Unter dem Kreuz des Südens - Ende 2015

 

Quer durch den südamerikanischen Kontinent von den Iguazu-Wasserfällen durch den Gran Chaco an die Ostseite der argentinischen Anden. Andenquerung über den 4726m hohen San Francisco Pass nach Chile bis nach Santiago de Chile.

 

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Vorgeschichte

Eine erneute Reise nach Südamerika hatte ich eigentlich für das Jahr 2015 nicht geplant. Aber es kommt manchmal anders als man denkt. Oder: Wenn man seine ursprünglich geplante Reise 48 Stunden vor Abflug bei fast schon komplett gepackten Taschen doch noch storniert. Aber erst einmal alles der Reihe nach.

Für Anfang Oktober 2015 wollte ich eine erneute Reise nach Nepal unternehmen, erneut als Trekkingtour analog zu den Jahren 2013 und 2014. Seit Ende September 2015 kam es aber zu Grenzblockaden zwischen Indien und Nepal und als Folge kamen keine Versorgungsgüter und hier v.a. kein Treibstoff mehr ins Land. Exakt zu diesem Zeitpunkt wollte ich in diese Region verreisen, genau zum Zeitpunkt, als sich die ganze Sache erst richtig hochgeschaukelt hatte. Binnen 24h wurde aus einer monatelangen Vorfreude auf eine Reise ein fürchterliches Magengefühl, die Reise jetzt ja nicht anzutreten.

Die Reise war schnell storniert (die nicht geringen Stornogebühren waren mir bekannt) und nachdem ich der Fluggesellschaft freundlich mitgeteilt hatte, dass auf meinen E-Ticket eine gänzlich andere Stornogebühr steht als sie mir in Rechnung stellen wollten, und laut ihren AGBs ja das Ticket zählt, gab es auch einen Großteil (fast 95%) der Ticketkosten wieder erstattet.

Falls ich 2015 noch mehrwöchig verreisen wollte, musste ich nach einer Alternativreise suchen und auch mit dem Arbeitgeber die dann geänderten Urlaubszeiten abklären. Die zunächst ins Auge gefassten Alternativen waren aber bereits ausgebucht, storniert oder wegen Visumgenehmigungszeiten zeitlich nicht mehr machbar. Da ich mit Kondor-Tours bereits mehrmals in Südamerika unterwegs war, schaute ich dort nach noch verfügbaren Reise und wurde bei deren Reise „Unter dem Kreuz des Südens“ fündig. Zwischen Reisestorno, neuer Reiseanfrage, Verfügbarkeitsprüfung der Flüge und der Reisebuchung lagen keine 8 Stunden. Nach einer Alternativreise hatte ich aber bereits am Vorabend Ausschau gehalten.

 

Die Reise stellt eine „Fastdurchquerung“ des südamerikanischen Kontinents auf einer Route südlich um den Staat Paraguay herum dar. Starten wird sie an den Iguazu-Wasserfällen in Brasilien. Nach dem Besuch des riesigen Itaipu-Wasserkraftwerks geht es nach Argentinien durch den Bundesstaat Misiones. In Westrichtung folgen die riesigen Weiten des Gran Chaco bis an die Ostseite der Anden in die Stadt Salta. Zunächst in Richtung Norden setzt sich die Reise in die farbenfrohe Quebrada de Humahuaca fort. Zurück in Salta fahren wir südlich an der Ostseite der Anden entlang nach Cafayate und weiter bis Tinogasta. Der Überquerung der Anden und die Einreise nach Chile erfolgt über den 4726m hohen San Francisco Pass, auf chilenischer Seite geht es anschließend in Richtung Copiapo weiter und dann nördlich in den Pan de Azucar Nationalpark. Auf der Panamericana fahren wir weiter nach Süden, biegen dann aber in das immergrüne Valle del Elqui ein, der Heimat von Pisco und Sternenobservatorien. Über Valparaiso, Viña del Mar geht es zum Finale der Reise nach Santiago de Chile.

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Die Reise erfolgt mit einem von Kondor-Tours zum Expeditionsmobil umgebauten LKW und erstmals seit 15 Jahren bei meinen Reisen findet nicht mindestens eine Übernachtung in einem Zelt, Hänegmatte oder Schlafsack statt. Teile der Reise habe ich schon einmal während meiner 2003-er Nordchile-Reise und meiner 2005-er Brasilien/Bolivienreise durchgeführt. Es wird sich zeigen, was sich in gut 10 Jahren alles verändert hat.

Tag 1 und 2: Anreise nach Foz do Iguacu (Brasilien)

Für die Anreise nach Brasilien ist ein Flug mit der brasilianischen TAM geplant. Aufgrund der zeitlichen Kürze der Buchung gab es keinen Tarif mehr mit Zubringerflügen, sodass der Flug in Frankfurt startet. Zeitig lasse ich mich die gut 270km zum Flughafen nach Frankfurt fahren, 2,5h mit dem Auto bei 95% Autobahn, größer 4h wären es mit der Bahn. Auch das Einchecken für den Flug funktioniert reibungslos. Das vorgesehene Flugrouting führt zunächst nach Sao Paulo und dann dort weiter mit einem 90-Minuten Inlandsflug nach Foz do Iguacu an die argentinische Grenze.

Gibt es im Flugzeug schon die neue Business-Klasse oder noch die alte Bestuhlung? Die heute eingesetzte Boeing 777-300 der TAM hat aber noch die alte Bestuhlung der TAM mit der „schiefen Ebene“ als Liegeposition ähnlich der alten Lufthansa-Bestuhlung. Das Flugzeug ist mit Passagieren gut gefüllt und es wäre ein ereignisloser fast 13 Stundenflug in der besten von mir geflogenen brasilianischen Business-Klasse der letzten 10 Jahre gewesen. Aber dass man bei der TAM im Service in der Business-Klasse sogar noch die damals 2005 todkranke brasilianische VARIG unterbieten kann, hätte ich nicht erwartet (der VARIG Flug war 10 Jahre und 3 Monate vorher). Die Sitze im Flieger sind eigentlich voll in Ordnung, aber interessant wird es, wenn z.B. die Suppe erst nach dem Essen serviert wird. Die Suppe selbst kommt “frisch” aus der Thermoskanne und wird nur auf den Teller geschüttet. Brötchen in irgendeiner Form sind Fehlanzeige und Tee/Kaffee gar nicht vorhanden. Die „Arbeitsmoral“ der Kabinencrew ist eher sehr gemütlich und absolut emotionslos. Bei einem brasilianischen Economy TAM-Inlandsflug vor Jahren war doch der Service noch super. Glücklicherweise ist der Rückflug mit der chilenischen LAN, da weiß man wenigstens, was man hat.

Morgens gegen 5 Uhr Ortszeit landen wir in Sao Paulo. Hier ist zunächst das Gepäck abholen angesagt, anschließend die Einreise, die Aufgabe des Gepäcks am Transitschalter und ein Terminalwechsel von Terminal 3 nach Terminal 2 notwendig. Bei der Einreise will mich ein Einweiser partout auf die Spur für Einheimische schicken. Erst nachdem ich ihm meinen Reisepass zeige, überzeugt er sich davon, dass ich doch keine „Braziliano“ bin. Bis zum Transitschalter dauert es keine 30min trotz Gepäckabholung, Nur wo ist der Weg ins Terminal 2? Da ich diesen kurzfristig nicht finden kann, bleibt mir nichts anderes übrig, die Fahrt mit einem der Transitbusse zum Terminal 2 zu unternehmen. Diese Fahrt dauert aber ewig, ich werde das Gefühl nicht los, dass ich eine Stadtrundfahrt in Sao Paulo gebucht habe. Zwischendurch muss auch noch der Bus gewechselt werden. Aber ich erreiche das Terminal 2 um dort festzustellen, dass es einen Verbindungsgang zwischen beiden Terminals gibt.

Bis zum Anschlussflug nach Foz do Iguacu dauert es drei Stunden etwas und so treffen die 3 weiteren Teilnehmer der Reise nach einiger Zeit  auch am Gate ein. Der Rest der Reisegruppe ist schon vor ein paar Tagen an der Atlantikküste gestartet. Der Flug nach Foz do Iguacu (mit normal gutem Economyklasse Service) verläuft mehr oder weniger ereignislos.

Bereits vor der Landung waren die Iguacu Wasserfälle deutlich zu erkennen und nach den aufsteigenden Gischten zu urteilen mit deutlich mehr Wasser als bei meinem Besuch hier vor 10 Jahren.

Werden wir nun am Ausgang des Flughafens abgeholt oder nicht? Der Reise -LKW trifft ja frühestens am späteren Nachmittag in Foz do Iguacu ein. Nachdem wir vier festgestellt haben, dass uns niemand abholen wird, fahren wir mit dem Taxi zum Hotel. Es sind aber kaum 4km bis dorthin, da unser Hotel doch außerhalb des Ortes liegt. Nur für den Taxifahrer war die Fahrt ein schlechtes Geschäft. Da ich als Einziger bereits brasilianische Reals gewechselt habe, bezahle ich den Taxifahrer. Die Rechnung ist 17 Reals. Im Hotel bemerke ich aber, dass ich ihm irrtümlicherweise 20 argentinische Pesos gegeben und gesagt habe, passt schon. 20 brasilianische Reals sind fast 5€, 20 argentinische Pesos aber kaum 2€.

Am späteren Nachmittag trifft auch die schon vor einigen Tagen gestartete Gruppe aus Curitiba ein, so dass wir jetzt vollzählig sind. 9 Reiseteilnehmer und 2 Reiseleiter (Jürgen, der Chef von Kondor-Tours und Katrin seine Lebensgefährtin ). Vom Alter der Teilnehmer bin ich wieder einmal mit großem Vorsprung das Nesthäkchen.

Das Abendessen genehmigen wir uns im hoteleigenen Restaurant.

 

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