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Tag 9: Manang - Teehaus oberhalb von Ghusang Meine Begleitmannschaft hat heute in einem Zimmer der alten Lodge genächtigt, dieses Zimmer ist gleichzeitig Küche und Lagerraum für all ihre Ausrüstung. Die beiden Guides benützen dabei jeweils ein Bett und die drei Träger schlafen dann im Schlafsack und auf einer Matte im 90° Winkel zu den Betten, also alle fünf bei größter Packungsdichte.
Tilicho Peak (7134m) und die Grand Barriere von Manang aus Noch vor dem heutigen Frühstück wollen wir einen kleinen Abstecher zum Gletschersee der Gangapurna machen. So mache ich mich mit Shukra Bir und Bibash auf den Weg dorthin. Da ich etwas zu langsam reagiert habe, schnappt sich Bibash meinen Rucksack und düst mit ihm geschultert davon.
Keine Chance meinen Rucksack hier selbst zu tragen Zunächst führt uns der Weg durch Manang hindurch, bevor wir in Richtung des Flusstales des Marsyangdi hangabwärts abbiegen. Der Ort Manang selbst liegt an einer relativ ebenen Anhöhe über dem Flusstal. Die nördliche Talseite liegt noch im Schatten, deshalb bietet sich bei wolkenlosen Himmel eine farbenfrohe Szenerie.
Morgenstimmung unterhalb von Manang mit Blick auf die Annapurna II Über eine Brücke gelangen wir auf die gegenüberliegende Flußseite und dann ist es auch nicht mehr weit bis zum See. Der See wird vom Gangapurna Khola gespeist, der aus dem Abwasser des Gangapurna Gletschers entspringt. Wir sind die Einzigen hier, nicht einmal der Wind hat den Weg hierher gefunden. Spiegelglatt liegt das Wasser am See, und im Hintergrund ist der Gletscher deutlich zu erkennen. Aufgrund der Uhrzeit kurz nach 7 Uhr liegt er aber noch teilweise im Schatten. Zunächst fällt uns auch nicht auf, dass sich die umgebende Bergwelt im See spiegelt.
Gletschersee der Gangapurna (7434m) mit Gletscher
Gletschersee der Gangapurna (7434m) mit Gletscher, links Annapurna III (7555m)
Verkehrte Welten - die Annapurna III (7555m) und die Gangapurna (7434m) spiegeln sich im Schatten eines Baumes im Gletschersee
Silhouette mit Hut unter dem Mond im Schatten vor dem Gangapurna-Gletschersee Aber nach kaum 10 Minuten ist es vorbei mit der spiegelglatten Wasseroberfläche, es kommt Wind auf. Hier am See könnte ich es trotzdem noch länger aushalten, aber mein Magen ruft nach Frühstück. Kurz nach 8 Uhr sind wir wieder bei unserer Lodge angekommen, und es gibt Frühstück. Im Anschluss daran machen wir uns auf den Weg in Richtung des Thorong La Passes. Heute wollen wir aber nur bis nach Ghusang wandern, was 2 bis 3 Stunden in Anspruch nehmen sollte. Nach Manang steigt der Pfad stetig an, wir biegen nach rechts ab, nach links würde es zum Tilicho See gehen. Je weiter wir in die Höhe kommen, desto grandioser gestaltet sich das Panorama. Und wieder bin ich der Meinung am Ende des Manangtales in Ostrichtung hinter dem Swargadwari den Manaslu zu erkennen.
Blick über Manang in Richtung Osten, der “falsche Manaslu” in Bildmitte
Wieder nicht der Manaslu (liegt links hinter dem Pisang Peak), aber v.l.n.r.: Pisang Peak (6051m ), Ngadi Chuli (7871m), Himal Chuli (7889m) und mit “Puderzucker“ bedeckt die “gesprungene Schüssel” des Swargadwari Erst wieder zurück in Deutschland bemerke ich meinen Irrtum, nachdem mir ein Nepalkenner sagt, »isser nicht«. Gut dafür habe ich mich nur um 250 Höhenmeter verschätzt und den Ngadi Chuli (7871m, Nummer 20 in der Welt) sowie den Himal Chuli (7889m, Nummer 18 in der Welt) zu ungeahnten Ehren verholfen. In den meisten Fotos wirkt der Manaslu alleinstehend ohne extrem hohe Berge um ihn herum. Diese Fotos zeigen aber meist die Nordseite des Berges und Ngadi Chuli und Himal Chuli befinden sich nur wenige Kilometer südlich davon hinter dem Manaslu. Oberhalb des Ortes Tangki bietet sich dann ein eingehender Blick auf die beiden Routen in Richtung des Kali Gandaki Tales. Geradeaus weiter verläuft der Marsyangdi Kola, der seinen Ursprung im Tilicho See hat. Von rechts kommt der Thorong Khola. Das Tal des Thorong Khola werden wir in den nächsten Tagen folgen. Es dauert auch nicht allzulange bis wir im Örtchen Ghusang eintreffen, eigentlich nur eine Ansammlung von zwei Lodges mit einem letzten unverbaubaren Blick auf die Annapurnas II bis IV.
Oberhalb von Tangki, Tilicho Peak (7134m), rechts in Richtung Thorong La Wir stellen aber fest, dass es hier keine Zeltmöglichkeiten gibt und so macht sich Shukra Bir auf die Suche nach einer Alternativmöglichkeit. Diese finden wir einige Minuten Fußmarsch oberhalb von Ghusang in Richtung Yak Kharka. Wir dürfen unsere Zelte vor einem Teehaus an der Strecke aufschlagen. Die Aussicht an einem Bergsporn auf die Annapurnas ist einfach unbezahlbar und Wolken sind heute eine Fehlanzeige.
Traumkulisse der Annapurnas oberhalb von Ghusang Da lasse ich es mir nicht nehmen, dass Mittagessen im Freien zu genießen, aber mit den Annapurnas im Rücken, um aufgrund des grellen Lichts nicht “schneeblind” zu werden. Erst später erfahre ich, dass die Bank auf der ich sitze und der Tisch der mein Essen beheimatet fast die einzigen Möbel des Teehauses sind. Nach dem Essen ist Faulenzen angesagt, die Gegend und das Wetter ist viel zu schön, als diese Zeit mit einem Akklimatisationsspaziergang zu vertrödeln.
Mittagessen vor der Traumkulisse der Annapurnas oberhalb von Ghusang Heute baut auch meine Begleitmannschaft erstmalig ihr Zelt auf: Untertags als Küche und Aufenthaltsraum benützt, werden die Männer heute Nacht zu fünft dort nächtigen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, wie die alle Fünf in das Zelt reinpassen. Der Nachmittag verläuft kurzweilig, ich beim Kreuzworträtsel und den Augenblick genießen, die Mannschaft beim Kartenspiel vor dem Zelt oder mit einem Logikspiel mit normalen Steinen als Spielsteine, dass irgendwie eine Mischung aus Mühle, Dame und Halma darstellt. Auch die beiden Teehausbetreiberinnen (Mutter und Tochter) nutzen die angenehmen Temperaturen in der Sonne zum Faulenzen.
Komplettes Inventar eines Tee-Shops Das Abendessen gibt es im Innern des äußerst spartanisch ausgestatteten Teehauses. Ob es sich um die ganze Habe einer Familie handelt, möchte ich bezweifeln. Gestern in der Lodge in Manang hatte mir jemand aus Manang erzählt, wie sich manchmal die Besitzverhältnisse von Lodges oberhalb von Manang darstellen. So würde ich mich auch hier nicht wundern, wenn das Teehaus nur von einem Pächter in der Saison geführt wird. Auch wenn der Besitz im Teehaus sehr spartanisch ist, ein Handy gibt es und Mutter und Tochter telefonieren mehrmals damit.
Sonnenuntergang an der Annapurna II (7937m) Tagesdaten: Gangapurna Gletschersee 7:00 - 8:00 Uhr; Start: Manang (3540m ü .NN) - 9:30 Uhr, Ziel: Teehaus oberhalb von Ghusang (3930m ü.NN) - 11:45 Uhr, ↑599m, ↓184m Tag 10: Teehaus oberhalb von Ghusang - Ledar In der Nacht auf fast 4000m und auch noch jetzt ist es knackig kalt, deutlich unter 0°C, im Schlafsack sind diese Temperaturen aber problemlos zu ertragen. Nur außerhalb vom Zelt fühlt es sich irgendwie wesentlich kälter an. Heute gibt es nicht “Frühstück bei Tiffany” sondern “Frühstück vor Annapurnas”, im Morgenlicht mit den ganzen Annapurnas, wolkenlosem Himmel und Arscheskälte.
Frühstück bei Annapurnas (v.l.n.r.: II, IV, III) Ich muss mir jetzt doch langsam Gedanken machen, wo in der Reisetasche meine langen Liebestöter versteckt sind. Seit dem Chukhung Ri im letzten Jahr und dem Kilimanjaro zwei Jahre zuvor liegen sie irgendwo unbenutzt rum. Müsste das kleine Schwarze mit den zwei langen Beinen sein. Die heutige Etappe dürfte nicht allzu lange werden. Im Endergebnis gut 200 Höhenmeter nach oben, ich mach mir jetzt einmal nicht Gedanken darüber, wieviele Meter es nach unten geht (is ja Nepal) und etwa 7km Wegstrecke. Der Weg führt zunächst weiter in das Tal des Thorong Khola hinein bis zur nächsten Ansiedlung Yak Kharka.
Ungewohnte Einsamkeit auf der Annapurnarunde auf dem Weg nach Yak Kharka Irgendwie sind wir heute wieder antizyklisch unterwegs, denn der Ort ist wie ausgestorben, kein einziger Tourist ist zu sehen, d.h. der tägliche Bettenwechsel ist bereits erfolgt.
Heute ausgestorbene “Geisterstadt” Yak Kharka
Stopp in Yak Kharka - keine Touristenseele weit und breit zu sehen, nur wir, ein Maultier und ein Yak Von Yak Kharka sind es noch gut eine Stunde bis nach Ledar, gleichmäßig stetig geht es nach oben, jetzt aber im Tal des Kone Khola, dem 6419m hohen Chulu West im Visier.
Nachdenklicher Träger auf dem Weg zwischen Yak Kharka und Ledar, im Hintergrund der Chulu West (6419m) Schon um 11 Uhr sind wir in Ledar angekommen, auch ein Zeltplatz und eine Bleibe für die Begleitmannschaft ist schnell gefunden. Da die Temperaturen bei wolkenlosem Himmel doch noch sehr angenehm sind, kann ich heute auch einmal meine beiden Schlafsäcke in der Sonne lüften. Gänzlich neu im Vergleich zu den letzten Tagen ist der Umstand, dass heute in der Lodge eine Trekkinggruppe untergebracht ist. Deren Träger sind schon seit geraumer Zeit angekommen und da doch so manch einer der englischen Sprache etwas mächtig ist, ergeben sich doch interessante Gespräche. Interessanterweise reden diese Träger auch noch später mit mir, aber nicht mit Mitgliedern ihrer eigenen Trekkinggruppe, geschweige denn umgekehrt.
Zeltaufbau und Küchenausrüstung in Ledar
Zeltplatz in Ledar - Annapurna III und Gangapurna im Hintergrund Die heutige Nachmittagsbeschäftigung ist fast eine 1:1-Kopie zu Gestern, irgendwann muss man auch mal auf einer Trekkingtour chillen (neumodisch für faulenzen). Gegen 17 Uhr sehe ich dann über dem Annapurnamassiv etwas, was mir so ganz und gar nicht gefällt: geschätzte 2km oberhalb der Berge am Annapurnamassiv sind drei kleinere flache und langgestreckte Wolken zu sehen. Von der Größe her eigentlich absolut unbedeutend, aber was machen die da so weit oben? Ich kenne kein Foto, wo sich kilometerweit oberhalb eines 8000ers einzelne Wolken befinden, üblicherweise ist ja bei den tischtuchartigen “Föhnhauben” Schluß. Shukra und Ram prasad messen diesen Wolken (die ich leider nicht fotografiert habe) keiner Bedeutung bei, aber für mich bedeuten solche Wolken, dass verdammt viel Unruhe in der Atmosphäre zu sein scheint. Und diese neuen Wolken auch noch so zeitnah um den Sonnenuntergang herum? Ich sage zu Shukra: »In den nächsten 48 Stunden ändert sich das Wetter grundlegend, hoffentlich nur auf der anderen Seite des Massivs! Shukra, diese Wolken sind 24 Stunden zu früh da!« ... »Und all dass eine Stunde vor Sonnenuntergang! Vor ein paar Minuten war da nix! Da müssen wir jetzt genau aufpassen!«. .. »Das wird doch jetzt hoffentlich nicht wie im letzten Jahr werden!« (Anmerkung des Verfassers: siehe hier) Zum Verständnis: wenn solche Wolken so weit oben sind, dann wirken sie wie ein Staubsauger, der Luftfeuchte von unteren Luftschichten nach oben zieht. Die uns abgewandte Seite des Annapurnamassivs ist ähnlich einem Amphitheater aufgebaut, da kann verdammt viel feuchte Luft aus den niederen Lagen aufgewirbelt werden, v.a. da mit der süd- bis südwestlichen Windrichtung dazu aktuell alles passt. Hoffentlich sind meine Sorgen dazu unbegründet. Mit meinem vereinfachten Erklären der strömungsmechanischen Zusammenhänge wächst auch die Nachdenklichkeit in den Gesichtern meiner beiden Guides. Shukra Bir erklärt es im Anschluss zwei einige Meter abseits von uns stehenden Guides oder “Chefträger” einer in der Lodge einquartierten Gruppe. Absolutes Unverständnis und abwertendes Kopfschütteln mir gegenüber nach dem Betrachten der Wolkenformation ist dem Verhalten der “Fremdguides” zu entnehmen. Fehlt nur noch ein “Scheibenwischer” vor ihrem Kopf. Ob sich Eure Ignoranz nicht rächt? Sage nie zu deinem Guide, dass Du seit einigen Minuten ganz leichtes absolut harmloses Kopfweh hast, nur mit dem Wort “Kopfweh” schrillen bei ihm alle Alarmglocken. Als Folge davon dürften im weiten Umkreis alle Knoblauchzehen ausverkauft sein , denn die folgende Nudelsuppe beim Abendessen besteht eigentlich mehr aus Knoblauch als aus Nudeln. 30 Minuten später ist das Kopfweh wieder verschwunden, eigentlich wie von mir vermutet, denn Uhrzeit des Auftretens, Lage und Intensität haben mich eher auf die noch nicht gänzlich ausgestandene Erkältung schließen lassen. Ich sage zu Shukra Bir: »Ich muss meine Matte im Zelt in eine andere Richtung drehen. Wenn mir heute Nacht wegen dem Knoblauch einer entfleucht, dann wären bei Euch Gasmasken angesagt.«. Heute Nacht ist es deutlich wärmer im Vergleich zu Gestern, drückt da irgendwas die angewärmte Luft aus dem Manangtal herauf? Wäre ein Grund mehr sich die Wetterentwicklung genau anzuschauen. Tagesdaten: Start: Teehaus oberhalb von Ghusang (3930m ü.NN) - 7:30 Uhr, Ziel: Ledar (4200m ü.NN) - 11:00 Uhr, ↑401m, ↓141m Tag 11 (13.10.2014): Ledar - Thorong La High Camp Die Nacht heute war ruhig, aber noch vor 6 Uhr beim Weg zu den großen Stehgeschäftsräumen mit den Geschäftspapieren in Rollenform in der Hand sind schon die ersten Trekker in Richtung Thorong Phedi, der letzten Ansiedlung vor dem Pass, unterwegs. Diese sind deshalb schon so früh auf den Beinen, weil die Plätze in den Lodges vor dem Pass im Windhundverfahren vergeben werden, d.h ., wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Shukra Bir deutet mir an, dass wir uns da keine Sorgen machen müssen, wir sind die Allereinzigen im Zelt und können uns den Platz aussuchen. In der Dunkelheit ist es doch noch knackig kalt geworden, nur etwas später als in den letzten Tagen. Über dem Annapurnamassiv sind einige Wolken zu sehen, wesentlich mehr wie in den letzten Tagen, aber der Blauanteil am Himmel überwiegt noch deutlich. Nur um 8 Uhr finde ich über der Annapurna III und dahinter ein deutlich indifferentes Wolkenbild vor, mit nur noch etwas durchscheinendem blauem Himmel über den ganzen Annapurnas.
Morgenhimmel am Annapurnamassiv von Ledar aus: 13.10.14 - 8:00 Uhr Damit ist mir klar, zumindest über den Annapurnas kündigt sich ein Wetterumschwung an, hier im kaum 15km entfernten Ledar ist es fast noch wolkenlos. Bis 11 Uhr werden wir wissen, wo der Hase hinläuft. Werden die Wolken mehr, dann wird sich der Gemütlichkeitsgrad der Tour stark reduzieren. Das Wolkenbild für sich alleine könnte ja für sich alleine betrachtet alles bedeuten (heiter in 1h oder Niederschläge), aber es ist so ganz anders als an allen Tagen zuvor. Diese Wolken lassen mir einfach keine Ruhe mehr. Kommt Schnee? Wenn ja, wann, wieviel und wo? Bleiben die Wolken an den Annapurnas hängen oder statten sie auch uns hier einen Besuch ab? Nach dem Ort Ledar laufen wir lange an der Ostseite des Kone Khola entlang, bis wir wieder gut 100 Höhenmeter absteigen müssen. Die verlorenen Höhenmeter müssen auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinzugewonnen werden, dafür gibt es aber dort für die Ungeduldigen auch ein Teehaus. Wenn man aber in Richtung der Annapurnas blickt, dann haben wir dort schon eine geschlossene Wolkendecke, hier ist es erst bewölkt.
Aufziehende Wolkenfront, von Thorong Phedi Teehaus (4400m) - 9:30 Uhr Nur wenig an- und absteigend verläuft der Pfad weiter in Richtung oberes Ende des Tales. Es gilt aber auch einen stark erdrutschgefährdeten Hang zu queren. Gegen 10 Uhr treffen wir in Thorong Phedi, oft auch Thorong La Base Camp genannt, auf 4520m ü.NN ein. Für viele ist hier bereits die heutige Endstation, wir wollen aber noch die 370 Höhenmeter hinauf ins Thorong La High Camp wandern, dann sparen wir uns Morgen viele Höhenmeter. In steilen Serpentinen und über steiles Blockgelände führt uns der Weg nach oben, in der hier noch scheinenden Sonne eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. So dauert es auch gut eine Stunde bis wir am 4890m hoch gelegenen High Camp ankommen. Unsere Zelte, es sind ja die Einzigen hier oben, sind deutlich zu erkennen. Um 12 Uhr hat es inzwischen komplett zugezogen, die Sonne ist nicht mehr zu sehen.
Zuziehende Wolkenfront, von Thorong La High Camp (4890m) aus - 12:00 Uhr Das Mittagessen gibt es heute in meinem Zelt. Nur es wird immer dunkler. Konnten wir bis 13:30 Uhr die Spitze des Chulu West problemlos sehen, so fällt jetzt die Wolkendecke. Den 4980m hohen Aussichtsberg in Campnähe wollen wir nicht besuchen, da die Sichtverhältnisse immer schlechter werden. Wir machen nur einen kurzen Spaziergang in Richtung des Aussichtsberges. Hatte ich in den letzten Tagen immer ein Hardshell als oberste Jackenschicht, so habe ich mich jetzt für meine Daunenjacke entschieden. Nicht weil es so kalt ist, sondern, wenn man schon eine Jacke mit 1,5kg tagtäglich mitschleppen lässt, dann muss ich sie auch irgendwann mal anziehen. Wenn schon eine Übernachtung am kalten Tilicho See entfallen ist, dann darf sie Morgen als oberste Kleidungsschicht herhalten.
Zwei einsame Zelte am Thorong La High Camp Die nicht überlebensunwichtige Bedeutung meines eher als Spass gemeinten Satz an Shukra Bir, »Ich zieh meine Daunenjacke heute schon mal an, damit Ihr wisst, wie ich morgen bei der Passquerung ausschaue!« kann ich heute noch nicht im Geringsten erahnen. Aus einer grünen Hardshell ist eine dunkelblaue Expeditionsdaunenjacke geworden. Etwas ungläubig vernimmt Shukra Bir meinen Satz: »In der nächsten Stunde schneit es!« ... »Wie wir vorher losgelaufen sind, war da drüben noch kein Schnee, jetzt schon!« (Anmerkung: Mit “da drüben” ist der namenlose 5350m hohe südlich gelegene Hausberg des Thorong La High Camps gemeint - im vorigen Bild im Hintergrund.) ... »Wenn ich meinen Höhenmesser anschaue, dann haben wir einen steigenden Luftdruck und die Wolkendecke sinkt eher. Lange können die Wolken ihren Inhalt nicht mehr für sich behalten!« Nicht nehmen lassen wir uns den Besuch des Aufenthaltsraumes der restlos gefüllten menschlichen Legebatterie im Camp für die Lodgenächtiger. So eng eingepfercht bis zum Abend zu sein? Gegen 15:30 Uhr oder auch etwas später beginnt der Schneefall, zunächst als Graupel, dann als "angenässter Pulverschnee". Kein wirklich starker Schneefall, aber es schneit sich ein. Die Wolkendecke sinkt immer weiter. Abendessen gibt es gegen 17:30 als Candle-Light-Dinner im Zelt. Wir wollen uns Morgen schon um 4:15 Uhr in Richtung Thorong La Pass auf den Weg machen. Ab 7 Uhr soll es am Pass oft einen kalten und starken Wind geben und den wollen wir meiden. Ab 19 Uhr haben wir hier am High Camp schon eine geschlossene Schneedecke und erstmals muss ich auch den Schnee vom Zelt klopfen. Eigentlich wäre ab jetzt Bettruhe angesagt, aber der Schnee auf dem Zelt verlangt doch noch 2-3x ein Klopfkommando. Auch beim Betrachten der Umgebung nach den “Klopfeinlagen” sehe ich nie Jemanden, der sich die winterige Wetterentwicklung zu Herzen nimmt. Außerhalb der Haupthütte ist nie irgendwo aus einem der Zimmer heraus ein Licht zu erkennen. Im Zelt liegend danach höre ich nie Laufgeräusche im Schnee. Aber ab 22 Uhr ist mir das Schneeklopfen leid und ich schlafe bis 3:30 Uhr ungestört durch. 5,5 Stunden ununterbrochenen am Stück auf fast 5000m geschlafen, dass ist neuer Rekord für mich. Tagesdaten: Start: Ledar (4200m ü.NN) - 7:30 Uhr, Ziel: Thorong La High Camp (4890m ü.NN) - 11:45 Uhr, ↑898m, ↓317m
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