Tag 7: Wasserkraftwerk Itaipu - Binacional

Hinweis: Wie es in Itaipu 10 Jahre später ausschaut könnt Ihr unter Iguazu-Itaipu nachlesen.

Itaipu, Iguazu, Foz do Iguazu, Paraná, wie denn, wo denn, was denn nun? Wie können denn direkt in der Nähe eines riesigen Staudamms und Wasserkraftwerks auch noch Wasserfälle sein?

Mit dem Itaipu-Staudamm wird der südwärts fließende Paraná aufgestaut. Der Staudamm befindet sich nördlich der brasilianischen Stadt Foz do Iguacu (auf spanisch Iguazu, Foz bedeutet “Mündung”). In den Paraná fließt der nicht weit von Curitiba entspringende Rio Iguacu, der am Dreiländereck Brasilien-Argentinien-Paraguay in den Paraná mündet.

Foz do Iguacu ist die brasilianische Stadt, Puerto Iguazu (Puerto = ”Hafen”) die argentinische und Ciudad del Este die paraguayische Stadt, wobei der wohlklingende Namen der letztgenannten Stadt übersetzt “Oststadt” bedeutet (ein besserer Name wäre “Tschechenmarkt-City”, da die Brasilianer die Stadt zum billigen Einkauf von Ramschware nutzen). Etwa 10km von der Mündung entfernt sind dann die größten Wasserfälle der Welt, die “Cataratas do Iguacu” gelegen.

Soweit die Theorie, aber heute geht es auch noch zum Praxiseinsatz: Das Wasserkraftwerk zum “singenden Stein”, so die Übersetzung des Wortes Itaipu aus der Guarani-Sprache, gilt heute unserem ersten Augenmerk. Innerhalb einer mehrstündigen Führung, die auch durch das Turbinenhaus geht, werden wir die ganzen Dimensionen dieses Mammutbauwerks erleben.

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Itaipu Binacional Wasserkraftwerk

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Itaipu Wasserkraftwerk, Staumauer, mit Wasserschächten

Die beiden Staaten Brasilien und Paraguay (daher der Name “Binacional”) haben 1966 Verhandlungen begonnen, einen der wasserreichsten Flüsse der Welt, den Paraná zur Stromerzeugung zu nutzen und damit den immensen Energiebedarf der Region Sao Paulo und des südlichen Brasiliens zu decken.

Da Brasilien keine Kohle und nur sehr wenig Erdöl hat, war dies die nahe liegende Alternative der eigenen Energieunabhängigkeit. Im Jahre 1975 wurde mit den Arbeiten begonnen und im Jahre 1995 nach Baukosten von geschätzten 18 Mrd. U$ weitestgehend beendet. Der Paraná hat zu “Hoch”-Zeiten bis zu 30.000 Kubikmeter/ Sekunde Wasserdurchfluss, im Vergleich dazu der Rhein weniger als 4000 und die Wasserfälle von Iguacu weniger als 5000 Kubikmeter.

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Itaipu Wasserkraftwerk, betonierter Teil der Staumauer

Da der Paraná zwischen Guaira und dem etwa 150km stromabwärts gelegenen Foz do Iguacu ein Gefälle von gut 150m hat, bietet sich die gewählte Stelle für den Staudamm bestens an. Mit mehr als 12 Millionen Kubikmeter Beton (weniger als beim wesentlich kleineren Hoover-Damm bei Las Vegas) wurde eine 196 bis 220m hohe und im Haupt- und Flügeldamm 2000m lange Staumauer geschaffen. Weitere fast 6000m sind Erddämme. Die Dicke der wabenförmig konstruierten Mauer beträgt z.T. mehr als 250m. Durch ein Fallrohr strömt im August etwa die gleiche Wassermenge als über die Iguacu-Wasserfälle.

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Itaipu Wasserkraftwerk, eines der 19 Fallrohre

Zur Hochwasserregulierung gibt es einen Überlauf mit 14 Schleusen, wobei jede Schleuse eine höhere Kapazität pro Sekunde hat wie die kompletten Iguacu-Wasserfälle. Alle 14 Schleusen zusammen wurden aber bisher nur ein einziges Mal geöffnet und das auch nur zu PR-Zwecken.

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Itaipu Wasserkraftwerk, Hochwasserregulierungsschleußen

Mit den aktuell 18 + 1 Generatoren (einer, der 18A, hat noch ein ungezügeltes Eigenleben) erzeugen bis zu 15000 MW, was etwa der Leistung von 12 Kernkraftwerken entspricht. Dies ist die höchste installierte Nennleistung aller Wasserkraftwerke weltweit und wird nicht einmal vom nagelneuen Dreischluchtendamm in China erreicht werden. Interessanterweise hat Itaipu nur den siebtgrößten Stausee eines Wasserkraftwerkes in Brasilien!

9 Generatoren werden von Paraguay (die neun linken im Bild), 9 von Brasilien betrieben. Genau durch die Mitte geht die Staatsgrenze und alle Bereiche sind paritätisch mit Personal aus beiden Ländern besetzt (das geht bis zur Besetzung der Schaltwarte).

Brasilien kann mit seinen 9 Generatoren 15% seines Strombedarfs decken. Paraguay reicht eine Turbine zur Stromversorgung des gesamten Landes aus. Zur Abbezahlung der Baukosten muss aber Paraguay bis 2033 den nicht benötigten Strom unentgeltlich an Brasilen abgeben. Brasilien erzeugt bei 60Hz 500KV Wechselstrom, dass über das Umspannwerk Se Furnas auf 750kV/60Hz Wechselstrom und 600kV Gleichstrom umgewandelt wird.

Der paraguayische Anteil wird in 500kV/50Hz Wechselstrom bereitgestellt und nach Paraguay transportiert, dort wird er mit 220KV/50Hz weitergeleitet. Der überschüssige Strom (mehr als 6000MW) wird weitertransportiert ins brasilianische Se Furnas und dort entsprechend umgewandelt.

In der Eingangslobby des Besucherzentrums gibt es eine Tafel mit den bisherigen Besucherzahlen. Es ist sogar 1 Besucher aus Angola aufgeführt, nur über die amerikanischen Besucher (man hat es in Brasilien nicht so mit Uncle Sam) schweigt man sich beharrlich aus.

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Itaipu Wasserkraftwerk, Modell

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Itaipu Wasserkraftwerk, Dammquerschnitt

Nach einem gut halbstündigen Film geht es in den Werksbus zur Rundreise, zunächst zu zwei Ausgangspunkten, um die ganze Größe des Bauwerks einsehen zu können. Anschließend geht es auf die untere Dammstraße zum Turbinenhaus. Dieses riesige Gebäude ist 2km lang! Darin befindet sich aneinandergereiht die jetzt 19 Turbinen.

Der Generator von 18A ist im geöffneten Zustand zu sehen. Alles läuft ohne Geräusche ab (auch außen an den Fallrohren ist nichts zu hören), kein Vibrieren, einfach nichts.

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Itaipu Wasserkraftwerk, Generator 18A bei der Inspektion

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Itaipu Wasserkraftwerk, Generatorhaus

Weiter geht es in das “Schalthaus”, wo die ganzen Schaltwarten untergebracht sind. Anschließend führt uns der Weg auf die Staumauer, um dann den riesigen Stausee einsehen zu können. Nach gut 2 1/2 Stunden ist die Führung vorbei und unsereiner um eine faszinierte Erfahrung reicher.

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Itaipu Wasserkraftwerk, Schaltwarte

Unser Mittagessen am LKW nehmen wir am Dreiländereck Brasilien-Argentinien -Paraguay ein, an der Stelle wo der Iguacu in den Paraná fließt. Der Paraná mündet übrigens als Rio de La Plata bei Buenos Aires in den Atlantik.

 

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