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Himalayamassiv und vorgelagerte Berge auf dem Flug nach Lukla

Tag 6: Lukla - Monjo

Schon nach kurzer Zeit ist mit dem Flieger die Wolkenschicht über Kathmandu durchstochen und über den Wolken bietet sich ein strahlendblauer Himmel mit einem zwar etwas diesigen aber dennoch ungetrübten Blick auf die Berge des Himalaya. Kathmandu selbst liegt auf etwa 1300m ü.NN, die umliegenden Zwischengebirgen reichen bis über 3000m und die Berge des Himalaya hier bis auf 8850m.

Da Lukla östlich von Kathmandu liegt und die Zwischengebirgsketten wegen der aus dem Himalaya abfließenden Flüssen in Nord-Süd-Richtung verlaufen, wäre es äußerst schwierig nach Lukla eine Straße zu bauen. Aktuell braucht man von Kathmandu aus 8-10h bis zum Ende der befahrbaren Wege in Jiri oder in Shivalaya. Inzwischen soll es auch möglich sein, in 16 Stunden von Kathmandu bis nach Phaplu zu gelangen. Von Jiri sind es aber 7 Tage, von Phaplu 4 Tage zu Fuß bis nach Lukla. Ebenso sind von Jiri bis Lukla weit mehr Höhenmeter zu überwinden als von Lukla bis zum Everest Base Camp. Folglich versuchen die allermeisten Trekker mit den Flugzeug nach Lukla zu gelangen und von dort aus dann mit der richtigen Tour zu beginnen..

Der Tenzing Hillary Airport in Lukla wurde im Jahre 1964 ursprünglich als reiner Versorgungslandepiste und unter Aufsicht von Edmund Hillary gebaut, erst im Jahre 2001 wurde die 520m lange Piste asphaltiert. Ein Großteil der Landepiste hat eine Steigung von 18% und am Ende der Piste befindet sich ein Felsen. Vor dem Beginn der Landepiste ist ein mehrere hundert Meter tiefer Abhang. Auch ist der Ort Lukla von Bergen bis zu 6000m umgeben. Die Landung in Lukla gilt als eine der gefährlichsten weltweit, wenn nicht als die gefährlichste Landepiste der Welt. V.a. wegen der schnell wechselnden Sichtbehinderungen und der unberechenbaren Bodenwinde kann Lukla nur unter Sichtflugbedingungen angeflogen werden.

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Himalayamassiv auf dem Flug nach Lukla

Gut 30 Minuten sind wir unterwegs und die Spitzen der Mittelgebirgsberge rücken immer näher, es kann also nicht mehr weit bis nach Lukla sein. Als das Flugzeug beim nächsten Bergrat leicht nach links “abbiegt” erkennt man die wirklich kurze Landebahn von Lukla, wobei ich sie mir aus den bisher bekannten Horrorgeschichten wesentlich kürzer vorgestellt habe. Nun dürfte ein kontrollierter Absturz notwendig sein, um noch rechtzeitig genügend an Höhe zu verlieren. Die Landung verläuft aber ziemlich unspektakulär. Unmittelbar nach dem Aufsetzen verstellt der Pilot den Anstellwinkel der Propeller, um damit zusätzlich die Landestrecke zu verkürzen. Am “oberen” Ende der Landebahn biegt das Flugzeug auf das ebenerdige Vorfeld ab und wir dürfen nach dem Stillstand sofort aussteigen.

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Landebahn von Lukla

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Boarding in Lukla

Das Terminalgebäude ist sehr klein und bereits beim Weg dorthin sehe ich, dass aus dem Frachtraum meine knallgelbe Ortliebtasche ausgeladen wird, d.h. alles ist da. Mit der Abgabe des Gepäckabschnittes erhält man sein Gepäckstück wieder zurück. Die Temperaturen im Vergleich zu Kathmandu haben deutlich abgekühlt, im Schatten dürften es kaum 5°C sein.

Jetzt heißt es meinen Guide zu finden, sollte ich ihn nicht finden, dann hat mir Milan gesagt, soll ich bei der Sunrise Lodge nach ihm fragen. Im Flughafengelände warten nur wenige nepalesische Personen, außerhalb des mit einem Zaun gesicherten Flughafengeländes drängeln sich aber viele Personen, ich vermute Träger, die auf eine Anstellung hoffen.

Eine männliche Person steht etwas abseits und ich frage ihn, ob er auf einen Reisegast von Milan wartet. Er verneint und fragt mich, ob ich von Niru komme. Bis wir beide kapieren, dass ich vom Juniorchef rede und er den Seniorchef der Agentur meint, dauert es noch etwas, aber irgendwann fällt der Groschen. Wir machen uns gemeinsam auf den Weg in den Ort Lukla, entlang dem Flughafenzaun weiter zur Sunrise Lodge. In der Lodge gibt es zunächst einen Kaffee und ich übergebe dem Bergführer, der sich mit dem Namen Ganesh vorstellt, die Informationen von seinen Chefs. Er teilt sofort der Agentur per Handy mit, dass ich in Lukla angekommen bin.

Er sagt, ich solle es mir hier etwas bequem machen, denn er müsse noch einiges vorbereiten, bis wir starten können. Vom Gastraum der Lodge sehe ich, dass unterhalb auf dem Gelände der Lodge schon eifrig mit dem Beladen einer Zeltausrüstung begonnen wird und auch die Kochausrüstung getestet wird. Ergebnis dieses Tests ist ein zweites Frühstück für mich, es gibt Kaffee, Pfannkuchen und Rührei mit Toast. Wenn das in den nächsten Tagen so weiter geht, dann dürfte ich essenstechnisch allerbestens versorgt sein.

Nach dem Frühstück wird von der Kochcrew alles wieder abgewaschen und das Verpacken der restlichen Ausrüstung und die Verteilung auf die einzelnen Träger beginnt. Neben Ganesh werden es zwei Küchenhilfen (Kitchenporter) und zwei Träger (Porter) sein, Ganesh wird als Guide selber kochen und jeder der Träger trägt zwischen 30 und 35kg. Eine sehr erstaunliche Leistung, bedenkt man, dass die aus den tieferliegenden Mittelgebirgen stammenden Träger von der Volksgruppe der Rais kaum 160cm groß sind und weniger als 60kg wiegen. Für uns außenstehende Europäer muten diese Gepäcklasten als “Ausbeutung” an, für die Personen hier sind diese Lasten Alltag und dazu noch im unteren Gewichtsbereich. Im Laufe dieser Tour werden wir noch Träger mit Lasten über 100kg zu Gesicht bekommen!

Üblicherweise wäre die Strecke am ersten Tag nur gut 3 Stunden lang bis zum Ort Phakding, der 300 Höhenmeter unterhalb von Lukla liegt, Ganesh schlägt aber vor, dass wir gleich bis Monjo gehen, dann wäre die morgige Etappe bis nach Namche Bazaar wesentlich gemütlicher. Ich willige sofort ein, denn es ist noch vor 9 Uhr und wir haben heute mehr als genügend Zeit. Die Träger machen sich bereits auf dem Weg, Ganesh muss aber noch etwas Verpflegung in den Geschäften hier in Lukla einkaufen, auch werden noch Schlafsäcke für die Träger verstaut.

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Federball spielende Kinder in Lukla

Am Ortsausgang von Lukla befindet sich ein Kontrollposten und direkt im Anschluß daran geht es auf einer Steintreppe steil nach unten im Tal des Dudh Koshi. Am Himmel ist fast keine Wolke zu sehen und die Landschaft ist sehr grün. Auch die Temperaturen sind mit um die 20°C sehr angenehm. Da wir noch sehr zeitig unterwegs sind, hält sich auch der Andrang an Touristen in Grenzen. Die Wegstrecke selbst ist ein ständiges Auf und Ab, es lässt sich zunächst auch nicht erkennen, wo denn nun eine Siedlung endet und die nächste Siedlung beginnt.

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Landschaft zwischen Lukla und Phakding

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Landschaft zwischen Lukla und Phakding, rechts Guide Ganesh (mit “Toastbrot”)

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Landschaft zwischen Lukla und Phakding, rechts zwei Träger der Mannschaft

Im Ort Ghat, etwa 2km vor Phakding gelegen, will Ganesh die heutige Mittagspause einlegen. Während ich es mir im Aufenthaltsraum der Lodge gemütlich machen soll, beginnt Ganesh mit seinen Küchenhelfern mit dem Kochen des Mittagessens. Mein Hinweis, dass es zum Mittagessen nicht zuviel sein muss, verschallt ungehört. Wenn ich in den nächsten Tagen mit den gleichen Essensmengen versorgt werde, dann habe ich am Ende der Reise mindestens 10kg Mehrgewicht. Mit 2 Kerosinkochern zaubern sie ein hervorragendes Mittagessen hervor, sogar mit frischen Salat und Salatdressing! Bisher war ja meine Verdauung in Nepal problemlos, hoffentlich bleibt dies auch so, gerade bei frischen Grünzeug. Meine Hoffnung sollte auf dieser Reise erfüllt werden, Verdauung und die zugehörigen Folgeprozesse werden auf der kompletten Reise problemlos ablaufen.

Gut zwei Stunden dauert es, bis wir nach dem Mittagessen weitergehen können. Der nächste größere Ort ist Phakding, hier endet für die meisten Trekker der erste Tag. So sind auch die Sonnenterrassen schon sehr gefüllt als wir durch den sehr langgezogenen Ort wandern. Im Ort Phakding geht es auch über eine Hängebrücke auf die andere Seite des Dudh Khosi. Da Phakding kaum auf 2600m ü.NN liegt, steigt die Strecke nach Monjo auf 2840m wieder an, aber immer in einem stetigen Auf und Ab.

Was ich jetzt schon weiß: wenn die Steintreppen im weiteren Verlauf der Reise genauso “abwechslungsreich” sind, dann werden wir nie Freunde werden. Nicht nur die Stufenhöhen sind stark variierend (sogar innerhalb einer Stufe), sie neigen sich mal nach innen, mal nach außen und die Tritttiefe ist oft keine 15cm. Sie sind somit gerade immer so ungünstig angeordnet, damit einfach kein flüssiges Aufsteigen möglich ist.

Am späteren Nachmittag erreichen wir den Ort Monjo, wo wir heute übernachten wollen. Die Begleitmannschaft baut im Garten einer Lodge mein Zelt auf, eine der unzähligen Kopien eines North Face VE25 Zeltes. Mithelfen beim Aufbau darf ich trotz Nachfrage nicht. Ganesh als Bergführer überprüft auch (wie später auch immer) die Qualität des Aufbaus. Nach dem Einrichten meines Zeltes möchte ich auch meinen Ruhepuls und die Sauerstoffsättigung mit meinem kleinen mitgeschleppten Pulsoxymeter prüfen. Die damit gemessenen Werte lassen bei mir aber keine Freude aufkommen. Bei meiner Erkältung ist zwar das Bergfest schon gefeiert (<=> mehr als die halbe Zeit der “Krankheit” ist vorbei), aber anscheinend sind die Nachwehen doch stärker als angenommen. Ich fühle mich zwar wohl, aber die Sauerstoffsättigung ist mir mit unter 90% zu niedrig und der Ruhepuls um 30 zu hoch. Ich habe zwar keine Kopfschmerzen, aber habe ich zu wenig getrunken?

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Zeltplatz in Monjo

Auch wenn die Engländer nie in Nepal waren, den 5-Uhr-Tee haben sie hier übernommen, d.h. vor dem Abendessen gibt es Tee mit etwas Knabbergebäck. In einer Blechhütte neben dem Zelt wird die Küche aufgebaut, die später auch als Übernachtungsort von Guide und Küchenhelfern dienen wird. Die “normalen” Träger müssen sich an jedem Tag selbst um einen Übernachtungsort kümmern.

Nach dem Tee steigt auch die Sauerstoffsättigung bei mir wieder auf einen vernünftigen Wert, nur der Ruhepuls sinkt nur langsam, letzteres ist ein untrügliches Zeichen, dass der Körper massiv mit der Höhenanpassung beschäftigt ist. Heute waren es ja 1500 Höhenmeter seit Kathmandu.

Da ich Ganesh schon heute morgen darauf hingewiesen habe, dass ich für den Fall der Fälle auch Notfallmedizin dabeihabe (auch den Ort wo ich sie lagere), verwundert es mich nicht, dass er mich nach Medizin für einen der Träger fragt. Der Träger hat schon den ganzen Tag einen Brechdurchfall und kann nur noch bis Namche Bazaar mitgehen. Er fragt mich, ob ich dem Träger Tabletten geben könnte, damit er nicht die teuren Tabletten in Namche Bazaar kaufen muss. Nachdem Ganesh mir die Symptome beschrieben hat, muss ich ihn auf Namche Bazaar vertrösten, denn ich habe nur Antibiotika und Schmerztabletten dabei, seine Beschreibungen hören sich aber sehr nach einer Virusinfektion an. Ganesh weist mich auch gleich darauf hin, dass ich mir keine Sorgen machen brauche, da es keiner der Küchenträger ist und hygienisch damit alles in Ordnung ist. Ich denke mir nur: Respekt, die denken hier z.T. mehr an Hygiene als in heimischen Gefilden.

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Zeltplatz in Monjo - Blick zum Kusum Khangaru 6370m

Das Abendessen gibt es im Aufenthaltsraum der Lodge. Für die normalen Lodgegäste wird dafür in der meist kleinen Küche der Lodge, bei “Zeltgästen“ wird immer durch die Mannschaft für die Reiseteilnehmer gekocht. Das Essen für mich besteht aus einer Suppe, einem Hauptgericht mit vielen Beilagen und einer Nachspeise, heute in Form von Litchis.

Erst nachdem der Reisegast gegessen hat, beginnt die Mannschaft mit dem Essen, meist in Form von Daal Bath (Linsensuppe, Reis und Gemüse) und den Resten der zuvor gekochten Essen.

Jetzt will auch Ganesh mit mir die weitere Reiseroute besprechen, vom ursprünglichen Reiseplan fehlen ja 3 Tage und ich hatte ja nur 2 Reservetage eingeplant und einen bestimmten davon möchte ich in keinem Falle streichen. Er schlägt vor nur einen Tag in Namche Bazaar zu bleiben und ohne Akklimatisationstag gleich in Richtung Gokyo weiterzuwandern. Ich schlage ihn aber vor, irgendwo anders einen Tag zu streichen, aber nicht einen Akklimatisationstag zu Beginn der Tour. Wir beschließen morgen am Abend die weitere Route anzupassen.

Heute Nacht hat auch mein neuer Schlafsack seine Feuertaufe, schau’mer mal ob ich ihn richtig fertigen habe lassen. Er hat einen normal langen Reißverschluss auf der linken Seite und einen kurzen Reißverschluss auf der rechten Seite. Es hat mich bis jetzt immer genervt, dass man bei einem üblichen Schlafsack niemals beide Hände aus dem Schlafsack nehmen konnte, ohne den Reißverschluss sehr weit öffnen zu müssen. Jetzt dürften dazu 20cm auf beiden Seiten reichen und die Wärme bleibt im Schlafsack. Aber heute Nacht ist es noch so warm, dass ich den oberen halben Meter des Schlafsacks komplett umgeschlagen habe, was ja mit 2 Reißverschlüssen problemlos möglich ist.

Tagesdaten: Start: Lukla 2850m ü.NN - 9:30 Uhr, Ziel: Monjo 2840m ü.NN - 15:40 Uhr, ↑634m, ↓646m

Tag 7: Monjo - Namche Bazaar

Die heutige Tagesetappe ist relativ kurz, bereits zum Mittagessen sollen wir in Namche Bazaar sein, den Hauptort in der Khumburegion. Nach dem Wecken gibt es zunächst schon eine Tasse warmen Tee und anschließend eine Schüssel warmes Wasser für die Morgentoilette. Die großen und kleine Geschäfte werden dabei auf der nepalesischen Toilette erledigt. Normale Lodgegäste haben dabei oft die Indoorvariante, für Zeltgäste gibt es dazu die Outdoorvariante bzw. das “Lieferantenklo”. In beiden Fällen handelt es sich um Stehklos, das Papier kommt aus der Eigenration. In der Lieferantenversion gibt es noch Reisig als Geruchskiller und statt Porzellanboden nur ein Loch im Bretterboden. Geschmacksbehafteter sind aber meist die Indoorvarianten, da hier oft sorglos von den Gästen mit Wasser hantiert wird.

Mein Ruhepuls liegt heute morgen niedriger als am Vortag und sonst merke ich auch keine Ausfallerscheinungen. Zum Frühstück gibt es als Entree britische Haut Cousine in Form von Porridge, also Haferschleim in seiner kulinarischen Vollendung. Im Anschluß gibt es dann Toastbrot mit Marmelade und Rührei. Zum Trinken besteht die Auswahl aus Tee und löslichem Kaffee, wobei in Nepal ein Milchkaffee Milch mit löslichem Kaffeepulver ist. Und die Milch ist Milchpulver mit Wasser versetzt.

Noch vor 8 Uhr verlassen wir heut den Ort Monjo. Am Ortsende ist der Eingang in den Sagarmatha Nationalpark, den großräumigen Bereich rund um den Mount Everest, der auch Sagarmatha genannt wird. Das für eine Trekkingtour notwendige Permit muss beim Kontrollposten vorgezeigt werden. Dieses Vorgang wir immer Ganesh übernehmen, auch das Permit wurde bereits von der Agentur besorgt.

Zunächst geht es wieder steil an einer Steintreppe bergab und über eine Hängebrücke nach Jorsale, über eine weitere lange Hängebrücke geht es wieder auf die andere Flußseite. Inzwischen habe ich mir angewohnt beim Überqueren der Hängebrücken den Blick auf das Ende der Brücke zu richten. Richtet man den Blick nur an die nächsten Meter vor einem, so wird man auch die ersten 100-200m nach der Hängebrücke das Gefühl nicht los, dass alles noch wackelt.

Unmittelbar am Ufer des Dodh Khosi führt der Weg jetzt dem Flußlauf aufwärts. In der Ferne sind auch schon zwei Hängebrücken zu erkennen, die obere davon ist die über 50m über dem Flußlauf führende Hillary-Bridge für das Fußvolk. Die untere, etwas mehr mitgenommen ausschauende Variante ist die alte Brücke, die dem vierbeinigen Fußvolk, den Lasttieren vorbehalten ist. Als Lasttiere werden hier unter 4000m v.a. Kreuzungen aus Yaks und Rindern verwendet, für die langfelligen Yaks wäre es in diesen Niederungen viel zu warm.

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Hillary Bridge 53m über dem Imja Khola

Um auf die Brücke zu gelangen, muss zunächst noch ein 50metriger Anstieg gemeistert werden, dann geht es über die Brücke mit dem tosenden Fluß unterhalb der Brücke. Nach der Brücke beginnt der anstrengende Teil der heutigen Etappe. Über fast 700 Höhenmeter geht es steil über Steintreppen (in Art und Ausführung wie befürchtet) im Wald in Richtung Namche Bazaar hinauf. Der Anstieg ist ja schon schwer genug, aber zusätzlich muss man jetzt auch noch auf die Trekkingstock-Mafia aufpassen. Bergauf heißt es einen Sicherheitsabstand walten lassen, denn irgendjemanden geht der Stock immer einmal durch und die Spitze will ich nicht im Auge haben. Hier ist es heute von Vorteil, dass wir gut 2 Stunden Vorsprung vor den Phakding-Übernachter haben. Im Gegenverkehr sind aber viele auf der Heimreise von Namche Bazaar nach Lukla. Da man bergab die Trekkingstöcke auf den unförmigen Steintreppen nur bedingt einsetzen kann, halten viele die Stöcke aus Gleichgewichtsgründen seitlich vom Körper weg und benötigen dabei oft 2/3 der Wegbreite. Sie versperren damit mehr Wegstrecke als die Lasttiere auf der Strecke.

Auf etwa 3100m Höhe gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man bei guten Wetter erstmals den Mount Everest sehen kann. Der Everest ist aber noch fast 30km entfernt. Da inzwischen fast wolkenloser Himmel ist, sollte doch ein Blick auf den höchsten Berg der Welt möglich sein.

Am Aussichtspunkt angekommen, zeigt sich der Mount Everest heute ohne Wolken, auch seine obligatorische Mütze hat er abgelegt. Sehen kann man aber nur seine Spitze, da der 3km vor ihm liegende Nuptse einen Großteil des Mount Everest verdeckt. Etwas rechts versetzt ist auch der 8516m hohe Lhotse zu sehen.

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Aussicht aus 3100m vom Everest Viewpoint unterhalb in Namche Bazaar

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Spitze des Mount Everest 8850m hinter der Nuptsewand, vom Everestviewpoint fotografiert

Obwohl der vorgelagerte Nuptse fast 1000m niedriger als der Mount Everest ist, kann er doch einen Großteil des Everest verdecken. Erst jetzt werden einem die Dimensionen der 8000er Berge bewußt. Nach einer Pause wandern wir weiter. Inzwischen sind die Steintreppen an manchen Stellen einem normalen Pfad gewichen, benutzbar aber nur für Mensch und Tier. Alles was an Nahrungsmittel, Kulturgüter und sonstigen Sachen benötigt wird, muss hier per Mensch oder Tier nach oben befördert werden und dies auch noch auf diesen Wegen.

100m unterhalb von Namche Bazaar gibt es wieder eine Kontrollstelle, wo man sich wieder eintragen muss. Nach einer kurzen Pause wandern wir weiter und erreichen den Ortseingang von Namche Bazaar, meist nur Namche genannt. Der Ort mit etwa 800 Einwohner ist hufeisenförmig wie ein Amphitheater in den Berg hineingebaut, zwischen dem Unter- und Oberdorf sind es mehr als 100m Höhenunterschied. Am unteren Ortsende geht es steil ab in das Tal des Bhote Kosi. Namche ist der touristische Hauptort im Khumbugebiet und besteht aus sehr vielen Lodges und Geschäften. Die Stromversorgung des Ortes wie auch der talwärts gelegenen Orte Monjo und Phakding erfolgt dabei über das Wasserkraftwerk im Nahe gelegenen Thame. Namche hat damit eine ausfallsicherere Stromversorgung als z.B. Kathmandu.

Unser heutiger Übernachtungsort liegt auf der gegenüberliegenden Seite zum talwärtigen Weg. Um dorthin gelangen zu können, müssen wir durch die Haupteinkaufsmeile von Namche. Wir können unser Zelt im über der Lodge gelegenen kleinen Rasenfläche der Snowland Lodge aufbauen, dazu müssen wir aber noch 3 Stockwerke innerhalb der Lodge überwinden. Unmittelbar nach 700m Steintreppen hinauf nach Namche Bazaar eine wahre Tortour für viele, Meinereiner eingeschlossen. Unmittelbar nach der Ankunft beginnt Ganesh mit dem Kochen des Mittagessen.

Eigentlich hatte ich Ganesh nur darum gebeten, falls sie noch etwas warmes Wasser hätten, dieses nicht wegzuschütten, da ich damit etwas meine stinkenden Kleidungsstücke waschen wollte. Ich habe meinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da erklärt mir Ganesh, dass er sich um das Waschen kümmert. Nachdem ich ihn meine Wäsche übergeben habe, gehe ich eigentlich davon aus, dass sie nun kostenpflichtig in der Lodge gewaschen werden würde, aber weit gefehlt. Als ich nach fünf Minuten in Richtung der neben meinem Zelt vorhanden Wäscheleine sehe, bemerke ich, dass einer der Träger meine Kleidung wäscht und diese an der Leine aufhängt. Jungs, ich hätte das auch gerne selber machen können, trotzdem Danke dafür.

Der Rest des heutigen Tages ist frei. Ich nutze die Zeit zum Flanieren durch Namche Downtown und treffe dabei inzwischen bekannte Gesichter. Seien es Leidensgenossen vom Flughafen in Kathmandu oder auch meine Reisegefährten von meiner letztjährigen Venezuelareise. Ganesh geht in der Zwischenzeit mit dem kranken Träger in die unweit der Lodge gelegenen Krankenstation.

Den 5-Uhr-Tee und das Abendessen gibt es wieder in der Lodge. Konnte ich mich gestern noch mit anderen Lodgegästen unterhalten, so darf ich mich heute alleine unterhalten. Dies liegt aber nicht daran, dass ich der Einzige in der Lodge bin, sondern dass man von Trekkinggruppen in der Lodge und den restlichen Trekkern heute einfach ignoriert wird.

Nach dem Abendessen steht wieder das Briefing für den nächsten Tag an. Ganesh sagt, dass uns z.Z. ein Träger fehlt, da unser kranker Träger nicht wehr weiter kann und erst in zwei Tagen ein Ersatz eintrifft. So vereinbaren wir, wie im Programm geplant, einen Akklimatisationstag hier einzulegen und morgen eine kleine Wanderung rund um Namche durchzuführen. Nach Plan soll es dann mit zunächst nur 3 Trägern weiter nach Dole, Machermo und Gokyo gehen. Wenns mir dort gut geht, dann ohne einen Akklimatisationstag in Machermo. Da ich auf das Everest Basecamp verzichten kann, wenn ich den Kala Patthar erreiche, können wir dort einen Tag einsparen. Wenn wir dann auf den Abstecher nach Dingpoche/Chukhung auf dem Rückweg verzichten, dann würden wir wieder im Plan sein und rechtzeitig zurück in Lukla.

Mein Ruhepuls ist heute um 15 niedriger zu gestern und die Sauerstoffsättigung liegt bei 93%, irgendwelche Anzeichen von Kopfweh oder Unwohlsein merke ich auch nicht, d.h. die Höhenanpassung läuft bis jetzt noch nicht aus dem Ruder. Namche ist eigentlich nicht groß, aber 5-6 vierbeinige Alleinunterhalter strategisch im Ort verteilt reichen aus, um nicht einschlafen zu können. Warum muß von diesen Hunden jeder der Meinung sein, immer das letzte Wort zu haben. Und warum müssen sie dann auch noch 1-2 Minuten nachdenken, ob dass denn jetzt das letzte Wort war oder nicht?

Aber nach 1 Uhr am Morgen werden auch die letzten Hunde müde und einem erholsamen Schlaf steht nichts mehr im Wege.

Tagesdaten: Start: Monjo 2840m ü.NN - 7:45 Uhr, Ziel: Namche Bazaar 3404m ü .NN - 11:00 Uhr, ↑743m, ↓179m

 

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