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Ama Dablam - das Panorama an zwei verschieden Tagen - die Schneegrenze ist deutlich gesunken

Tag 14: Phortse Thanga - Dingboche

Ein wolkenloser Himmel erwartet uns heute mit dem Sonnenaufgang. Da die heutige Etappe unter Umständen etwas länger werden kann, starten wir schon rechtzeitig kurz nach 8 Uhr. Auf identischen Weg wie Gestern geht es zunächst wieder nach Phortse hinauf und anschließend durch den Ort hindurch. Der heutige Ausblick ist aber mit dem gestrigen nicht zu vergleichen. Ohne Wolken und mit dem vielen Schnee ergibt sich einfach nur noch ein traumhaftes Panorama.

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Phortse, am Tag danach, Blick ins Tal nach Gokyo

Da wir weiter nach Pangboche wollen, müssen wir den Ort Phortse queren, wobei dies, wie gestern schon beschrieben, meist gar nicht so einfach ist. Aber es findet sich doch noch ein Weg, ohne viel Schlamm, um auf die andere Seite zu kommen. Dann heißt hinauf in Richtung der Stupa am oberen Ortsende zu gehen, um auf den Pfad nach Pangboche zu treffen.

Nur mit der Ruhe ist es heute nicht weit her. Alle 3-5 Minuten fliegt ein Hubschrauber in Richtung Gokyo oder von dort zurück, landet kurz in Phortse oder Phortse Thanga und fliegt wieder zurück. Werden da Evakuierungen aus Gokyo vorgenommen? In Richtung Everest sind heute keine Hubschrauber unterwegs, üblicherweise fliegen die meisten Hubschrauber in diese Richtung.

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Tengboche mit Kangtega im Hintergrund

An der Stupa angekommen, eröffnet sich ein noch genialeres Panorama, gerade bei den heutigen Wetterbedingungen. Gestern hätte man hier nichts gesehen und heute eine Traumwelt pur. Die Lage von Tengboche auf der anderen Talseite ist ja von Haus aus schon schön, aber mit dem grünweißen Hintergrund heute noch viel schöner. Von der Höhe liegen wir inzwischen schon auf dem Niveau von Pangboche, aber wie ich das Khumbu inzwischen kenne, wird es die nächsten Kilometer ein stetes Auf und Ab werden.

Die Strecke von Phortse nach Pangboche wird auch gerne die Panoramaroute genannt. Sie verläuft im steilen Abhanggelände gut 700m über dem Tal des Imja Khola. Die Standardroute, die sogenannte “Everestautobahn” sieht man unten im Tal. Wenn die Trekker dort unten wüssten, was ihnen an Ausblick entgeht.

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Pfad nach Pangboche

Der Pfad nach Pangboche ist schmal und in ausgesetzter Lage über dem Tal und trotzdem grasen hier noch Dzos. An manchen Stellen ist auch der Schnee noch nicht komplett geschmolzen. Nach der ersten Wegbiegung öffnet sich ein noch weiteres imposanteres Panorama.

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Pfad nach Pangboche - Nuptse, Everest, Lhotse und Ama Dablam

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Nuptse, Everest und Lhotse

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Landschaft zwischen Ama Dablam und Kangtega

Und das ganze als Panoramabild:

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Das 180°-Panorama beginnend vom Taboche über Nuptse, Everest, Lhotse, Ama Dablam, Kangtega, Thamserku, Kloster Tengboche zum Kongde

Hier oder auf das Bild klicken für Bild in Originalgröße (62 Megapixel)

Irgendwie habe ich das Gefühl, auf dieser Strecke haben es die nepalesischen Pfadanleger geschafft, Steintreppen in Wendeltreppenart anzulegen, denn z.T. geht der Weg schon über sehr verschlungene Treppen nach oben und unten, und dies immer mit diesem herrlichen Ausblick.

Was hätten wir alles versäumt, wenn wir nicht bis heute gewartet hätten?

Nach 3 Stunden kommen wir in Pangboche an, Ganesh macht sich gleich auf die Suche nach den Trägern, um den Mittagsplatz finden zu können. Aber wir können unsere Träger nirgendwo in Upper Pangboche (den obereren Bereich von Pangboche) finden. Aber nach 15 Minuten kommt uns doch einer unserer Träger entgegen und zeigt uns den Weg zu unserem Mittagsplatz. Es ist eine kleine Wiese außerhalb von Pangboche, umgeben von einer 1m hohen Steinmauer, mit einem wunderschönen Ausblick auf die umgebenden schneebedeckten Berge.

Dass es sich bei der Küchenmannschaft um ein eingespieltes Team handelt, lässt sich heute beim Open-Air-Kochen erkennen. Wieselflink wird wieder ein vorzügliches Essen gezaubert. Obwohl Ganesh vieles selbst kocht, so dient er doch auch als Ausbilder für seine Mannschaft, sei es bei organisatorischen Dingen oder auch wie man bestimmte Speisen zubereitet.

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Begleitmannschaft beim Kochen des Mittagessens, rechts der Kangtega

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Begleitmannschaft beim Kochen des Mittagessens

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Mittagessen - Hauptgang

Ist da auf dem Kangtega ein Yeti, oder täusche ich mich?

Aufgrund der starken Kontraste zwischen weißem Berg, blauem Himmel und dunklem Fels, könnte man bei eigenen Kopfbewegungen fast meinen, der schwarz erscheinende Fels bewege sich.

Wäre man jetzt dazu noch in einer erschöpften Verfassung, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass jemand meint, hier ist ein Yeti unterwegs.

Nach gut 1,5 Stunden machen wir uns auf dem Weiterweg, wir wollen noch weiter bis zum Ort Dingboche. Vor dem Ort Shomare treffen die beiden Routen von heute morgen aufeinander und vereinigen sich. Shomare selbst liegt am Hang, sodass zum Ort hinein wieder ein steiler Anstieg ist.

Hier treffen wir wieder alte Bekannte, es ist die inzwischen stark dezimierte Reisegruppe eines deutschen Trekkingveranstalters, die ich schon auf den Weg zum Mong La getroffen habe. Sie haben immer noch ein stark ungleichmäßiges Gehtempo, so dass wir uns entscheiden sie zu überholen.

Am Ortseingang von Shomare sehe ich aber meine Träger und schon der Anstand sagt mir, dass wir am gleichen Platz eine kleine Pause machen. Von dieser Reisegruppe wird mir ob meines Verhaltens nur ein Unverständnis entgegengebracht: da überholt er 100m vorher und macht dann einfach Pause! Aber warum sollte ich meine Träger links liegen lassen?

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Weg von Pangboche nach Shomare, Im Bild ist die Gabelung zwischen der rechtsliegenden "Everestautobahn" von Lower Pangboche kommend und der linksliegenden Panoramaroute von Upper Pisang kommend zu sehen. Der Everest ist schon komplett hinter dem Nuptse versteckt.

In Shomare endet für viele die heutige Tagesetappe, für uns wird es noch gut 2 Stunden dauern bis wir in Dingboche sein werden. Ab Shomare teilt sich der Weg zunächst in viele kleine Furten auf, man läuft also auf einer bis zu 200m breiten Front stetig steigend nach oben.

Mitleid auf dieser Strecke habe ich mit dem Guide eines sehr stark stämmigen Reisegastes. In dem Tempo, wie sein Gast unterwegs ist, brauchen die bis nach Dingboche oder Periche mindestens noch 1 Tag. Der Gast läuft in absoluter Zeitlupe und nach 20m setzt er sich hin, obwohl die Steigung hier eigentlich sehr moderat ist. Auf der einen Seite muss man den Trekker für seinen Einsatzwillen Respekt zollen, auf der anderen Seite wird er nie ein Navi brauchen, denn was hilft es, wenn einem das Navi 3 Stunden vorher mitteilt, dass man in 50m rechts abbiegen muss.

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Auf dem Weg nach Dingboche, vor der Gabelung nach Periche

Geschockt ist Ganesh von den aktuellen Schneeverhältnissen. Unmittelbar an der Abzweigung nach Periche oder Dingboche beginnt eine geschlossene Schneedecke. Solche Schneeverhältnisse kennt er nicht um diese Jahreszeit. Da setzt man auf die Erderwärmung und was gibt es: 2 Tage Dauerschneefall.

Für uns bedeutet dies, dass der Pfad jetzt wieder eine Schneeunterlage hat. Kurz vor 16 Uhr treffen wir in Dingboche ein. Im Ort liegt an vielen Stellen mehr als 1/2 Meter Schnee und die Temperaturen haben auch merklich abgekühlt. Dingboche ist mit 4400m ü.NN der höchstgelegene ganzjährig bewohnte Ort in der Khumburegion.

Da ich von der Wasserdichtigkeit des Bodens von meinem Zelt nicht überzeugt bin, sage ich Ganesh, dass vor dem Aufbauen des Zeltes der Schnee darunter weggeräumt werden sollte. Das Zelt befindet sich hinter der Lodge in strategisch guter Lage zur Außentoilette. Nur sollte ich heute für das kleine Geschäft auch das Stehklo benützen, die gelben Stellen sieht man sonst im Schnee so leicht.

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Zeltplatz in Dingboche

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”Alpenglühen” an der Ama Dablam von Dingboche aus gesehen

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”Alpenglühen” an der Lhotse-Südwand 8516m

In der Lodge selber ist heute ein illusteres Publikum an Gästen vorhanden. Nur manch einer von ihnen kann einfach nicht glauben, dass man hier oben auf über 4400m ü.NN als “Normalo” noch in einem Zelt übernachten kann und dies auch noch überlebt.

Zum Sonnenuntergang gehe ich wieder ins Freie, die Lhotse-Südwand bietet im Sonnenuntergang ein herrliches Farbenspiel, kaum zu glauben, dass es noch 4100m Höhenunterschied bis zum Gipfel des Lhotse sind und der Lhotse keine 10km entfernt liegt.

Beim anschließenden Öffnen des Zeltes ist die Innenseite des Außenzeltes schon steif gefroren, es dürfte also heute Nacht sehr kalt werden. Aber vorher gibt es noch ein Abendessen und im Aufenthaltsraum der Lodge ist es auch sehr angenehm. In der Lodge gibt es auch erstmals wieder eine Kloschüssel!

Aber irgendwann ist dann doch die Nachtruhe angesagt, schau’mer mal wie sich mein Schlafsack bei diesen eisigen Temperaturen bewährt. Den Knarzgeräuschen des Schnees unter den Schuhen nach zu urteilen, dürften wir wahrscheinlich schon deutlich unter -5°C Außentemperatur haben.

Tagesdaten: Start: Phortse Thanga 3653m ü.NN - 8:15 Uhr, Ziel: Dingboche 4354m ü.NN - 15:50 Uhr, ↑1139m, ↓442m

Tag 15: Dingboche - Chukhung

Die Kapuze des Schlafsacks sowie die oberen 15cm an beiden Reißverschlüssen waren heute Nacht noch offen. In der Regentonne ist eine 15cm starke Eisschicht. Wie kalt war es heute Nacht? Nach meinem Minithermometer am Rucksack kann ich mich nicht richten, denn das zeigt +5°C an, außen am Zelt ist aber alles gefroren. Den Schnee, den wir gestern unter dem Zelt weggeräumt haben ist zu eine Schneeplatte gefroren. Die Temperaturen waren also unter -10°C und die waren im Schlafsack in kurzer Wäsche problemlos zu ertragen.

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Dingboche und Lhotse - wie klein wirkt hier der Island Peak, der "Hügel" hinter dem Haupthaus der Lodge

Die heutige Strecke ist nicht lang, wir wollen nur weiter im Hochtal entlang nach Chukhung, dort sollten wir dann spätestens um die Mittagszeit sein. Ganesh fragt, ob er das Zelt mitnehmen soll, da er in Chukhung heute mit einer Schneeschmelze rechnet und somit nur schlecht ein trockener Platz zu finden sein wird. Wir vereinbaren, dass das Zelt in Dingboche bleibt und wir in Chukhung in einer Lodge übernachten.

Der Weg nach Chukhung ist seit den letzten Niederschlägen eine tiefe Schneespur und wir haben heute wieder eitel Sonnenschein, d.h. für die Wanderung ist eine Gletscherbrille notwendig.

Außerhalb von Dingboche steigt die Schneespur kontinuierlich an, nur habe ich heute das Gefühl, die Spur wurde willkürlich erzeugt und alle laufen jetzt auf der gleichen Spur. Die Spur läuft nicht immer an den Steinen vorbei, sondern auch manchmal darüber. Die Sicht zum Lhotse, zur “Rückseite” der Ama Dablam und tiefer in Richtung Chukhung hinein ist fast ungetrübt.

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Weg von Dingboche (im Tal hinten) nach Chukhung

Bereits kurz nach 11 Uhr kommen wir in Chukhung an der Kala Batta View Lodge an. Die Lodge selber befindet sich noch in der Bauphase und wir haben bei der Zimmerauswahl freie Auswahl. Interessanterweise klemmt schon bei der ersten Benutzung des Zimmers die Türe, und die ganze Bauweise der Inneneinrichtung ist nicht unbedingt vertrauenserweckend.

Jetzt wird mir auch klar, warum in den Lodges die Betten immer so lang sind.

Für die Wände und das Bettgestell werden die gleich langen 3mm starken Sperrholzplättchen benützt. Auch der Dachstuhl mit den gut zollstarken Dachbalken ist interessant. Wenn so etwas 1m Schnee am Dach aushalten soll, dann halten unsere deutschen Dächer ja einen ganzen Gletscher aus! Unwohl fühle ich mich, wenn ich inmitten der Bodenbretter am Gang laufe, so laufe ich immer an den Stößen entlang, damit ich ja nicht durchkrache.

Nach dem Mittagessen heißt es nun etwas Faulenzen und den Bauarbeitern bei der Arbeit zuschauen. Mehr als zwei Hämmer gibt es auf der Baustelle hier nicht und mindestens einer davon wird immer von einem Bauhelfer durch die Gegend getragen. Es sind zwar mehr als 10 Personen auf der Baustelle, ein Baufortschritt ist aber nicht zu erkennen.

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Kartenspielen vor Traumkulisse der Ama Dablam, v.l.n.r Ganesh, "Bauleiter" der Lodge, Küchenporter. Das es sich um eine HDR-Aufnahme handelt, hat die rechte Person leider einen Bewegungsschatten

Da Ganesh und meine Träger mit Kartenspielen beschäftigt sind, mache ich mich alleine auf dem Weg, den Ort Chukhung etwas zu erkunden. Üblicherweise liegt um diese Jahreszeit hier kein Schnee und aktuell haben wir hier eine Wintermärchenlandschaft.

In dieser Bilderbuchkulisse will sich auch ein Yak einfügen mit der Verbindungsbergwand von Ama Dablam und Ambulapcha nebst dem Chukhung Gletscher im Hintergrund.

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Yak in einer Wintermärchenlandschaft vor dem Chukhung Glacier

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Chukhung und Ama Dablam

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Chukhung - Lodge ohne Dach

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Lhotse 8516m

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Chukhung - Ambosswolken, die vom Tal nach oben drücke

Das Abendessen wird heute eine neue Erfahrung auf dieser Tour

Strom gibt es auf der Baustelle noch nicht und auch noch keine festen Außentüren . Als Außentür muss eine Decke herhalten. Auch die Inbetriebnahme des Ofens im Aufenthaltsraum wird anscheinend erst in unbestimmter Zukunft erfolgen. Somit ist es heute beim Essen eiskalt. Erstmals auf dieser Tour ziehe ich meine Daunenhose an, die ist jetzt bitter notwendig. Aber dafür ist das Essen sehr warm, überreichlich und geschmacklich wie immer ein Gedicht.

Ganesh fragt mich nach dem Essen, wann wir uns Morgen auf den Weg zum 5550m hohen Chukhung Ri machen sollen. Da er mir nicht darlegt, welche Zeit am Besten wäre, einigen wir uns auf 6:30 Uhr bis 7 Uhr.

Durch die Kälte im Aufenthaltsraum sind auch meine Füße sehr kalt, sodass ich für die erste halbe Stunde die bereitgestellte Decke an den Füßen im Schlafsack benütze, denn mit kalten Füßen kann man nicht einschlafen.

Tagesdaten: Start: Dingboche 4354m ü.NN - 9:10 Uhr, Ziel: Chukhung 4693m ü .NN - 11:15 Uhr, ↑464m, ↓85m

 

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