelt: Coral Bay in Westaustralien am Ningarloo Reef
Missgeschicke (hoffentlich ohne Wiederholung)
- Zelte vom Nachbargrundstück als Zaunpfahl missbrauchen: Tja, wenn nachts die Blase drückt und der Weg zum Klo in Patagonien so windig ist (sowohl vom Klima her wie auch von der
Beschaffenheit), dann will man(n) halt sein kleines Geschäft am nächsten Zaun verrichten. Das da zwischen den beiden Zaunpfählen noch ein anderes Zelt stand (das die ganze “Ladung” abbekam), habe ich erst am
nächsten Tag bemerkt.
- Ein “Blubb” aus dem Gepäckfach im Flugzeug keiner Beachtung schenken: Aus mir nicht mehr nachvollziehbaren Gründen habe ich die volle Sigg-Wasserflasche waagrecht (mit dem schnell herausziehbaren Trinkverschluss) ins Gepäckfach im Flugzeug gelegt. Auf ca. 5000m Flughöhe hörte ich ein “Blubb” aus Richtung des Gepäckfachs,
dem schenkte ich noch keiner Beachtung. Nach ca. 1h wollte ich die Flasche aus dem Fach nehmen und siehe da, sie war zu 2/3 leer bzw. dass Wasser gleichmäßig im Gepäckfach verteilt weil sich durch den in der Flasche
entstandenen Überdruck sich der Verschluss geöffnet hatte.
Die wärmsten Reiseerfahrungen:
- Zwischen den Lavamassen auf den heißen und erkalteten Lavamassen des Kilauea auf Hawaii zu stehen.
- Einen “Rülpser” des Vulkans Villarica live am Kraterrand miterleben.
- Eine Brandblase am Fuß, weil die Schuhsohlen vom heißen Asphalt im Death Valley einen Hitzschlag bekommen.
- der Meinung sein, man kann über jeden Strand barfuß laufen. In Canoa Quebrada kann dies zu einer verdammt heißen Angelegenheit ausarten.
Die kältesten Reiseerfahrungen:
- Angefrorenes Zeltgestänge in Dawson City, Kanada
- Weiße Weihnachten in El Chalten am Fitz Roy (obwohl die Natur eigentlich hätte wissen müssen, dass Sommeranfang war)
- Dass die Wind-Chill-Temperatur (gefühlte Temperatur aufgrund von Wind bei einer tatsächlichen Temperatur) eigentlich Patagonien-Temperatur heißen müsste.
- Die Erfahrung, dass es nicht nur Strahlungswärme, sondern auch Strahlungskälte (Zeltboden und Permafrostboden) gibt.
Das “Outdoor-Event”, welches ich sofort wieder machen würde:
- Nochmals auf dem Hosenboden im Schnee die 10km den Vulkan Villarica (Chile) herunterzurutschen.
- Jetboot-Fahren in Queenstown
- Büffelreiten auf der Amazonasinsel Ilha de Marajo
Die größten Enttäuschungen:
- Bei der Nachtpirschfahrt im Pilanesberg NP (Südafrika) 3 Meter an einer Elefantenherde vorbeizufahren, ohne diese zu sehen.
- Hawaii und gebliebene Kultur
- Bolivien und Beamte
- Nach fast 2 Wochen Individualreise in Australien feststellen zu müssen, dass man in den nächsten 2 Wochen Rundreise zu 72 ist.
- Transitaufenthalt am Flughafen Los Angeles. Hühner in Legebatterien haben fast noch mehr Auslaufmöglichkeiten.
- Festzustellen, dass man mit der Aeroflot der westlichen Hemisphäre fliegt (Northwest).
Die positivsten Überraschungen:
- Vorstellung und Realität der Landschaften in Südafrika
- Service und Neuseeland
- 4600m über Meereshöhe und keine Höhenkrankheit
- grüne Landschaften am Titicacasee
Wo fast Heimatgefühle aufkommen:
- Wenn man wieder in Namibia ankommt.
Wo es heißt, man muss dagewesen sein, wenn man wirklich mitreden will, wenn es um windige Angelegenheiten geht!
- Patagonische Winde - La Escoba del Dios, der Besen Gottes. Wenn einem das Wetter nicht passt, einfach 5 Minuten warten oder 10 Meter weitergehen.
- Patagonisches Wetter - Es ist für jedem etwas dabei und dies mehrmals täglich.
Dinge, die sich (fast) gegenseitig ausschließen:
- Patagonien und Wettervorhersagen
- USA und billiges Essen
- Namibia und grüne Landschaften
- Victoriafälle und Ruhe
- Argentinische Puna und Stress
- Chile und keine Lebensmittelkontrolle
- Eisberge und eintönige Farben
- Bolivien und feste Planungen
- Brasilien und Eintönigkeit
Dinge, die ich (fast) auf jeder Reise sehe:
- Die roten Lkws bzw. Busse mit den rollenden, sargähnlichen Hinterteilen bzw. Anhängern und niederbayerischem Nummernschild (in ZA 2x, AUS 3x, CL/ARG 4x, ALASKA 1x, Feuerland 1x)
- Bei der Rückreise im Flugzeug Gesichter von den Fluggästen, als müssten sie mal wieder bei der gehassten Erbtante antreten.
Dinge, die ich bei Reisen nicht mehr unbedingt benötige:
- Flüge, die bei der Flugnummer mit NW beginnen.
- Quasselnde Touris mitten in der Abgeschiedenheit der Wildnis.
- Reisegäste, die nicht ganz kapieren wollen, was sie eigentlich gebucht haben.
Wo der Herrgott als Künstler wegen seinen landschaftsgestalterischen Fähigkeiten nur erste Preise einheimsen dürfte:
- Bei der Kaphalbinsel rund um Kapstadt
- bei der Farbenwelt der argentinischen Anden
- beim Karijini Nationalpark in Westaustralien
- beim Salar de Uyuni in Bolivien
- im Parque National dos Lencois Maranhenses
Dinge, die ich vor Ort überhaupt nicht vermutet hätte:
- Schneepflüge in der Namib (Namibia) kurz vor Lüderitz
- Im Flugzeug von den Steward(essen) mit dem Namen angesprochen werden. So mehrmals geschehen bei Lan Chile, nachdem ich mit ihnen geübt habe, wie man meinen Nachnamen ausspricht.
- Deutsche Weihnachtslieder von der Heino-CD im Hotel in Alice Springs Australien
- Dass eine Postkarte von mir aus Namibia am Nachmittag in den Postkasten geworfen 2 Tage später in Deutschland im Postkasten liegt und UPS für ein Paket für die 60 km von Nürnberg aus bis zu 19 Tage braucht.
- Farben über Farben im Andenhochland zwischen Argentinien und Chile.
- Dass die Wüste im Tal ist und es in den Bergen grünt (Nordchile)
- Mein Gepäck in Punta Arenas (Chile) schon mit meinem Flug wieder begrüßen zu dürfen.
- Dass in der Millionenstadt Tucuman (Argentinien) während der Finanzkrise 2001 Kinder verhungern, obwohl die Gegend der mit Abstand grünste Fleck im nordwestlichen Argentinien ist
- Unzählige Wasserlagunen inmitten von Dünenlandschaften in Brasilien
Dinge, die ich mir so ganz anders vorgestellt hätte:
- Trägheit von Krokodilen
- Die fehlende Wasserlosigkeit der Atacama-Wüste
- Service in den USA
- Flussquerungen hoch zu Ross
- die Dimension des Amazonas (man steht an einem Ufer und sieht das andere Ufer wegen der Erdkrümmung nicht).

|