Tag 10: Riske Creek - Kleena Kleene (Terra Nostra Guest Ranch)

Nach Rückfragen per Funk durch die Betreiberin des Campingplatz starten wir das Abenteuer in den (einsamen) Westen des Chilcotins bzw. einer ganz neuen Form des “pazifischen Feuergürtels”.

Die Luft ist zwar dunstig, aber auf den ersten Kilometern sind noch keine Feuer erkennbar. Die Szenerie ändert sich gewaltig im Ort Alexis Creek. Bis an den Ortsrand reichen die Waldbrände (man muss das Leid anderer nicht fotografieren, deshalb auch kein Foto), die Busse gestern galten der Evakuierung des Ortes.

An der Straße wartet eine Patrouille, um zu überprüfen, wer wohin bis wann will. Auf die Antwort Ankes, dass unser Ziel in der Nähe von Kleena Kleene liegt, gibts nur ungläubiges Staunen des Rangers nach dem Motto: Wer dahin will, was ich nicht kenne, muss wissen, was er macht, und er lässt uns nach einigen Sicherheitsinstruktionen weiterfahren.

Im weiteren Verlauf kommen wir immer wieder an Waldbränden vorbei, oft liegen an den kleinen Seen kleine Plastik- Swimming-Pools, die, gefüllt mit Wasser, später an den Lasthaken der Hubschrauber angehängt werden.

Der Highway 20, manchmal auch Chilcotin oder Bella Coola Highway genannt, selbst schlängelt sich mal in Waldgebieten, mal in freier Prärie über das einsame Chilcotin Plateau. Bis auf 3 bis 4 Häuseransammlungen außerhalb von Alexis Creek ist auf den heutigen 200km Fahrt keine Zivilisation erkennbar.

Am späteren Nachmittag erreichen wir unser Domizil für die nächsten 3 Nächte, die Terra Nostra Guest Ranch am Clearwater Lake in der Nähe von Kleena Kleene, der kanadischen Variante von “Urlaub auf dem Bauernhof” mitten in der Wildnis.

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Terra Nostra Guest Ranch

Nachdem wir unsere Blockhütten bezogen haben, geht es zum Abendessen. Dies ist heute etwas einfacher, da die Betreiber bis zu unserer Ankunft nicht wissen konnten, ob wir bis zur Ranch durchfahren dürfen oder nicht. Es schmeckt aber trotzdem deftig gut.

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Terra Nostra Guest Ranch

Nach dem Essen geht es mit Pferdeflüsterer Lorne zu den Pferden der Ranch. Wir sollen unseren vierbeinigen Begleitern in den nächsten Tagen vorgestellt werden, bzw. jedes Pferd soll sich seinen Reiter aussuchen (und nicht umgekehrt) . Da die Damen, Herren und Eunuchen vom Typ Pferd sich wegen der großen Auswahl kaum entscheiden können, hilft ihnen Lorne dabei etwas.

Die Pferde sind sogenannte Quarter Horses (Westernpferde) und werden auch so geritten. Lorne hat beschlossen, dass Sparky und ich eine Zweckgemeinschaft bilden sollen. Sparky, meiner speziellen Meinung nach eine Kreuzung aus Haflinger (Statur), Araber (Temperament) und Ochse (Sturheit), oder kurz ein gewichtiger hochintelligenter Dickschädel. Heute verstehen Sparky und ich uns auf Anhieb, das Reiten in der Lounge im Kreis funktioniert, die sequentielle Schaltung für die Geschwindigkeit klappt auf Anhieb, dem ersten Ausritt morgen früh steht nichts mehr im Wege.

Quarter Horses und sequentielle Schaltung? Pferde haben verschiedene Geschwindigkeitsbereiche und diese muss man ihnen über Kommandos mitteilen, die Zügel werden nur zum Lenken und als ABS benützt. Und hier sollte man sich tunlichst an die Reihenfolge halten. Der Befehl zum Anhalten aus vollem Galopp ergibt ähnliche Überraschungsmomente wie wenn man bei einem Auto mit Automatikgetriebe versucht mit dem Feingefühl des linken Fußes auszukuppeln. Es wird zumindest für das Pferd zum Sofort-Halt ausarten. Für den Reiter hängt die anschließende Flugweite vom eigenen Trägheitsmoment ab.

Tag 11: Terra Nostra Guest Ranch

Zum Frühstück geht es heute ins Hauptgebäude der Ranch. Unter den “wachsamen” Augen eines (ausgestopften) Grizzly nehmen wir unser Frühstück ein, anschließend steht der erste Ausritt an.

Lorne weist mich darauf hin, dass Sparky manchmal sehr dickschädelig sein kann und ich bis zum Verlassen der ersten Koppeln vorsichtig sein soll. Manchmal will er einfach nur zurück in den Stall, egal was um ihn herum passiert.

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Sparky und Ich

Das Passieren des ersten Gatters verläuft noch reibungslos, aber beim zweiten Gatter bin ich im Denken zu langsam, Sparky gewinnt. Er will nur noch zu seinem Stall auf der anderen Seite der Koppel zurück, koste es was es wolle. Dass ich noch seinen Rücken auf dem Sattel besetzte, interessiert ihm nicht die Bohne. Ohne mein Zutun schaltet er alle Gänge durch, erste Bremsversuche meinerseits scheitern kläglich. Zügel anziehen - ohne Wirkung; Leerlauf einlegen - ohne Wirkung; In die Steigbügel stellen und mittels 45° Schräglage eine Vollbremsung einleiten - ohne Wirkung; Bremsfallschirm auslösen - ohne Wirkung; Anker werfen ohne Wirkung. Und jetzt kommt auch noch ein Graben, der überwunden werden muss. In der Hoffnung, das Sparky dem Grauen spätestens am Stall ein Ende machen wird, bereite ich mich nur noch auf eine gute Haltungsnote bei einem eventuellen vorzeitigen Abgang vor.

Kaum ist Sparky vor dem Stall angekommen, ist er wieder die Freundlichkeit in Person. Lorne nimmt ihn nun für die Rückreise zu den anderen Pferden an die kurze Leine und Sparky folgt ihm klaglos. Für den Rest des Ausritts folgt er meinen Anweisungen sicher und klaglos. Das ich mir bei der ganzen Angelegenheit eine deftige Prellung am linken Ringfinder eingehandelt habe (der Finger der zwischen den Zügeln beheimatet ist) “erspüre” ich erst im Laufe des Tages.

Nach einer Mittagssiesta ist nun der zweite Teil unserer Gruppe unterwegs, zunächst müssen aber auch sie noch die ersten Reitversuche unternehmen. Nachdem manche von Ihnen meine morgendlichen Verzweiflungstaten live miterlebt haben mit mulmigen Gefühlen. Aber alle kommen wieder heil vom Ausritt zurück und können die vorzüglichen Steaks zum Abendessen am Lagerfeuer genießen.

Tag 12: Terra Nostra Guest Ranch

Heute steht mir nicht auf Ausritt, zu viert wollen wir eine Kanutour mit einer Wanderung unternehmen.

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Landschaften an der Terra Nostra Guest Farm

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Landschaften an der Terra Nostra Guest Farm

Zunächst geht es mit dem Kajak über den hauseigenen Clearwater Lake an das entgegengesetzte Ufer. Dort starten wir eine Wanderung durch die Urwälder des Chilcotins zu den verschieden Aussichtspunkten (Cougar bzw. Puma Point, Puma Point, ...), an einem See machen wir Mittagsrast. Durch das angestammte Heimatland der British Columbia Air Force (Stechmücken) geht der Trampelpfad zurück zur Anlegestelle unserer Kajaks. Aber die Mücken halten sich (noch) zurück. Anschließend paddeln wir wieder zur Ranch zurück.

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Reiter und Pferd im Clearwater Lake

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Reiter und Pferd im Clearwater Lake

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 Clearwater Lake

Den Rest des angebrochenen Nachmittag nutze ich zum Faulenzen.

Tag 13: Terra Nostra Guest Ranch - Nimpo Lake

Ist es wirklich schon so spät? Die Abreise von der Ranch steht an, aber die Fahrtstrecke für heute bis nach Nimpo Lake ist kurz, aber vorher will uns Lorne noch die schlafenden Pferde zeigen, für manch einem von uns eine ganz neue (Gemüts-)Erfahrung.

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schlafende Zweckgemeinschaft (Reiterin und Pferd)

Um 11 Uhr verlassen wir Terra Nostra in Richtung Nimpo Lake.

 

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