25.07 / Tag 4: Darwin

Für den heutigen Tag habe ich mir nichts vorgenommen, die Rundreise selbst beginnt erst heute Abend.

Den Tag nutzte ich zum Schlendern durch die Downtown von Darwin. Das etwa 140.000 Einwohner große Darwin ist die Hauptstadt des australischen Bundesterritorium „Northern Territory“ und zugleich die nördlichste Großstadt in Australien. Das “Northern Territory” ist nur eine Verwaltungseinheit und kein Bundesstaat von Australien wie z.B. Queensland oder New South Wales. De facto wurden zwar das Maß der Selbstverwaltung den anderen Bundesstaaten angeglichen, aber jedes Gesetz des Territoriums kann durch das australische Bundesparlament aufgehoben werden.

Da Darwin in etwa am 12. südlichen Breitengrad gelegen ist, befinden wir uns mitten in den Tropen. In der Regenzeit von November bis März ist es mit hier meist über 30°C sehr heiß und sehr feucht. Jetzt im Winter sind die Temperaturen erträglich. Das Thermometer zeigt 29°C an bei relativ moderater Luftfeuchtigkeit, fast noch erträglicher wie ein deutscher Hochsommertag.

Wegen der immensen Zyklongefahr, Zyklone sind im Uhrzeigersinn drehende Wirbelstürme v.a. im Indischen Ozean, gibt es nur wenige mehrstöckige Gebäude in der Stadt. Im Jahre 1974 wurde die Stadt durch einen Wirbelsturm fast komplett verwüstet. Einen “alten” Stadtkern gibt es somit nicht (mehr).

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Darwin - Blick vom War Memorial

Zum Abendessen um 18:30 Uhr ist ein Treffen der Reisegruppe für die nun folgende Tour bis nach Broome angesetzt. Nachdem alle am vereinbarten Punkt eingetroffen sind, steht fest, dass wir 15 Touristen für die nächsten 15 Tage sein werden. Die meisten davon aus Australien, und ich werde wieder zum jüngsten Fünftel der Gruppe gehören. Guide und Truckpilotin ist Linsey, Bronnie wird für die Küche zuständig sein.

26.07 / Tag 5: Darwin - Katherine

Schon am zeitigen Morgen gegen 6:30 Uhr trifft Linsey mit unserem Reisetruck, einem Isuzu 12-Tonner-LKW mit Aufbau ein. Nachdem alles Gepäck, Touristen und Nahrung im LKW verstaut sind, machen wir uns mit dem Sonnenaufgang auf in den Weg nach Süden. Darwin selbst liegt heute sehr atypisch in einer wahren Dunstwolke, die Sonne ist nur ein schwach scheinender Kreis.

Die Fahrtstrecke führt uns nach Süden auf dem Stuart Highway, der durchgängig geteerten Hauptmagistrale Australiens von Darwin nach Süden bis zur Stadt Port Augusta. Benannt ist der Stuart Highway nach dem schottischen Entdecker John McDouall Stuart, der 1862 als erster Europäer den australischen Kontinent von Süd nach Nord komplett durchquert hatte. Auch der aktuelle Verlauf des Stuart Highways folgt mit nur wenigen Kilometern Abweichung dem damaligen Verlauf.

Sinn von Stuarts Unternehmung damals war die Anbindung der Stadt Darwin auf dem Landwege mit den südlichen Territorien von Australien. Nach Stuarts Durchquerung nahm man auch endgültig von der Vorstellung Abschied, dass sich im Landesinneren von Australien ein riesiges Binnenmeer befindet. Wobei „oberflächlich“ betrachtet gibt es kein Binnenmeer, aber gerade unter dem Ostteil von Australien befindet sich das über 1,7 Mio Quadratkilometer große „Great Artesian Basin“, im Prinzip ein 65.000 Kubikkilometer fassender Süßwassersee.

Die Fahrtstrecke ist sehr eben, wie auch der ganze Stuart Highway bis nach Port Augusta. Die größte Steigung haben wir heute mit weniger als 7%. Landschaftlich herrscht eine Baumlandschaft vor. Unser erster Stopp ist im Ort Adelaide River am gleichnamigen Fluss. Anschließend fahren wir weiter bis kurz vor dem Ort Katherine, benannt nach der Tochter eines der Hauptfinanzierers von Stuarts Expedition.

Kurz vor Katherine ist die Abzweigung zu den Edith Falls, Wasserfälle am gleichnamigen Fluss. Neben einer erlaubten Badepause (trotz des hohen Wasserstandes befinden sich nachprüfbar keine Krokodile im Wasser), werden wir hier auch unser Mittagsessen vornehmen. Wie üblich bei Truck-Zelt-Touren wird das Mittagsessen meist kalt als Picknick eingenommen.

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Edith Falls

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Edith River

Nach der Mittagsrast machen wir uns weiter auf dem Weg in Richtung des Ortes Katherine. Dort angekommen nutzen wir die Zeit zunächst zum Einkauf im örtlichen Supermarkt. Im Supermarkt gibt es aber keine Alkoholika zu kaufen, diese können nur in “Bottle” Shops erworben werden. Diese separaten Shops haben aber nur stundenweise geöffnet, meist nachmittags, und alkoholhaltige Getränke können nur gegen Vorlage eines Identifikationsnachweises erworben werden. Für Touristen bedeutet dies, Einkauf nur 1x täglich im gleichen Shop (der Nächste wäre mehrere hunderte Kilometer entfernt in Darwin oder im westaustralischen Kununurra) und bei jedem Einkauf wird zusätzlich der Reisepass eingescannt. Eine Weitergabe von gekauften Alkohol ist verboten und v.a. Aborigines dürfen zu ihren eigenen Schutz keinen Alkohol käuflich erwerben.

Im Anschluß an die für manchen überlebensnotwendigen Einkäufe (Bier ist in Australien nicht billig, ein Sixpack mit jeweils 330ml  kostet 18 AUD, fast 12€) machen wir uns auf den Weg in etwas außerhalb von Katherine gelegene Katherine Gorge im Nitmiluk Nationalpark. Dort wollen wir eine mehrstündige Bootsfahrt in dem 12km langen und aus 13 Schluchten mit bis zu 70m hohen Sandsteinwänden bestehenden Systems unternehmen. Der Nationalpark wurde in den Besitz des Jawoyn-Aborigine-Volk zurückgegeben und wird zusammen mit staatlichen Stellen verwaltet.

Zur und im Anschluß der „Regenzeit“ sind alle 13 Schluchten direkt miteinander verbunden, bei unserer „Kreuzfahrt“ in der Nicht-Regenzeit in den ersten beiden Schluchten müssen wir wegen der niedrigeren Wasserstände zwischen den Schluchten umsteigen.

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge, Spuren im Sand (von einem Krokodil)

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Katherine Gorge, “Freshie” (Süsswasserkrokodil) an der Uferpromenade

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge, “Freshie” beim Sonnenbaden

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge

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Katherine Gorge, “Freshie”

Im Katherine River befinden sich meist nur die von den Aussies betitelten „Freshies“, die bis zu 3m lang werdenden relativ harmlosen Süßwasserkrokodile Nordaustraliens. In der Regenzeit und durch Überschwemmungen können sich aber auch die weltgrößten Salzwasserkrokodile („die „Salties“), eine Leistenkrokodilart, in Brackwasserbereiche, Flüsse und Sümpfe verirren.

Salties sind die einzige Krokodilart, die sowohl in Süß- als auch im Salzwasser leben. Salties können länger als 6m werden.

Sollte sich in die Katherine Gorge ein Saltie verirren, dann versucht man sie durch Lebendfallen in für Menschen ungefährdete Bereiche umzusiedeln.

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Katherine Gorge, Lebendfalle für ein “Saltie”, Bild aus 1999

Nach dem Besuch des Visitor-Centers im Anschluss an die Bootsfahrt, fahren wir in das nur wenige Kilometer entfernte Katherine Safari Camp, wo wir heute übernachten werden. Das Camp besteht neben den Sanitäranlagen aus fest aufgebaute Zelthütten mit Betten. Um das Abendessen kümmert sich unsere Köchin Bronnie unter tatkräftiger Mithilfe von uns.

Bereits um 18 Uhr ist es dunkel und da wir morgen sehr zeitig in Richtung Westen starten werden, sind bis um 20 Uhr alle in ihren Zelthütten verschwunden.

 

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