Tag 3: Schifffahrt Beagle-Kanal und Ushuaia

Trotz einer Zeitverschiebung von 4 Stunden zu Mitteleuropa ist von einem Jetlag nichts zu spüren. Nach dem Frühstück im Hotelrestaurant wollen wir zunächst die maritime Umgebung von Ushuaia auf einer Bootstour per Katamaran erkunden. Der Start der Tour ist am Hafen von Ushuaia.

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Hafen von Ushuaia

Üblicherweise ist Ushuaia der Ausgangspunkt vieler Antarktis-Kreuzfahrten, der Anlegesteg für die Boote ist ja lange genug (bis auf die Queen Mary II passt da so ziemlich alles ran, bei Letztgenannter mussten die Passagiere im Beagle -Kanal mit kleinen Booten ausgeschifft werden). Aber bis auf die “Polarstar” und einem Eisbrecher der Quark Expeditions ist es relativ ruhig, Morgen soll die “Rotterdam” der Holland America Lines anlegen.

Mit gut 150 Personen Fracht machen wir uns auf die Reise mit unserem Katamaran aus dem Hafen der Stadt mit der nach Osten geöffneten ruhigen Bucht (so die Übersetzung des Namens Ushuaia aus der Yanama-Sprache, der Ureinwohner Feuerlands).

Die umgebende Bergwelt von Ushuaia ist zwar noch teilweise in Wolken gehüllt, dies wird aber nicht von Dauer sein, sodass auch der Hausberg von Ushuaia, der schneebedeckte Cerro Olivia fast wolkenfrei zu sehen ist.

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Ushuaia, Blick auf den Cerro Olivia

Je weiter man sich vom schützenden Hafen entfernt, desto stärken wehen die Winde, meist aus Westen und der Beagle-Kanal verläuft auch noch weitestgehend in Ost-West-Richtung. Diesem Umstand haben es auch die Südbuchenwälder hier zu verdanken, dass ihr Wachstum eindeutig in eine Richtung geht, gen Osten.

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Ushuaia, Südbuchenwälder am Hang angelehnt, Beagle-Kanal

Die Tour führt uns weiter in Richtung Leuchtturm mitten im Beagle-Kanal. Die umliegenden in den Seekarten nicht verzeichneten Untiefen wurde im Januar 1930 dem deutschen Ausflugsdampfer Monte Cervantes der Hamburg Süd Reederei zum Verhängnis. Vom sinkenden Schiff konnten aber bis auf dem Kapitän alle 1117 Passagiere durch den argentinischen Dampfer Vincente Fidel Lopez gerettet werden.

Weiter führt uns die Fahrt zur Isla de los Pajaros, einer kleinen Inselwelt belegt von vielen Kormorannistplätzen. Auch lassen es sich einige Seelöwen nicht nehmen, von der Insel Besitz zu ergreifen. An einigen weiteren kleinen Inseln wiederholt sich dieses Schauspiel.

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Ushuaia, Blick vom Zimmer des Tolkeyen-Hotel über den Beagle-Kanal in Richtung der Isla Navarino

Am frühen Nachmittag sind wir wieder in Ushuaia zurück. Zunächst geht der Weg zurück zum Hotel, da in Argentinien üblicherweise zwischen 13 und 16 Uhr das öffentliche Leben gänzlich zum Erliegen kommt. In dieser Zeit dürfen sich diejenigen von uns, welche die Reiseabläufe und das Fahrzeug noch nicht kennen mit den Gegebenheiten vertraut machen.

Ab 15 Uhr haben wir dann freien Auslauf in der inzwischen auf fast 50.000 Einwohnern angewachsenen Stadt. Um mehr Menschen dauerhaft nach Ushuaia zu bringen, ist die Stadt bzw. die ganze Provinz Feuerland eine Freihandelszone.

Neben dem Unsichermachen der nicht autofreien Fußgängerzone von Ushuaia, der San Martin Straße, wo man eher der Meinung ist, hier fahren 95% der Autos von Ushuaia gleichzeitig durch, steht auch noch ein Besuch des Museums am Ende der Welt dem “Museo del Fin del Mundo” an.

Etwas zu dumm stelle ich mich beim Auffinden des ehemaligen Strafgefangenlagers der Stadt, dem heutigen Museo Maritimo & Museo del Presidio, an. Die sind zwar eigentlich nicht zu verfehlen am Ende der San Martin, aber irgendwie schleift da heute bei mir der Keilriemen.

Diese “Unpässlichkeiten” sind aber beim heutigen Abendessen in einem Restaurant in der Innenstadt von Ushuaia vorbei.

Tag 4: Feuerland Nationalpark

Heutiges Tagesziel soll der südlichste Nationalpark Argentiniens sein, der Feuerland-Nationalpark westlich von Ushuaia an der Grenze zu Chile.

Da in Argentinien bei Reisegruppen in Nationalparks örtliche Führer notwendig sind, erledigt auch die kurze Anreise von unserem Hotel zur Bahia Ensenada ein örtliches Unternehmen mit einem Kleinbus. Nachdem sich einige von uns beim Park Ranger im zugehörigen Postamt einen Poststempel vom südlichsten argentinischen Postamt abgeholt haben, können wir mit der ca 7km langen Wanderung der Senda Costera beginnen.

Da heute kein Kreuzfahrt-Touri-Tag ist, sind wir fast die Einzigen. Der Wanderweg schlängelt sich entlang der Bucht, vorbei an manchen mit Gras überwachsenen Muschelhügeln. Diese sind ein Überbleibsel aus der Zeit der Yanama-Indianer, die einst hier siedelten.

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Feuerland Nationalpark, Senda Costera

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Feuerland Nationalpark, am Ende der Senda Costera

Biberbauten sind nach einer Rast unser nächstes Ziel. Diese Spezies wurde im letzten Jahrhundert aus Kanada eingeführt. Aus den potenziellen Felllieferanten wurden aber hier mangels Feinden nur noch eine Landplage, da sie einfach alles anstauen und überschwemmen.

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Feuerland Nationalpark, Biberbauten

Das Ende der Straße an der Bahia Lapataia stellt gleichzeitig auch das Ende der in Buenos Aires beginnenden Ruta 3 dar. Am Schild stehts geschrieben, gut 3700km sind es bis Buenos Aires und 17500km bis nach Alaska. Nach einer Wanderung auf den Pfaden des Senta Laguna Negra mit dem Blick auf den 1450m hohen Cerro Condor führt uns der Weg weiter zum Lago Roca (dem feuerländischen, den patagonischen werden wir später erleben). Nach einer Kaffeepause am Campingplatz geht es wieder zurück nach Ushuaia.

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Feuerland Nationalpark

Zum Abendessen im Hotel genehmige ich mir ausnahmsweise mal etwas Besonderes, wenn man schon an der “Quelle” ist. Es gibt Centolla oder bei uns auch Königskrabbe genannt. Da es sich aber um die “ausgenommene” Variante handelt, ist bei mir mit keinem (plötzlich) streikenden Einzug (Appetit) zu rechnen.

 

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