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Granitschlucht des Oranje Rivers an den Augrabies Falls

Tag 4: Calvinia - Augrabies Falls Nature Park

Für die heutige Tagesetappe haben wir uns eine gehörige Fahrtstrecke vorgenommen. Entlang der R27 geht es zunächst nach Upington am Oranje River, wo wir uns mit den Lebensmitteln für die nächsten Zelttage versorgen. Die Gegend rund um den Oranje ist im Vergleich der sonstigen heutigen Landschaften im Northern Cape eine grüne Oase. Der Fluss selbst entspringt weit entfernt in über 3000m Höhe in den Drakensbergen. Nach der Vereinigung mit dem Vaal Fluss bildet er die Lebensader im Nordwesten Südafrikas.

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Webervogelnest an einer Stromleitung zwischen Calvinia und Upington

In gut 100km westlicher Entfernung zum Ort Upington stürzt der Oranje River über mehrere Fälle insgesamt fast 150m in die Tiefe, an den Augrabies Falls, was in der Buschmannsprache in etwa “Platz des lauten Rauschens” bedeutet. Nach einer Weinprobe in einer Weinkelterei bei Upington werden diese Fälle unser heutiges Tagesziel sein.

Am zeitigen Nachmittag erreichen wir unseren Campground an den Augrabies Falls. Nach einer kleinen Stärkung geht es nach einer Erklärung nun zum ersten Zeltaufbau bei dieser Reise. Aber, beobachtet von den ersten neugierigen Mangusten und Dassies (Afrikaans für Klippschliefer), schafft jeder von uns den Zeltaufbau.

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Klippschliefer, auch “Dassie” genannt

Anschließend geht es z.B. an die Erkundung der Infrastruktur des Platzes, sei es zwecks Fluchtwegen zu Orten bei dringenden Geschäften oder nach Orten, wo man Steckdosenleisten für die Akkus (und damit ist auch der Satz der Eingangsseite dieses Berichtes erklärt: ... Für manch einen in der Gruppe wird dann die “2 Wanderstiefel-Reise”-Eingruppierung des Reiseveranstalters in eine “4 Akku-Reise” mutiert sein. ...) finden kann, sofern das Solarladegerät untertags nicht ausreichend war.

Auch werden die ersten Affenwachen eingeteilt. Denn diese Spezies lässt es sich tagsüber und vor allem beim Frühstück nicht nehmen, manch ein Küchenutensil einer persönlichen Zweckentfremdung zuzuführen. Interessanterweise sind die gleichen Affen (meist Pavianarten) nach Einbruch der Dunkelheit dann aber mucksmäuschenstill, denn dann haben sie zwar keine Angst vorm schwarzen Mann, aber die Hosen vor Angst vor dem Leoparden gestrichen voll.

Nach einer kleinen Siesta geht es zum Sonnenuntergang auf einer Wanderung zum Moonrock, dem kleinen “Ayers Rock” von Südafrika. In den schönsten Rottönen verabschiedet sich Lady Sunshine von uns vor der Begrüßung durch Mister Moon.

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Sonnenuntergang am Moonrock im Augrabies Falls Nature Park

Nach einem reichhaltigen und wie an allen Campingtagen von unserem Tourguide Christian vorzüglich geschaffenen Abendessen steht der ersten Zeltnacht eigentlich nichts mehr im Wege. Aber an eine Sache sollte man sich bei Zelttouren wieder gewöhnen: Zelte sind sehr hellhörig und ob die Schnarchgeräusche aus den Nachbarzelten für die Anderen angenehmer sind als die eventuell eigen fabrizierten Schnarchgeräusche (man hört sich selbst dabei immer so schlecht - sagt man wenigstens) lässt sich selber schlecht entscheiden.

Tag 5: Augrabies Falls Nature Park

Heute bleibt unser LKW mal “zuhause”, es ist ein Wander(halb)tag angesagt. Entlang der vor ca. 70 Millionen Jahren durch eine Landhebung entstandene 18km lange und bis zu 250m tiefen Schlucht des Oranje, die die Kulisse zu den sechstgrößten Wasserfällen bildet, werden wir einen Teil des Klippspringer Hiking Trail erwandern. In dieser Schlucht werden auch noch sehr viele Diamanten vermutet, die der Oranje im Laufe der Jahre von Kimberley aus, wo wir in einigen Tagen sein werden, herantransportiert hat. Viele der Diamanten sind weiter flussabwärts transportiert worden und werden heute in Oranjemund (Namibia) bzw. Alexander Bay (Südafrika) an der Mündung des Oranje in den Atlantik abgebaut bzw. abgesaugt.

Der Trail führt teilweise auf schmalen Graten zu den Aussichtspunkten, sodass auch Trittsicherheit gefordert ist, dafür wird man aber mit herrlichen Aussichten belohnt.

Wieder werden wir von vielen Dassies (Klippschliefer) beobachtet. Man kann es fast nicht für wahr halten, aber: Diese Tiere, kaum größer als ein Marder, sind die engsten Verwandten der Elefanten!

So geht es nun von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, bis wir am frühen Nachmittag zu den Hauptfällen gelangen. Schon ein imposanter Anblick. Zwar wesentlich kleiner als die monumentalen Iguazu-Fälle in Südamerika, aber irgendwie unvorstellbar in der trockenen Umgebung. Von den Aussichtsplattformen lassen sich auch unzählige regenbogenfarbige Eidechsen erspähen, ein wahrer Kontrast zur Umgebung.

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Granitschlucht des Oranje Rivers an den Augrabies Falls

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Bridal Veil Waterfall im Augrabies Falls Nature Park

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Augrabies Falls

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Augrabies Falls

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“Bitte alle noch einen Schritt nach vorne, ich bringe Euch nicht aufs Bild” - an der Schlucht des Oranje im Augrabies Falls Nature Park

Den Rest des Nachmittags nutze ich, wie auch viele andere von unserer Gruppe, zum ausgiebigen Faulenzen (dies muss irgendwann auch mal sein). Wir versuchen den kleinen Swimmingpool des Campgrounds unsicher zu machen oder sortieren die Zeltinhalte, die als Folge von Chaoseinlagen aufgrund zuvor erhöhter weinhaltiger Flüssigkeitszunahme am Vorabend entstanden sind. So lässt es sich in ruhiger Atmosphäre auf das hervorragend zubereitete Essen unseres Tourguides Christian unter Mithilfe von unserem Fahrer Chris warten.

Symptomatisch und damit auch ein Reiz dieser Reise im späten Südwinter sind die heutigen Abendtemperaturen. Sie sind nicht vorhersehbar, heute Nacht werden es fast 0°C werden (gestern am gleich Ort bei sonst gleichen Bedingungen waren es 10°C mehr).

Interessanterweise werden die einzigen “Freiluftkurzarmabende” auf 2300m Höhe in Lesotho sein, schon irgendwie faszinierend.

 

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