Tag 9: Lago Argentino (Perito Moreno Gletscher)

Das blaue Wunder Argentiniens, der Perito Moreno Gletscher, steht heute auf der Tagesordnung. Neben dem Upsala-Gletscher ist er der größte Gletscher in Patagonien.

Auf fast 5km Breite und einer Höhe von bis zu 80m und einer Länge von fast 30km erstreckt er sich in den gerade mal 6°C warmen Lago Argentino.

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Perito Moreno Gletscher von der Magellan-Halbinsel aus

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Am Gletscher

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Miniabbruch um Durchgang zwischen Brazo Rico und Lago Argentino

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“Turmsprengung”, und die Eislawine links

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daher der Name “blaues” Wunder

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Die “Land-” bzw. “Eisbrücke” des Perito Moreno-Gletschers zwischen dem Brazo Rico und dem Lago Argentino

Er ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die noch anwachsen. An den verschiedenen Aussichtspunkten der Halbinsel Magellan erkennt man erst die wahren Ausmaße dieses Gletschers. Geräusche, als ob ein Jäger mit dem Gewehr schießt, knallen aus der Eismasse und schwups, schon wieder fallen ein paar Schneebälle ins Wasser, ein ohrenbetäubendes Getöse.

Aber woher kommt nun der Name “Blaues Wunder”. Je nach Luftgehalt hat Eis eine andere Farbe und Gletschereis leuchtet nun mal einfach blau. Auch ist das Eis hier im Vergleich zu Grönland blutjung, gerade mal 100-200 Jahre alt. Die Eisgeschwindigkeit ist bis zu 2m täglich, deshalb gibt es auch viele kleine Abbrüche!

In etwa allen 8 Jahren schiebt sich eine Zunge des Gletschers auf die Halbinsel Magellan und trennt den Seitenarm des Lago Argentino, dem Brazo Rico, vom Hauptsee. Eine Zeit lang strömt das Wasser noch durch einen Verbindungskanal (siehe Bild links).

Wenn diese Verbindung unterbrochen ist, dann staut sich der Brazo Rico um bis zu 18m an, um dann irgendwann mal den Staudamm aus Eis aufzubrechen. Das gibt dann eine riesige Springflut im 50km entfernten El Calafate am Lago Argentino (Am 14.03.2004 war dies zum letzten Male der Fall. Das Ereignis gab es bei uns in der Tagesschau und den heute-Nachrichten zu sehen).

Frank und Petra hatten uns schon vorgewarnt: Auch wenn es manchmal so ausschaut, das sofort ein Eisbergelchen abbricht, es kann manchmal noch einige Tage dauern.

Und wieder ein Rums, irgendwo war wieder ein kleiner Abbruch (2x ein ganz kleiner über den Verbindungskanal zwischen Brazo Rico und Lago Argentino).

Eigentlich waren wir schon mehr als zufrieden mit der Faszination Perito Moreno, aber es sollte noch anders und dann nochmals ganz ganz anders kommen.

Im Gespräch mit einem Reisekollegen vertieft, meint der nur: “Schau mal nach links, ich denke der Turm da könnte bald umfallen”. Darauf ich: “Das wäre zu schön, um wahr zu sein”. Eine Minute später die Aussage von mir: “Du, der war doch vor einer Minute noch nicht so krumm, ich stell mal meine Kamera auf manuellen Fokus“. Und schon fällt der 80m hohe Eisturm (siehe rote Umrandung und kleines Bild) unter Ohren betörenden Gelärme ins Wasser, gefolgt von einer fast 200m langen Eiswolke (siehe unten), der Wahnsinn schlechthin. Man fühlt sich so richtig überglücklich, bei so etwas dabei gewesen zu sein, aber das sollte erst der Anfang gewesen sein.

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Was uns bei dem zweiten Abbruch vor Augen geführt wird, dafür leiste ich mir eine eigene Seite, nur eines: Wenn etwa 80x30x6m ins Wasser fallen, dann sind mit dem Unterwassereis mehr als 10000 Tonnen unterwegs oder es kommt ein mehr als 100m langer Eisberg aus dem Wasser, aber überzeugt euch auf der nächsten Seite selbst. Vorher aber vielleicht diese Seite hier noch zu Ende lesen.

Denn am späteren Nachmittag unternehmen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Brazo Rico, um den Gletscher von unten in Augenschein zu nehmen, mal wieder ganz andere Ansichten gewinnen.

Auf dem Rückweg nach El Calafate machen wir noch einen Abstecher zum Gunter Plüschow Denkmal. Nicht bekannt? Schon mal vom Film “Silberkondor über Feuerland” gehört, dem ersten Dokumentarfilm-Kassenschlager aus dem Jahre 1929?

Gunter Plüschow war in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Flugpionier der Sonderklasse. Als Erster flog er über das patagonische Inlandeis und die Bergwelt Feuerlands mit seiner Heinkel He24 genannt “Tsing-Tau” sowie die ersten Flüge am “Ende der Welt”.

Zuvor hat er auf einer abenteuerlichen Reise mit dem kleinen Expeditionskutter “Feuerland” vom Nordseehafenstädtchen Büsum aus den Atlantik nach Feuerland überquert. Bei einer Notlandung am Lago Argentino stürzte er am 28.01.1931 ab, zu seinen Ehren wurde hier ein Gedenkstein gesetzt. Diese Geschichte ist sehr gut beschrieben auf der Plüschow-Informationsseite von Eberhard Baeumerth. Übrigens: Plüschows Nussschale “Feuerland” kehrt im Jahre 2006 wieder in seinen “Geburtshafen” Büsum zurück.

Nach jahrelanger Suche ist es mir im Februar 2006 endlich gelungen, ein Buchexemplar von 1929 des legendären Buches “Silberkondor über Feuerland” zu erwerben.

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Bootsfahrt auf dem Brazo Rico am Gletscher, rechts Gunter Plüschow Denkmal am Brazo Rico

 

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