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Tankstelle für Flussboote in der Baia de Guajara

Tag 27: Sao Luis - Belem

Würde man nur Straßenverbindungen verwenden, würde dies von Sao Luis bis nach Belem, dem Eingangstor zum Amazonas, einen Umweg von 400-500km bedeuten. Nimmt man die Fähre über die Baia de Sao Marcos nach Alcantara, so spart dies viele Straßenkilometer. Da die Fähre planmäßig um 5 Uhr morgens ablegen soll, muss eine Besichtigung der Stadt Sao Luis ausfallen.

Die Überfahrt mit der RoRo-Autofähre über die Bucht dauert gut 90 Minuten, bevor die Fähre an einem Anlandesteg anlegt. Das Entladen der Fähre funktioniert noch reibungslos, nur beim Abschiedsfoto zur Fähre hin unterläuft einer aus unserer Gruppe ein Missgeschick. Da die Straße im gleichen Schlick -Farbton gehalten ist wie der Boden nebenan, bemerkt sie zunächst nicht, dass sie das „Festland“ verlässt und mit dem ersten Fuß in die Tiefen des Schlicks der Baia de Sao Marcos versinkt. Der verzweifelte Versuch mit dem anderen Fuß das Unglück zu vermeiden, führt nur zu Solidaritätsverhalten beider Füße. Bis zu den Oberschenkeln sinkt sie im Schlick ein und da sie zu allem Überfluss auch noch das Gleichgewicht verliert, nimmt fast die ganze Dame einen schlickfarbenen Teint an.

Nur mit der Hilfe eines Hafenarbeiters kann sie sich wieder aus dem Schlick befreien (Anmerkung: Ich selber habe das Missgeschick nicht gesehen, es wurde uns von Ihr so erzählt. Ich habe mir nur ein paar Augenblicke nach dem Missgeschick gedacht, bevor ich die Situation erfasst hatte, was läuft denn da für ein Schlickrutscher durch die Gegend.

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Fazenda auf Überschwemmungsgebiet

Nach dem die gröbsten Verunreinigungen beseitigt sind, können wir uns auf die lange Weiterreise nach Belem machen, wir nähern uns mit dem Bundesstaat Parai dem wahren Amazonien. Am späteren Nachmittag erreichen wir Belem, Abendessen gibt es wieder in einer Churrascaria.

Tag 28: Belem

Die Zweimillionenstadt Belem (gesprochen „Beleng“ als Kurzform von Bethlehem ) wird als das Eingangstor zum Amazonas bezeichnet, auch wenn sie eigentlich nicht am Amazonas liegt. Sie liegt am Rio Guama, mit der Baia de Guajara, der in den Mündungstrichter von Rio Tocantis und Rio do Para unmittelbar bei Belem fließt. Der Rio Tocantis teilt mit dem Amazonas das gleiche Mündungsdelta, das von der Schwemmlandinsel Ilha Marajo geteilt wird. Der Rio Para verbindet auf seinem natürlichen Weg beide Flüsse.

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Tankstelle für Flussboote in der Baia de Guajara

Belem selbst ist der Hafen für alle Amazonasschiffe in Richtung Manaus, das gut 2000km landeinwärts liegt und noch von Hochseeschiffen angelaufen werden kann. Belem ist aber immer noch gut 100km vom Atlantik entfernt.

Da der Höhenunterschied zwischen Manaus und dem 2000km entfernten Belem kaum 15m beträgt lässt sich mit Ausnahme vom Amazonas selbst (der Fluss hat erst ab Manaus den Namen Amazonas) kaum sagen, welcher Fluss denn nun in welchen fließt und wie flussauf- und flussabwärts gerade mal wieder zu deuten ist.

Im Rahmen eines Stadtrundganges wollen wir uns die Stadt heute näher betrachten. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Teatro da Paz an der Praca da Republica, einer städtischen Parkanlage.

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Belem - Teatro la Paz

Weiter geht es mit dem Bus zum Fischerhafen und der Fischmarkthalle des altehrwürdigen Mercado Ver-o-Peso. Hier gibt es nicht nur Fisch und Früchte zu kaufen, die ganze „Grüne Apotheke Amazonien“ gibt es im Angebot

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Der alte Hafen von Belem

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Mercado Ver-o-Peso und Skyline von Belem am Rio Guama

Was für uns Außenstehende ein wirres Sammelsurium an Tierknochen, Pülverchen, getrockneten Blättern, Kräutern, Essenzen und eingelegten Tieren wie Schlangen und Insekten ist, bedeutet für viele Einheimische die Chance auf Heilung. Dass hier die Grenze zwischen wissenschaftlicher Heilwirkung, Einbildung, Aberglaube und Kult fließend verläuft, kann man sich unschwer vorstellen.

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Mercado Ver-o-Peso

Auf der anderen Straßenseite beim Mercado Ver-o-Veso ist der Mercado de Carne, der Fleischmarkt. Das Angebot an Fleisch ist zwar heute begrenzt, aber laut Aussage vom Tierarzt in unseren Reihen gibt es genügend Würmer in den offen dargebotenen Lebern.

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Mercado de Carne

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Catedral da Se

Die Hilflosigkeit der brasilianischen Polizei können wir heute live miterleben. Vier Diebe klauen einem von uns seine Kamera samt Tasche, was auch gröbere Schürfwunden beim Opfer nach sich zieht. Obwohl binnen Minutenfrist das erste Polizeiauto da ist, unternehmen sie nichts und warten bis noch ein paar Autos kommen. Sie schauen sich die Sache an und fahren ohne etwas zu tun weiter. Ein einheimischer Taxifahrer verständigt einen Sanka, damit das Opfer sauber verbunden werden kann. Er schämt sich für das Verhalten der Polizei. Die Behandlung im Krankenwagen ist kostenlos und mit einigen Heftpflastern beklebt kann er die Reise fortsetzen.

Kaum ist der Rettungswagen weg kommt wieder ein Polizeiauto, sieht das Heftpflaster und fragt, “ob er denn ausgeraubt worden wäre”. Erst bei der späteren Meldung des Überfalls in der Polizeihauptwache aus Versicherungsgründen erfährt das Opfer professionelle Unterstützung seitens der Polizei. Da es sich vorher nur um Policia Municipal und nicht um Policia Militar gehandelt hatte, nehme ich einmal an, es waren zuvor nur „Polizisten“ vom Ordnungsamt.

Nach der Besichtigung des Forto do Presepio, der 1616 erbauten kanonenbestückten Hafenfestung an der Mündung des Rio Guama in die Guajara-Bucht, machen wir Mittag Rast im Estacao das Docas, den frisch restaurierten Dockhallen des alten Frachthafens.

Mit Taxis geht es anschließend zum Museo Paraense Emilio Goeldi, einer Mischung aus botanischen Garten, Zoo, Museum und wissenschaftlichen Institut. Mehr als 700 Baumarten Amazoniens gibt es in dem im Jahre 1866 gegründeten Museum.

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Faultier im Museo Paraense Emilio Goeldi

Nachdem wir am Nachmittag wieder im Hotel zurück sind, nutze ich die Zeit noch, um das Angebot der Shopping-Meilen in Hotelnähe zu erkunden. Da wir morgen Belem wieder für einige Tage verlassen werden, heißt es umpacken, denn für die nächsten Zeltnächte brauchen wir nicht mehr unser komplettes Gepäck.

 

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