Australien 2018
Kimberley Plateau und Gibb River Road
Eine Durchquerung des westaustralischen Kimberley Plateaus über die unbefestigten Sandpisten und Flussfurten der Gibb River Road startend von der Hauptstadt des Northern Territory Darwin und endend in Broome am Indischen Ozean.
Broome - Sonnenuntergang am Cable Beach
Wenn der „Aussie” (Kosename für Australier) von „entlegen” oder „Wildnis” spricht oder meint, dass er den „A… der Welt“ nicht nur gesehen hat, sondern mitten drin war, dann fällt fast immer der Begriff Tasmanien oder Kimberley (im deutschen Sprachgebrauch auch „Kimberleys” bezeichnet).
Kimberley oder genaugenommen das “Kimberley-Plateau” ist eine sehr dünn besiedelte Mittelgebirgsregion im Nordwesten des australischen Kontinents im Bundesstaat Western Australia. Auf einer Fläche so groß wie Deutschland und Österreich zusammen leben gerade einmal 38.000 Menschen, etwa die Hälfte davon sind Ureinwohner (Aborigines). Um das Kimberley-Plateau herum führt der inzwischen durchgehend asphaltierte Great Northern Highway vom westaustralischen Broome zur Kleinstadt Kununurra an der Grenze zum Bundesstaat Northern Territory. Die beiden Orte Broome und Kununurra haben beide zusammen bereits mehr als 60% der Bewohner der gesamten Kimberley Region.
Über das Kimberley-Plateau gibt es als einzig durchgehende Verbindungsstrecke die „Gibb River Road“, eine größtenteils nicht asphaltierte Piste, die deshalb und wegen ihrer nicht wenigen brückenlosen Flussdurchquerungen zur Fortbewegung per Kfz Allradfahrzeuge bedingt. Auch erdgeschichtlich unterscheidet sich diese Region sehr deutlich vom Rest Australiens.
Befahrbar bzw. “besuchbar” sind die Kimberleys nur außerhalb der regenreichen Monate im australischen Winterhalbjahr v.a. in den Monaten Mai bis September. In den Kimberleys und darum herum fallen in drei Monaten im Jahr gut 2000 Liter pro Quadratmeter Regen und dann in den restlichen 9 Monaten des Jahres nichts mehr.
Schon seit meiner letzten Australienreise anno 2001, sind die “Kimberleys” eines meiner Traumziele. Da Australien in den letzten Jahren touristisch auch noch unverschämt teuer geworden ist, habe ich diesen Traum in der Vergangenheit immer weiter nach hinten verschoben. Hierzu zwei Beispiele: Mein Hotel in Sydney von der Reise 1999 kostet heutzutage das Doppelte in Euro als damals in DM. Und 2 Liter Coca Cola in der Plastikflasche in der größten Supermarktkette des Northern Territory werden später fast 2,50€ je Liter und somit fast 4-5x so viel wie in Deutschland kosten.
Da die meisten Touren in diese Region Australiens nur um die eigentlichen Kimberleys herumfahren, d.h. v.a. dazu den asphaltierten Great Northern Highway benützen, habe ich diese Ziel in den Jahren etwas aus den Augen verloren. Erst das Tourenangebot des westaustralischen Veranstalters Kimberley Wild hat mich dann sowohl vom Routing als auch vom Preis-Leistungsverhältnis begeistert. Auch als Folge meiner letztjährlichen Reise (siehe hier: “Der tagelange Weg zum Arzt”) sollte die diesjährige Tour etwas weniger den Charakter “Überlebenstraining” haben.
Als Folge habe ich eine gut zweiwöchige Tour durch die Welt der Kimberleys gebucht, mit einem zusätzlichen Aufenthalt zu Beginn der Tour in Darwin im Norden und am Ende der Tour in Broome. Hier werde ich dann anschließend der Dampier Peninsula mit dem farbenfrohen Cape Leveque und dem Buccaneer Archipelago einen mehrtägigen Besuch abstatten.
Ein “Selfie von hinten”: Blick in den Sonnenuntergang am Cable Beach in Broome
Durchgeführt wird die Tour mit einem 20-sitzigen Allrad-LKW mit Fahrer(In) und Köchin für die Gruppe, “Amtssprache” ist Aussieslang. Übernachtet wird meist in Zelten, Swags (die australische Variante eines “Biwaksacks”) und Cabins. Die Tour ist somit nicht die Low-Budget-Variante der “Overlander-Trucks”, sie ist aber auch nicht die 3-4x so teure Luxus-Variante, welche meist über deutsche Reiseanbieter angeboten wird.
Im Anschluss an diese beiden Touren endet der Aufenthalt in Australien mit einem ganz besonderen, einzigartigen landschaftlichen Highlight: Die Horizontal Falls in der Talbot Bay nördlich des King Sounds am Indischen Ozean sind nur sehr wenigen Menschen bekannt und beherbergen etwas ganz Besonderes, wie ihr Namen schont andeuten lässt. Dazu dann mehr später im Reisebericht.
Jetzt gibt es zunächst noch einen Überblick über die Reiseroute:
22. - 24.07 - Tag 1 - 3: Anreise aus Deutschland nach Darwin (Australien)
Eigentlich wollte ich schon immer einmal mit Singapore Airlines fliegen, nur meine Reiseziele der letzten Jahre hat Singapore Airlines nicht im Angebot. Auch ein Flug nach Australien in der Businessklasse war eigentlich immer viel zu teuer.
Für die aktuelle Reise bietet sich aber Singapore Airlines geradezu an, da die Reise vor Ort im Norden Australiens in Darwin beginnt und im südwestlich gelegenen Broome endet. Nach Broome gibt es keine internationalen Flüge, sodass ein zusätzlicher Transferflug nach Darwin oder ins südlicher gelegene Perth notwendig ist. Flüge von außerhalb Australiens direkt nach Darwin bieten nur Qantas/Jetstar und Sinapore Airlines / Silkair an.
Aber die Preise ab München mit Singapore Airlines in der Businessklasse sind üblicherweise absolut utopisch. Wenn man von einem nagelneuen Dacia Sandero Auto die Reifen wegschrauben würde, wäre es für ein Return-Ticket der identische Preis. Aber von Stockholm aus gibt es 7 Monate vor Reisebeginn Businessklasseflüge mit Singapore Airlines nach Australien für kaum mehr als unglaubliche 2.200€, und dies bei sehr geringen Storno-/Umbuchungskosten. Ein halbflexibles Economyticket mit vergleichbaren Storno-/Umbuchungskosten kostet ab München den gleichen Preis.
Da der Flug ab Stockholm nach Singapur mit Tankstopp in Moskau relativ früh startet, ist mir der morgendliche Zubringerflug ab München gerade für den Urlaubsbeginn zu stressig. Es wären dann nur 2 Stunden Zeit nach der Landung in Stockholm für das Gepäck abholen, neu einchecken und die EU-Ausreise. So fliege ich schon tags zuvor am späten Sonntagnachmittag von München aus nach Stockholm. Übernachten werde ich im direkt im Flughafen gelegenen Clarion Hotel Arlanda. Die Übernachtung und der Sonntagsflug zusammen kosten interessanterweise weniger als der Montagmorgenflug alleine kosten würde.
Auch wenn 2018 ein sehr trockenes Jahr ist, gerade am heutigen Tag ist rund um München zur Abflugzeit ein schweres Gewitter, aber der Lufthansa-Flug startet dennoch fast pünktlich nach Stockholm. Das Einchecken am Schalter der Lufthansa für die Economyklasse ist heute zeitraubend, fast 90 Minuten nimmt die Prozedur in Anspruch. Grund dafür ist eine viele Jugendliche umfassende brasilianische Reisegruppe, die keine Plätze mehr für den Zubringerflug nach Frankfurt erhalten haben. Die Schlange im Terminal 2 vor dem LH-Checkin geht zeitweilig fast durch die komplette Halle.
Rechtzeitig landen wir in Stockholm und bereits nach wenigen Minuten ist auch meine Reisetasche auf dem Gepäckband. Nur irgendwie hat sich die Farbe der Tasche etwas verändert und sie ist außen überall komplett durchnässt.
Haben die in München die Tasche vor dem Flieger in den Regenwassergulli geworfen? Glücklicherweise ist die Tasche wasserdicht, sodass nichts im Innern durchnässt ist.
Binnen weniger Minuten ist das Hotel erreicht, ohne das Terminalgebäude verlassen zu müssen.
Der Checkin nach Australien am nächsten Morgen verläuft reibungslos. Pünktlich startet der Flug mit Singapore Airlines mit einem Airbus A350-900 für den ersten zweistündigen Flug nach Moskau-Domodedovo. Hier heißt es für das Flugzeug Auftanken und für die Passagiere raus aus dem Flieger, neu durch die Sicherheitskontrolle und später wieder in den identischen Flieger Einsteigen. Kaum mehr als einer Stunde später geht es in einem gut 10-stündigen Flug weiter nach Singapur.
Pünktlich in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages landen wir in Singapur. Jetzt steht ein Terminalwechsel an und keine 2 Stunden später geht es mit einer Boeing 737-800 der Silkair, der Regional-Fluglinie von Singapore Airlines, in einem kaum 5-stündigen Flug weiter ins australische Darwin.
Da ein Touristenvisum für Australien schon im Vorfeld online beantragt und erteilt werden muss, ist die Einreise nach Australien sehr schnell erledigt, da der Flughafen in Darwin kaum internationale Flüge hat. Auch das Gepäck ist schnell am Band und kaum 40 Minuten nach der Landung bin ich nach einer anschließenden Taxifahrt in die Innenstadt am Cavenagh Hotel angekommen.
Jetzt ist späterer Nachmittag, für den Rest des Tages habe ich mir nichts Weiteres vorgenommen.