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Brasilien 2008 - “Am Pulsschlag Brasiliens”

In 33 Tagen von Rio de Janeiro aus entlang der Ostküste nach Norden an den Amazonas

Rio, Amazonas, Strände sind zwar nur drei Worte, aber Worte, die für sich alleine schon den Pulsschlag von vielen schneller werden lässt. Nachdem ich bereits im Jahr 2005 im Süden von Brasilien war, mich auch andere Gebiete von Brasilien interessieren und ich bisher nur beste Erfahrungen (selbstverständlich auch noch nach dieser Reise) mit dem Veranstalter “Kondor-Tours” erlebt habe, kam meinen Vorstellungen die fast 5-wöchige Überlandtour “Am Pulsschlag Brasiliens” startend in Rio bis nach Belem am Amazonas sehr entgegen.

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Brasilianische Landschaften (v.l.n.r.): Copacabana von Zuckerhut aus gesehen, Chapada da Diamantina, farbige Felsformationen an der Canoa Quebrada, Dünen und Lagunen im PN Lencois Maranhenses

Wie kann/darf man im Land der 131 verschiedenen Hautfarben den Pulsschlag erleben, wenn es zunächst gilt, die Millionenstadt am „Januarfluss“ (Übersetzung für Rio de Janeiro) in vielen seiner Facetten zu erleben? Sind die ersten Eindrücke verdaut, so geht es in die ehemalige Stadt des schwarzen Goldes “Ouro Preto”. Durch Plantagengebiet (Kaffee, Banane, ...) führt die Reise weiter zum “Grand Canyon” von Brasilien, der Chapada da Diamantina. Über die Kolonialstadt Salvador (da Bahia) und den Stränden von Praia do Forte und vielen Zuckerrohrplantagen erreichen wir Recife und seine koloniale “Doppelstadt” Olinda.

Traumstrände und -landschaften gibt es in der bisher noch wenig erschlossenen Baia Formosa sowie in Canoa Quebrada zu erleben, bevor es im heißen Landesinneren des halbwüstenartigen Sertao die unzähligen Felsformationen der “sieben Städte” (Cete Cidades) zu sehen gibt. Brasilien und Wüste bzw. kaum vorstellbare Dünenlandschaften bietet der Lencois Maranhenses Nationalpark, ein unbeschreibliches Kleinod im tropischen Brasilien.

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25.000 Swimmingpools und Saharasand im PN Lencois Maranhenses

Überland geht es anschließend weiter zum Eingangstor am Amazonas, der Millionenstadt Belem. Krönender Abschluss der Reise wird ein mehrtägiger Aufenthalt auf einer Büffel-Fazenda inmitten der Amazonasinsel “Ilha de Marajo” sein, bevor es anschließend wieder zurück nach Europa gehen wird.

Ich hoffe, dass ich Euch mit diesem Reisebericht eine interessante Lektüre über ein riesiges Land wie Brasilien bieten kann und es für Euch eine sinnvoll genützte Zeit werden wird (was ja für mich während dieser Reise gelten wird).

Tag 1: Von Zuhause nach Rio de Janeiro

Da mich bei den Flügen in den letzten Jahren wahre „Starallüren“ gepackt haben (Flüge mit einer Fluggesellschaft der „Star Alliance“), heißt es für mich, ohne den Rest der Reisegruppe nach Rio de Janeiro anzureisen. Grund dafür war eigentlich weniger die zusätzlichen Meilen bei Miles-and-More, als der fast schon unverschämte Flugaufpreis der eigentlich vom Reiseveranstalter vorgesehenen Air France für Business-Klasse Flüge nach Rio de Janeiro. Gut 2.500€ Preisunterschied wären allein schon fällig gewesen zwischen dem Ziel Rio de Janeiro und Sao Paulo (nicht der Aufpreis auf Business-Klasse sondern beide Male in Business-Klasse). So fällt die Entscheidung für die Interkontinentalflüge auf dieser Reise auf die TAP Air Portugal. Beim Büro-Team von Kondor-Tours möchte ich mich nochmals bedanken, dass Sie immer eine Lösung für meine Sonderwünsche bei den Flügen finden.

Erschwerend zu den sonst üblichen Beginn kommt bei dieser Reise diesmal der Umstand, dass die Reise am 30.06.2008 beginnt und der Flug in München nach Lissabon bereits um 6:30 Uhr startet. Aber was soll hier so „erschwerend“ sein? Ganz einfach, das Endspiel der Europameisterschaft 2008 ist erst kurz vor Mitternacht zu Ende und bereits 2-3 Stunden später heißt es raus aus den Federn , die Reise kann beginnen und als Motivation für den fehlenden Schlaf das Motto: “Hauptsache die Füße haben eine ½ Stunde die Waagrechte gesehen“.

Bei wolkenbruchartigen Regen erfolgt die üblicherweise kaum einstündige Anreise zum Flughafen nach München, mit der Sorge von mir, ob denn der Flug auch rechtzeitig nach Lissabon startet, da die Anschlusszeiten in Lissabon nach Rio de Janeiro sehr eng bemessen sind. Nach rechtzeitiger Ankunft und Einchecken am Flughafen heißt es nun einen besetzten Sperrgepäck-Schalter zu finden, da man in München der Meinung ist, mein Rucksack sei Sperrgepäck. Aber nach gut ½ Stunde Wartezeit ist auch dieses Problem gelöst. Mit gut einer halben Stunde Verspätung startet der 3-stündige Flug mit der TAP nach Lissabon . Dies wird zur Folge haben, dass ich kaum 40 Minuten Zeit haben werde, für mich und mein Gepäck den richtigen Anschlussflieger zu erreichen.

Kaum über die Treppe aus der Maschine auf das Vorfeld in Lissabon ausgestiegen, wartet schon eine Person vom Bodenpersonal mit einem Schild „Rio de Janeiro“, die mir anzeigt, ich soll in einem Kleinbus neben dem Flugzeug einsteigen. Das kann ja heiter werden, kaum noch 20 Minuten Zeit für den nächsten Flieger und ich darf hier im Mercedes-Sprinter auf weitere Fluggäste (von anderen Fliegern warten), aber ich denke mir (zur eigenen Nervenberuhigung), der Mann wird schon wissen, was er macht. Es vergehen noch gut 20 Minuten (und aus dem Flieger wurde noch immer kein Gepäck ausgeladen, d.h., wahrscheinlich werde ich meinen Rucksack nicht mit dem gleichen Flieger in Rio de Janeiro wieder begrüßen dürfen). Kaum sind wir vollzählig im Bus, beginnt auch schon eine kleine Stadtrundfahrt in aktuellen Großbaustelle Flughafen Lissabon. Diese endet in einer abgelegenen neu erbauten Halle, wo weit und breit kein Fahrzeug zu sehen ist. In der Halle selbst wartet ein Grenzbeamter, bei dem wir die Ausreise aus der EU vornehmen und auf der anderen Seite der sonst menschenleeren Halle auf einen anderen Bus warten sollen.

Nach einiger Wartezeit (die eigentliche Abflugzeit ist bereits mehr als 1 Stunde vorbei) nach dem Motto, „die Sache ist jetzt schon, wie es nun halt mal ist“ geht es endlich zu einem im Vorfeld abgestellt Airbus 330-200 der TAP. Zur Überraschung muss ich feststellen, dass wir (vom Sprinter-Bus) die Ersten im Flieger sind. Vom Pilot kommt die Ansage, dass der Abflug noch dauern kann, denn Sie wissen nicht, wann denn endlich das Gepäck für den Flieger kommt, da durch die Baumaßnahmen es in letzter Zeit immer länger dauert. Soll ich mich nun endgültig mit dem Verlust des Gepäcks abfinden, oder darf doch wieder Hoffnung aufkeimen?

Aber das Warten hat ein Ende und der gut 10-stündige Flug nach Rio kann beginnen. Die Bestuhlung der TAP in der Business-Klasse ist der bei der Lufthansa sehr ähnlich, d.h., der Sitz lässt sich zu einer fast 2m langen schiefen Ebene umfunktionieren und der Entspannung im Fluge steht nichts mehr im Wege.

Der Flug selbst verläuft ereignislos und bei Dunst erfolgt am späteren Nachmittag die Landung in Rio de Janeiro, d.h., von Zuckerhut und Co. gibt es nichts zu sehen. Die Einreise selbst ist kurz und schmerzlos und wider Erwarten kann ich mein aufgegebenes Gepäck bereits am Gepäckband auf das Innigste begrüßen und in Empfang nehmen.

In den Reiseführern heißt es, man sollte nur die Radio-Taxis für die Fahrt in die Innenstadt von Rio nehmen. Im Gedanken vertieft, diese Bestellschalter direkt nach dem Verlassen des Sicherheitsbereichs vorzufinden, überrascht es mich, diese noch vorher anzufinden. Für 80 Real (ca. 25-30€) kommt man damit in die gut 30-40km entfernte Innenstadt. Direkt beim Verlassen des Sicherheitsbereichs nimmt mich ein Bediensteter der Taxigesellschaft in Empfang und bringt mich zum Taxi. Im Eifer des Gefechts vergesse ich sogar den Umtausch von Geld, wie soll ich dann dem Taxifahrer Trinkgeld geben?

Bei zunehmender Dämmerung geht es im Ayrton Senna Fahrstil auf die Stadtautobahn in Richtung Copacabana zum gebuchten Hotel. Eine beklemmende Stimmung kommt in mir beim Blick aus dem Fenster auf, in ganzen Stadtgegenden fehlen die Fenster in den Häusern und Licht brennt auch keines. Ist dies schon eine Voreinstimmung auf die Elendsviertel, den sogenannten Favelas, von Rio? Aber sehr zügig und vom Taxifahrer versuchend niemals vorzeitig anzuhalten, erreiche ich sicher das Hotel Mirador in Rios 300 .000 Einwohner Stadtteil Copacabana. Kaum im Hotelzimmer angekommen, klingelt es an der Zimmertür, es sind Heidi und Ralph, die beiden Reiseleiter von Kondor-Tours, die sich sichtlich überrascht vorstellen, denn ein bekanntes Gesicht von mehreren Messebesuchen haben sie nicht erwartet.

Da der Rest der Gruppe erst morgen früh eintreffen wird, heißt es, dass ich den Rest des Tages allein gestalten kann. Auf einen Tipp von Heidi und Ralph geht es alleine zum Abendessen in ein typisch brasilianisches „Kilo-Restaurant“. Zum Glück heißen diese nur “Kilo-” und nicht “Dezitonnen”-Restaurants, denn man nimmt dort von einem Buffet die Speisen auf einen Teller (Fleisch, Beilagen, ...) und lässt diese anschließend wiegen. Das Ergebnis zahlt man dann zum umgerechneten Kilopreis (in Rio zwar zu 12-15€ / Kilo, auf dem Weg nach Norden aber schon für 3 €/Kilo zu haben).

 

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