Tag 15: Bahia Inglesa - Pan de Azucar NP - Bahia Inglesa

Unser erster heutiger Tagesordnungspunkt ist der Pan der Azucar (“Zuckerhut”) Nationalpark in der Nähe der Stadt Chañaral. Hierzu geht es zunächst 100km in Richtung Nord auf der Panamericana, die auf diesem Wegabschnitt aktuell vierspurig ausgebaut wird. Von Chañaral selbst sind es dann noch einmal über 20km Straße abseits der Panamericana bis zum Eingang des Nationalparks.

Eigentlich wäre im Reiseverlauf geplant gewesen, bereits am Vortag in Chañaral zu übernachten, extreme Schlammlawinen Ende März 2015 sollen aber einen großen Teil des Ortes verwüstet haben, sodass zur Zeit dort keine Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden sind. Man kann sich hierzu schon im Voraus seine Gedanken machen, man ist mitten in einem Trockengebiet südlich der Atacama mit meist deutlich weniger als 30mm Niederschlag im Jahr und dann hier massive Schlammlawinen?

Das Ergebnis daraus werden wir heute noch zu sehen bekommen.

Der meiste Niederschlag in der gesamten Region kommt aber meist durch den Küstennebel.

Da wir gestern unsere argentinischen Lebensmittelvorräte an der Grenze abgeben mussten, ist für das heutige Mittagessen erst ein Einkauf im Supermarkt des Ortes notwendig. Erst jetzt wird einem der riesige Unterschied in der Freizeit der Bevölkerung hier und im Vergleich dazu in Argentinien in Provinzen südlich von Salta auffällig. In Argentinien an einem Vormittag unterhalb der Woche sind ganze Heerscharen an Menschen auf der Straße und hier in Chile ein Bild fast wie in Deutschland: wenig Menschen, meist sind nur ältere Menschen auf der Straße oder Mütter mit ihren Kindern.

Am Ort Chañaral fahren wir zunächst nur vorbei und auf einer Nebenstraße weiter zum Nationalpark. Bekannt ist der Park für seine weißen Strände, seiner spärlichen der Trockenheit der Atacama trotzenden Vegetation und den wunderschönen Ausblicken.

Bereits an der Hauptverwaltung des Parks erfahren wir, dass unsere geplante Wanderung nicht möglich sein wird, da die Zufahrtsstraße dorthin durch Schlammlawinen einfach weggeschwemmt wurde. So ziehen wir die Bootsfahrt vom Ort Caleta Pan de Azucar rund um die “Zuckerhutinsel” Isla Pan de Azucar vor. Nur aus diesem Unterfangen wird leider auch nichts werden. Mehr als 600.000cbm Schlamm sind vor der Insel in den Pazifik geflossen und haben viele Untiefen hinterlassen. Es wäre viel zu gefährlich mit einem Boot zur Insel zu fahren.

So wundert es auch nicht, dass alle Boote auf dem Trockendock an Land sind und für hoffentlich wieder besser werdende Zeiten vorbereitet werden. Manch einer lackiert dabei sein Boot in den Farben der deutschen Flagge.

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Boot in deutschen Farben im Pan de Azucar NP

Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag? Die Weiterfahrt zum Startpunkt der Wanderung ist aufgrund der weggeschwemmten Straße nicht möglich. Wir beschließen vom Ort Caleta aus eine Wanderung zu starten und dann irgendwann rechtzeitig wieder umzukehren. Aber schon wenige Meter nach dem Ort ist das Ausmaß der Verwüstungen zu sehen. Die Schlammmassen haben einen fast 10m tiefen und bis zu 50m breiten Kanal hinterlassen, an der Stelle, wo zuvor oft die Straße war.

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Das Verkehrsschild rechts oben verrät, wo früher die Straße war

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Ausgetrocknete Schlammlawinen, im Hintergrund die zuckerhutförmige Isla Pan de Azucar

Wir laufen eine Zeit lang im neu geschaffenen Flußtal und biegen dann in Richtung Meer ab. Im mehr oder weniger weglosen Gelände versuchen wir zu einem Aussichtspunkt am Meer zu gelangen. In der Landschaft des Nationalparks sieht man sehr viele Kakteen stehen.

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Pan de Azucar Nationalpark

Wenn ich mir dabei zwei Kakteen etwas genauer anschaue, so ist der Beweis erbracht, dass es auch in der Pflanzenwelt Spanner gibt.

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2 Kakteen im Pan de Azucar NP - auch in der Pflanzenwelt gibt es anscheinend Spanner

Da wir nicht mehr davon ausgehen, dass wir noch zur vernünftigen Zeit den geplanten Aussichtspunkt erreichen können, nach zwei Stunden haben wir noch nicht einmal den ”ursprünglichen” Startpunkt erreicht, kehren wir wieder um in Richtung Caleta Pan de Azucar.

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Trockenlandschaft im Pan de Azucar NP

Nach einer ausgiebigen Kaffeepause machen wir uns auf die Rückreise nach Bahia Inglesa. Kaum erreichen wir den Ort Chañaral, werden die wirklichen Ausmaße der Verwüstung erst erkennbar. Wie ein Mahnmal ragen Autowracks und Öltanks aus den ausgetrockneten Schlammwüsten heraus. Und wir befinden uns noch gar nicht im Ort selbst!

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Chañaral - 8 Monate nach der Jahrhundertflut

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Chañaral - 8 Monate nach der Jahrhundertflut

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Chañaral - leider kein Schrottplatz, sondern Auto (rot) und daneben LKW (weiß) unter meterdickem Schlamm

Welche Urgewalten der Natur Ende März 2015 hier geherrscht haben, ist im folgenden Youtube-Video zu sehen. Üblicherweise regnet es in Chañaral weniger als 10mm im Jahr! Und kaum vorstellbar, dass dieses Unglück seinen Ursprung in den fast 100km entfernten Abhängen der Anden genommen hat. Die Trockenflusstäler selbst sind meist nur “brettleben”.

Aber typisch Chile, überall ist man schon wieder mitten im Aufbau, auch das neue Flussbett ist bereits schon wieder angelegt worden. Man sollte aber nicht vergessen, ursprünglich standen viele Häuser noch deutlich näher am Trockenflussbett.

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Chañaral - ehemaliges Flussbett, wo sind die Schlammlawinen hergekommen?

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Chañaral - Staub wischen reicht hier wohl nicht mehr aus

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Chañaral - auch hier reicht Staub wischen nicht mehr aus

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Chañaral - ein bisschen mehr als nur eine kleine Bügelfalte im Blech

Auch der Verlauf der Panamericana hat sich verändert, man könnte fast meinen, dass sie am Ort Chañaral zu einer Uferpromenade geworden ist. Die Schlammlawinen haben den Strand einfach weggeschwemmt und der Pazifik reicht jetzt schon fast bis zum Ort selbst.

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Chañaral - die “neue” Panamericana als Uferstraße, vor der Flut war der Strand hinten links im Bild (zwischen blauem Himmel und weißem “Strand”)

Nachdenklich verlassen wir den Ort und fahren wieder zurück zu unserem Hotel im Badeort Bahia Inglesa.

Tag 16: Bahia Inglesa - La Serena - Vicuña (Val Elqui)

Fast einen reinen Fahrtag in Richtung Süden haben wir heute vor uns, zunächst nur auf der Panamericana.

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Panamericana, wer hat die Straße geklaut (siehe folgendes Bild, keine Fotomontage !)?

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Panamericana, eine invertierte Fata Morgana?

Ein gänzlich anderes Naturphänomen, welches meist nur 3-4x im Jahrhundert auftritt, gibt es neben der Straße zu sehen. In der deutschen Presse würde es heißen, die “Atacama blüht”, aber wir sind hier schon deutlich südlich der Atacama in der sogenannten Voratacama. Aufgrund der Niederschläge in einem El Nino Jahr blühen die Trockengebiete hier in massiven Rosafarben.

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Panamericana, blühende (Vor-)Atacama

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Panamericana, blühende (Vor-)Atacama

Am Nachmittag erreichen wir die Großstadt La Serena, hier verlassen wir die Panamericana und wollen die Straße im Tal des Elquiflusses aufwärts bis zum Ort Vicuña fahren. Das Val Elqui ist nicht nur die Heimat des chilenischen Pisco, sondern auch eine wichtige Früchtekammer Chiles. Möglich ist dies hier in den Trockengebieten des Kleinen Norden in Chile durch künstliche Bewässerung.

Noch im Stadtgebiet von La Serena beginnen die ersten Obstplantagen und auch die ersten Felder mit Weintrauben sind zu sehen. Möglich ist diese subtropische Vielfalt durch den Staudamm aus dem Proyecto Puclaro, wo der Rio Elqui zur konstanten Wasserversorgung aus den Anden heraus seit 1999 aufgestaut wird.

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Mauer des Puclaro Staudamms am Rio Elqui

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See des Rio Elqui am Puclaro Staudamm

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Landschaft am Rio Elqui unterhalb des Puclaro Staudamms

Einen Besuch und eine Gang über die mehr als 1km breite und über 70m hohe Staumauer lassen wir uns natürlich nicht nehmen. Anschließend fahren wir weiter zu unserem Tagesziel in den Hauptort des Val Elqui nach Vicuña.

Tag 17: Val Elqui

Berühmteste Bürgerin von Vicuña ist die Dichterin Gabriela Mistral, die hier geboren wurde. Dem gleichnamigen  Museum wollen wir zunächst einen Besuch abstatten. Weil aber ein Erdbeben in diesem Jahr deutliche Beschädigungen im Museum hinterlassen hat, ist es geschlossen, wir können nur einen Stadtrundgang durch den Ort Vicuña machen.

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Vicuña - Torre Bauer

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug, der uns tiefer ins Elqui-Tal hineinbringt . Herrlich breiten sich die grünen Weinfelder vor den Bergen und dem meist stahlblauen Himmel aus.

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Val Elqui - blühende Landschaften

Einen ausgiebigen Aufenthalt leisten wir uns im Ort Montegrande, dem Ort wo Gabriela als Kind lebte und auf dem zentralen Platz eine überlebensgroße Statue von ihr zu sehen ist.

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Montegrande - Statue von Gabriela Mistral

Weiter fahren wir noch bis in den Ort Pisco Elqui, wo wir eine Pisco-Destillerie besuchen wollen. Der Ort Pisco Elqui hieß früher La Union. Da die Peruaner in den 1930-er Jahren versuchten den Namen Pisco für sich schützen zu lassen, hat der damalige Abgeordnete und spätere Präsident von Chile Gonzales Vileda dieses Ansinnen durch die Umbenennung des Ortes durchkreuzt.

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Pisco Elqui - farbiger Touristenbus

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Pisco Elqui - Piscobrennerei

Pisco als der Nationalschnaps Chiles wird aus der Muskatellertraube gewonnen. Das Halbwüstenklima im Val Elqui ist ideal für das Gedeihen der Pisco-Trauben. Der Himmel ist hier nur sehr selten bedeckt. Aus den reifen Trauben wird dann das bekannte Destillat gewonnen und durch monatelanges Lagern in Holzfässern verfeinert. Ein bekanntes Mixgetränk aus dem Pisco ist der bekannte “Pisco Soir”, die chilenische Variante des brasilianischen Caipirinha.

Im Anschluss an das Abendessen wollen wir heute Nacht einem weiteren Highlight des Tales einen Besuch abstatten. Nach dem Sonnenuntergang geht es zum oberhalb des Tales gelegenen Sternenabservatorium Observatorio Marmalluca 10km nordöstlich von Vicuña. Nur an ganz wenigen Orten in Chile ist es wie hier an mehr als 300 Nächten im Jahr so klar und der Himmel in den Bergen so staubfrei. Das Teleskop der Touristenanlage hat zwar “nur” 12 Zoll Durchmesser, die mehrstündige fachkundige Führung und das eigenaugentliche Entdecken von Sternen und Galaxien ist schon ein Erlebnis für sich.

Um Lichtverschmutzungen zu minimieren, dürfen in den Orten in der Nähe von Observatorien im Norden Chiles keine grellen Straßenlampen sondern nur orange-gelb leuchtende Natriumlampen verwendet werden.

Mit vielen neuen Eindrücken kehren wir spät nachts wieder nach Vicuña zurück.

Tag 18: Vicuña - Panamericana - Quintero

Heute ist wieder ein reiner Fahrtag in Richtung Süden. Zunächst geht es wieder hinaus aus dem Elqui-Tal nach La Serena und von dort wieder in südlicher Richtung auf die Panamericana.

Mittagsrast machen wir an einem der vielen Windparks entlang der Panamericana. Da hier meist eine Einheitswindrichtung vorherrscht sind die Windanlagen meist in Reih und Glied aufgestellt.

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Windpark am Pazifikstrand

Anschließend fahren wir weiter in Richtung Süden, eine Stunde vor unserem Tagesziel verlassen wir die Panamericana in Richtung Pazifikküste und erreichen am späteren Nachmittag den Ort Quintero direkt am Pazifk gelegen.

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Blühende Landschaften kurz vor Quintero, nur was blüht hier wo sonst nichts blüht?

Unser Abendessen nehmen wir im hoteleigenen Restaurant ein.

 

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