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Tag 2: Kathmandu Nachdem der Eintritt in Nepal geschafft ist, steht nun als nächster Punkt der Transfer zum Hotel in der Innenstadt an. Mir ist der Hotelname zwar nicht bekannt, aber es dürfte analog zum letzten Jahr das Kathmandu Guest House im Stadtteil Thamel sein. Aufgrund der Flugverspätung und der diesmal doch etwas langwierigeren Einreiseprozedur habe ich nun doch schon zwei Stunden an Verzug angehäuft. Ich vermute, dass außerhalb des Terminals zwecks Abholung und Transfer zum Hotel Milan, der Juniorchef von enjoy nepal / Adventure Geotreks, auf mich warten wird, wenn er nicht schon wegen meiner Verspätung wieder verschwunden ist. Aus meiner Erinnerung von den Zuständen vor dem Terminal aus dem letzten Jahr ist von außerhalb des Terminals nicht ersichtlich, welche Flüge bereits gelandet sind, höchstens jemand hat das Flugzeug mit eigenen Augen landen sehen. Nach dem Verlassen des Ankunftsterminals ist deutlich zu sehen, dass viele Personen wie in einem Pferch eingesperrt vor dem Ankunftsterminal stehen, vermutlich auf Ankommende wartend, Milan oder ein Schild mit meinem Namen kann ich aber zunächst nicht erkennen. Aber nach kurzer Suche ist Milan gefunden und es gibt einen Blumenkranz zur Begrüßung. Vom Flughafen fahren wir in Richtung der “neuen” Innenstadt von Kathmandu in dem Stadtteil Thamel. So welk, wie hier die noch verbliebenen Grünflächen ausschauen, hat es in letzter Zeit hier wenig Niederschläge gegeben. Da heute auch noch der letzte Tag einer Feiertagsserie ist, hält sich der Innenstadtverkehr doch sehr in Grenzen, sodass wir in kaum einer halben Stunde seit dem Verlassen des Terminals das Kathmandu Guest House im Stadtteil Thamel erreicht haben. In den Straßen von Thamel Das Kathmandu Guest House Hotel befindet sich direkt am Puls des Touristenstadtteil Thamel, ist aber durch ein großes und schweres Stahltor vom Durchgangsverkehr der motorisierten Fußgängerzone getrennt. Im Hotel angekommen gibt es auch gleich eine Hiobsbotschaft, denn angeblich ist laut dem Personal an der Rezeption das Hotel ausgebucht und ich soll in ein Hotel in der Nähe umgebucht werden. Da das Ersatzangebot deutlich bescheidener sein soll, handelt Milan das Frühstück hier im Kathmandu Guest House aus. Von dieser Überbuchungsvariante gerade bei diesem Hotel ist aber oft im Internet die Rede, dieses Mal hat es also auch mich erwischt. Im Foyer des Kathmandu Guest House besprechen wir den Ablauf der Trekkingtour. Laut Milan werde ich mit 2 Guides unterwegs sein. Mein Koch hat zwar eine Guidezulassung, traut sich das Guiden wegen seiner nicht optimalen Englischkenntnisse nicht zu, sodass die Guideaufgaben ein Assistenzguide übernehmen wird. Dafür soll mein Koch aber einer der besten Köche von enjoy-nepal mit mehr als 20-jähriger Erfahrung als Koch sein. Die Tour wird morgen nicht vor 8:30 Uhr starten, da es wegen der Feiertage nicht möglich ist früher die Bustickets zu kaufen. Die üblicherweise bis zu 7-stündige Fahrt zum Trekkingstartpunkt ins gut 130km entfernte Besisahar werde ich mit dem öffentlichen Bus zurücklegen, in Begleitung von mindestens einem Teil meiner Mannschaft. Da die Annapurnarunde eigentlich nie als Zelttour durchgeführt wird, wird die Begleitmannschaft die komplette Ausrüstung aus Kathmandu mitnehmen. Ob alle Träger schon ab Kathmandu mitfahren kann Milan nicht sagen, da das “Anheuern” von den Trägern durch den/die Guide(s) erfolgt. In Besisahar angekommen soll es dann morgen noch mit einem anderen Bus weitergehen ins 8km von Besisahar entfernte Bhulbhule. Nach dieser Einweisung geht es ins “Ausweichquartier” in etwa 100m Entfernung vom Kathmandu Guest House. Das zugewiesene Hotel ist zwar sauber, aber doch um einiges einfacher aufgebaut. Nachdem ich mein Zimmer für eine Nacht bezogen habe, geht es als Nächtes zum Geldwechsel in irgendeine der unzähligen Wechselstuben. Interessanterweise haben alle Wechselstuben die identischen Wechselkurse (auf 2 Stellen hinter dem Komma!). Da es inzwischen doch schon fast 16 Uhr geworden ist, beschränke ich mich nur auf eine kleine Runde durch das geschäftige Touristenviertel Thamel. Vieles kenne ich noch aus dem letzten Jahr und ein Souvenireinkauf zu Beginn der Tour muss auch nicht sein. In den Straßen von Thamel Um 18 Uhr treffe ich mich wieder mit Milan, denn heute soll es ein Begrüßungsessen in einem nepalesischen Restaurant geben. Das Restaurant befindet sich nicht im zentralen Bereich von Thamel, ist aber in wenigen Minuten ereichbar. Zum Essen gibt es die touristische Variante des einheimischen Dal Bhats. Dal Bhat ist ein einfaches, preisgünstiges Alltagsgericht der südasiatischen Küche, bestehend v.a. aus Linsensuppe (dal), Reis (bhat) und Gemüse der Saison. Das Essen ist sehr gut und es ergibt sich ein kurzweiliger Abend. Tag 3: Kathmandu - Besisahar Da der Start heute erst um 8:30 Uhr erfolgen soll, starte ich den Tag etwas langsamer. Erst um 7 Uhr geht es unter die Dusche, wer weiß wann es wieder eine Dusche auf der Tour geben wird. Kaum bin gewaschen und abgetrocknet klingelt auch schon das Telefon. Der Mann von der Rezeption meldet, dass jemand auf mich wartet und mich zum Busbahnhof mitnehmen will. Es ist 7:15 Uhr, d.h. das Frühstück fällt heute aus. Noch schnell die restlichen Sachen zusammenpacken und schon geht es mit dem ganzen Gepäck in Richtung Rezeption. Dort wartet erwartungsgemäß niemand auf mich, aber der Mann am “Tresen” teilt mir mit, dass ich zum Kathmandu Guest House gehen soll. Auch dort angekommen sehe ich zunächst niemand, der auf mich warten könnte. Der Mann an der Rezeption des Kathmandu Guest House kommt zu mir und bittet um Entschuldigung für den “Stress”, seit 30 Minuten haben sie versucht, meine Zimmer- bzw. Telefonnummer im Alternativhotel zu erfahren, um mir mitzuteilen, dass der Start früher erfolgt. Zur “Entschädigung” gibt es einen Kaffee, kaum schlürfe ich meinen ersten Schluck, fragt auch schon jemand nach einem meiner Namen. Einen meiner Namen? Man gibt ja inzwischen bei den Flugbuchungen und damit auch bei den Reisebuchungen die Namen genauso an, wie sie im Reisepass stehen und dann kann es doch schnell passieren, dass aus zwei Vornamen schnell Vor- und Zuname werden. So bin ich nicht verwundert, dass ich mit “Mr. Paul” angesprochen werde. Da anscheinend etwas Eile geboten ist, geht es umgehend mit einem kleinen Jeep und Fahrer und meinem “Abholer” zum etwas außerhalb gelegenen Busbahnhof von Kathmandu. Mein auf der Tour nicht notwendiges Gepäck gebe ich dem Fahrer zum Aufbewahren in der Agentur. Mein “Abholer”, der eigentlich im wirklichen Leben mein Assistenzguide Shukra Bir Rai sein wird, nimmt meine Reisetasche, schultert sie und wir marschieren in Richtung eines abfahrenden Bus. Sollten wir unsrern Bus “just-in-time” erreicht haben, ich kann es mir gar nicht vorstellen? Aber der Bus hält an und wir steigen ein und besetzen die letzten freien normalen Sitzplätze. Aber nach einigen hundert Meter hält der Bus bereits wieder an und es wird weiter zugeladen, v.a. immobile Ladung. Verstaut wird diese im hinteren unteren Gepäckabteil oder auf dem Busdach. Die Mannschaft im Bus besteht aus dem Fahrer und dem sogenannten Contactor . Der Fahrer ist für das Fahren zuständig und der Contactor für das Einsammeln der Fahrgäste auf der Strecke, denn es darf Jeder mit, der mitfahren will. Auch kümmert sich der Contactor um das Einsammeln des Fahrtpreises, der zwar für unsere Verhältnisse spottbillig ist, für Einheimische aber doch schnell in eine Investition ausartet. Die Konversation mit dem Fahrer erfolgt meist durch Klopfzeichen am Außenblech des Fahrzeugs, sodass der Contactor, oder der oft auch “Contact Boy” genannte Jugendliche, meist in der Bustür steht und sich dabei oft an der Türrehling festhält. Kathmandu selbst liegt in einem 1400m hoch gelegenen Hochtal und zum Verlassen auf einer Straße in westlicher Richtung muss man über einen kleinen Pass fahren, anschließend geht es über Serpentinen hinab in Richtung des Flußtales des Trishuli Flusses, dem die Hauptverbindungsstraße nach Pokhara, der zweitgrößten Stadt in Nepal, meist am Hang entlang verlaufend folgt. Die Straße ist deshalb sehr kurvenreich und die Fahrweise der meisten Verkehrsteilnehmer ist zwar nicht unbedingt schnell, aber sehr oft auch nicht unbedingt konservativ. Durch meinem Sitzplatz an der offenen Türe gibt es doch einiges an Frischluft, die Temperaturen sind jetzt doch schon in den oberen Zwanzigern. Fast im Minutentakt hält der Bus an und es steigen immer mehr Personen in den Bus ein, sodass die Sitzplätze und die zu Sitzplätzen umgewidmeten sonstigen Gelegenheiten im Bus bereits aufgebraucht sind. Nach fast 2 Stunden steht die erste Pinkelpause an, eine Gelegenheit, welche man unbedingt nutzen sollte, denn der Bus hält sonst nur fürs Ein- und manchmal auch fürs Aussteigen. Nach 10 Minuten Halt setzen wir die Fahrt fort, inzwischen sind auch die ersten Cabriositze auf dem Busdach besetzt. Zur Mittagszeit erfolgt dann ein Halt an einem einheimischen Restaurant zum Mittagessen, als Hauptmahlzeit gibt es dort Dal Bhat. Inzwischen sind mir auch 4 der 5 Personen aus meiner Begleitmannschaft bekannt, denn zu fünft nehmen wir Platz an einem Tisch. Mein “Abholer” in Kathmandu ist mein Assistenzguide Shukra Bir Rai. der Koch und der offizielle Guide ist Ram prasad Rai, als Träger und Küchenhilfen fungieren Bibash Rai und Bisan Rai. Unser 5. Mann wird Raj Kumar Rai sein, dieser wird aber erst ab Besisahar zu uns stoßen. Da ich von gestern noch Restbestände an Naschwaren habe, verzichte ich auf ein normales Mittagessen, aufgrund des ausgefallenen Frühstücks wird es heute ein Diättag, aber dies darf auch mal sein. Nach einer ausgiebigen Mittagspause setzen wir die Fahrt in Richtung Pokhara/Besisahar fort. Seit geraumer Zeit fällt mir auf, dass es an den Hinterreifen komisch klappert, der Fahrer fährt aber unverdrossen weiter. Inzwischen sind im Bus auch schon fast alle Stehplätze besetzt. Nach einer Stunde Fahrzeit hält der Busfahrer urplötzlich an, denn wir haben eine Reifenpanne. Reifenpanne vor Dumre Ein Hinterreifen ist luftlos, daher das von mir bemerkte Geräusch. Da aber an der Hinterachse bei solchen Bussen immer Zwillingsreifen montiert sind, kann man trotzdem noch weiterfahren. Mit vereinten Kräften wird mitten im laufenden Verkehr des “Highways” der Reifen gewechselt, der Ersatzreifen kommt vom Busdach. Dabei wird ein luftlos schlechter Reifen durch einen aufgepumpten noch schlechteren Reifen ersetzt. Interessanterweise wird zunächst der Reifen vorn rechts nach hinten links außen versetzt und anschließend der “neue” fast profillose Reifen vom Dach an der Vorderachse plaziert. Bis nach Dumre, dem Verkehrsknotenpunkt nach Pokara oder Besisahar geht die Fahrt stetig weiter. In Dumre selbst steht dann der nächste außerplanmäßige Halt an, nun ist der erst vor einer Stunde neu montierte Ersatzreifen an der Vorderachsen auf der Fahrerseite platt. Da der Bestand an funktionierenden Ersatzreifen aufgebraucht ist, muss erst an einer behelfsmäßigen Reifenwerkstatt direkt neben der Straße der Reifen geflickt werden. Es ist bereits 15 Uhr vorbei, als wir Dumre wieder verlassen können. Eigentlich sind es ja nur noch gut 30km bis nach Besisahar auf einer in früheren Jahren einmal gut ausgebaut gewesenen aber in heutigen Tagen doch noch asphaltbehafteten Straße. Aber, auch wenn man meint der Bus sei nach jedem Neueinsteiger bedingten Halt endgültig komplett gefüllt, beim nächsten Halt passen dann jedes Mal doch wieder nochmals 5 Personen mehr in den Bus, sodass auch an den Stehplätzen kein Umfallen mehr möglich ist. An einer Straßensenke steht dann der nächste außerplanmäßige Halt an: der Motor vom Bus ist unvermittelt ausgegangen und jetzt will er partout nicht mehr starten. Auch alle Reparaturversuche des Busfahrers und der vielen einheimischen Helfer sind erfolglos. Am Scheibenwaschbehälter, der Unterdruckdose des Bremskraftverstärkers, am Kühlerdeckel und den Stromkabeln zu den Scheinwerfern kann es schon mal nicht liegen, denn diese Dinge werden von den selbsternannten nepalesischen gelben Engeln gewissenhaft überprüft. Meine Vermutung geht aber eher dahingehend, dass Luft in der Dieselleitung ist oder, noch wahrscheinlicher, dass die Sicherung der Kraftstoffförderpumpe geflogen ist, denn der Motor ist ohne Vorwarnung ausgegangen. Was machen wir jetzt, denn es wird bereits dunkel? Wie weit ist es bis zum nächsten Ort, können wir unsere Zelte gleich hier aufbauen? Aber es kommt doch noch ein nicht gänzlich überfüllter Bus vorbei, sodass wir doch noch mit dem Bus bis nach Besisahar kommen. Es ist inzwischen schon fast 19:30 Uhr, wir waren fast 12 Stunden unterwegs, als wir unser Gepäck und Ausrüstung aus dem Bus ausladen. Eine Weiterfahrt nach Bhulbhule ist heute nicht mehr möglich, also übernachten wir heute in Besisahar. Shukra Bir und Ram prasad suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit, wir entscheiden uns für den Garten einer Lodge. Dort bauen Shukra Bir und Ram prasad auch mein Zelt auf, die anderen Drei beginnen mit den Vorbereitungen für das Kochen. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es ein Drei-Gänge-Menü, bestehend meist aus geschickt verfeinerter Tütensuppe, einer ausgiebigen Hauptmahlzeit und einer Nachspeise. Das Essen gibt es dabei im Speiseraum der angeschlossenen Lodge. Nach dem Essen reden wir noch über Dies und Das, im Bus war es wegen der verteilten Sitzplätze nicht möglich, und irgendwann wird man doch richtig müde. Der erste “Trekkingtag” ist geschafft, aber ob es sich nicht rächen wird, dass ich heute unter Tags so wenig getrunken habe und am zugigen Buseingang gesessen bin? Die nächsten Tage werden es zeigen. Tag 4: Besisahar - Ghermu Die erste Zeltnacht war kurzweilig und der heutige Morgen begrüßt uns mit eitlem Sonnenschein. Zum Frühstück gibt es zunächst Porridge, die Vollendung der englischen “haut cuisine”. Im Anschluß steht dann meist Pfannkuchen oder Toast mit Rührei an. Als Frühstücksgetränk habe ich mich auf Milchkaffee eingeschossen, d.h. Nescafe mit in Wasser aufgelösten Milchpulver, meist aber noch zusätzlich mit Wasser verdünnt. Ob es auch Müsli oder Cornflakes geben würde, weiß ich nicht, da ich mit der Mannschaft vereinbart habe, dass ich eigentlich kein Körnlipicker bin. Ende der asphalthaltigen Straße in Besisahar Auf der Annapurnarunde gibt es zwar nicht wenige sogenannte “Safe-Water -Stations”, also Stationen mit sauberem Trinkwasser zum Selbstabfüllen, weil aber in der Trekkingküche sowie zu jeder Mahlzeit immer das Wasser abgekocht wird, werde ich immer dieses Wasser als Trinkwasser benützen. Meist ist dieses Wasser beim Abendessen abgekocht worden und verbleibt übernacht in einer großen Thermoskanne. So hat dieses Wasser meist am Morgen beste Trinktemperatur für unter Tags. Zum persönlichen Transport fülle ich das Wasser immer in die eigene Edelstahlthermoskanne um. Dies hat den Vorteil, dass sich bei hohen Außentemperaturen das Wasser nicht aufheizt, aber auch bei frostigen Temperaturen nicht zu stark abkühlt. Beginn der Annapurnarunde in Besisahar (gleicher Standpunkt wie im Bild oben) Da wir gestern aufgrund der späten Ankunftszeit nicht mehr weiter nach Bhulbhule gelangen konnten, stellt sich für heute die Frage, ob wir mit dem Bus die wenigen Kilometer fahren oder eine etwa dreistündige Wanderung zum Ort in Angriff nehmen. Wir entscheiden uns für die Busvariante, da ansonsten das heutige Tagesziel in Ghermu etwas zu langwierig wäre. Bis nach Bhulbhule fährt Stand 2014 ein Bus auf der sehr holprigen Piste, will man weiter, dann funktioniert dies nur mit geländegängigen Jeeps, meistens sind dies dann indische Mahindras. Diese Fahrzeuge sind “hochmodern”, denn diese haben oft automatische Spurführungssysteme. Im Gesteinsverhau der meist üblen, an größeren Steigungen fast immer ausgespülten, Piste folgen die Räder automatisch den Spurverlauf, die Rädern schwenken um 20-30° und das Lenkrad steht still! Landschaft bei Besisahar Um kurz nach 8 Uhr können wir mit dem lokalen Bus auf der Piste nach Bhulbhule starten, es geht bergauf und bergab mit vielen Kurven und der Zustand des Weges ist sehr “abwechslungsreich”. In meiner Heimatgegend gibt es einen Forstweg mit dem selbsterklärenden Namen “Wagenschreck”. Diesem Weg erzähle ich besser nicht, was hier eine “gut ausgebaute” Piste ist, die heimatliche Wagenschreck bekäme anschließend sicherlich massive Minderwertigkeitskomplexe. Wir Sechs sind im Bus am Anfang fast die einzigen Fahrgäste, auch habe ich in Besisahar nur 2 Personen gesehen, die dort mit dem Trekking begonnen haben. Der Bus hält an fast jedem Haus, Waren werden aus- und eingeladen. Dinge die früher von Trägern herantransportiert wurden, übernimmt nun der Bus. Vor Bhulbhule müssen wir über eine Behelfsbrücke den Marsyangdi-Fluss queren, weil die Baustelle des dritten Wasserkraftwerkes am Fluss den Weiterweg versperrt. Auch für den Busfahrer ist neu, dass es seit heute durch einen 200m langen unbeleuchteten Tunnel auf die andere Berg- aber gleiche Flussseite geht. Ob dieser Tunnel zum Kraftwerk gehören wird, dafür liegt er eigentlich zu hoch über dem Wasserniveau, oder dem Straßenverkehr dienen soll, kann ich nicht einschätzen. Nach nicht einmal 10km und einer Stunde Fahrzeit erreichen wir die Endhaltestelle des Busses direkt vor der Baustelle des Wasserkraftwerkes. Die neue Straße würde nun wieder den Fluss queren und den Flussverlauf linksseitig folgen, wir werden heute auf der rechten Flussseite dem Tal folgen. Bis die Traglasten auf die einzelnen Träger sauber verteilt sind, dauert es noch etwas, dann können wir gegen 10 Uhr mit dem eigentlichen Trekking beginnen. Was mir heute schon an meiner Begleitmannschaft auffällt, nicht nur die Träger tragen die Ausrüstung, auch meine beiden Guides sind vollgepackt mit Ausrüstungsgegenständen. Gemeinsam machen wir uns auf dem Weg, die Temperaturen sind schon in den oberen Zwanzigern angekommen. Wir sind die Einzigen, die hier auf der Strecke flußaufwärts unterwegs sind, auch hier auf der rechten Flussseite ist zumindest auf den ersten Kilometern der Weg geländewagentauglich ausgebaut. Blick zurück nach Bhulbhule Auf der gegenüberliegenden Flussseite ist die “neue” Straße deutlich zu erkennen, aber Fahrzeuge oder Menschen bewegen sich dort nicht. Bin ich denn nun wirklich auf der Annapurnarunde unterwegs? Eigentlich habe ich hier mit wahren Heerscharen an Touristen gerechnet, aber nichts ist los, auch im Bus gestern waren kaum 10 Touristen, in der Lodge auch nur 2 Österreicher, diese aber an ihrem Tourende. Die Landschaft hier auf kaum 1000m liegt in sattem Grün, von den hohen Bergen ist hier noch nichts zu erkennen. Im Tal des Marsyangdi Flusses oberhalb von Bhulbhule Nur bei der Herfahrt nach Bhulbhule gab es es den fast 7000m hohen und schneebedeckten Lamjung Himal zu sehen, der war aber in der Ansicht schon eine “deftige” Schrankwand in seinen Ausmaßen. Zur Mittagszeit erreichen wir Ngadi Bazar, wo wir unsere erste Mittagsrast einlegen, auch gibt es endlich die ersten 3 Touristen zu sehen. Das Mittagessen erfolgt als warmes Essen, gekocht von der Begleitmannschaft. Zum Vorabdrinken gibt es, wie auch an den späteren Tagen, einen Instantfruchtsaft aus dem verbliebenen abgekochten Wasser vom Frühstück, die Hygiene ist damit sichergestellt. Da ich mein Mittagessen auf der Terrasse einer Lodge zu mir nehme, lassen es sich die Kinder des Lodgebesitzers nicht nehmen, die Langnase am Tisch näher zu beobachten. Beim kaum fünfjährigen Sohn des Hauses ist deutlich zu erkennen, was gutgemeinte Geschenke von Touristen als Schaden anrichten können: seine Zähne sind von den vielen Bonbons schon sehr zerstört worden und viele davon sehen faulig aus. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast, bedingt durch die eigene Küche und weil wir immer gemeinsam starten wollen, dauert es meisten fast 2 Stunden bis alles erledigt ist, beginnen wir mit dem Nachmittagsteil der heutigen Wegstrecke. Jetzt wird auch der Weg deutlich steiler, bis zur Anhöhe bei Bahundanda sind es fast 400 Höhenmeter und uns verfolgt unnachgiebig die Mittagshitze. So bleibt es nicht aus, dass wir am “Pass” angekommen eine Verschnaufpause einlegen. Wir sind aber die Einzigen, die hier heute um diese Zeit eintreffen, so ist der Dorfplatz fast menschenleer. Auch befindet sich in Bahundanda das allgegenwärtige Chautara mitten auf dem Dorfplatz. Chatuaras sind meistens steinerne Plattformen am Wegesrand in ergonomischer Höhe zum Abstellen der Trägerlasten und Rucksäcke. Wanderweg nach Ndadi Bazar, im Hintergrund die “Straße” Landschaft im Tiefland bei Ngadi Bazar Nach Bahundanda geht es wieder bergab in Richtung des Flusstales. In nicht allzuweiter Entfernung auf der gegenüberliegenden Talseite hängt auch ein Gewitter in den Hängen, begleitet von Blitz und Donner. Die unsrige Talseite wird aber vom Regen verschont. Am späteren Nachmittag treffen wir im Ort Ghermu ein, wo wir heute übernachten wollen. Jetzt heißt es wieder eine Lodge zu finden, auf dessen Gelände man auch ein Zelt aufbauen darf und die Begleitmannschaft eine Kochgelegenheit sowie eine Schlafmöglichkeit hat. Dieses Unterfangen ist aber hier auf der Annapurnarunde wesentlich schwieriger als auf vielen anderen Treks in Nepal, da heutzutage fast niemand mehr die Wanderung mit Übernachtungen im Zelt durchführt und alle auf “LodgeübernachterInnen” eingestellt sind. Es lässt sich aber dennoch eine kleine Lodge finden, wo wir auf dem Rasen des Innenhofs das Zelt aufbauen dürfen. Aufgebaut wird es, wie an fast allen Tagen, von meinen beiden Guides, selber mithelfen darf ich nicht. Nach dem Zeltaufbau mache ich meine Wohnung bezugsfertig, d.h. ich muss meine Daunenmatte noch mit Leben in Form von Luft füllen. Gestern hatte ich dies mit dem zugehörigen Füllsack noch direkt im Zelt durchgeführt, heute will ich es wegen der dann nicht beengten Platzverhältnisse auf den Steinfliesen auf dem Lodgegelände wagen. Schon gestern hatte mein Guide Shukra Bir mir beim Füllen der Daunenmatte über die Schultern geschaut, heute bittet er mich darum, ob er es für mich machen dürfe. Nachdem ich ihm erklärt habe, auf welche Dinge man dabei aufpassen sollte, hat er die Matte mit dem Pumpsack sehr schnell gefüllt. Für mich bedeutet seine Mithilfe, dass ich in den nächsten Tagen nie mehr meine Matte selbst aufblasen darf, denn der erste Satz nach dem Zeltaufbau lautet dann von Shukra Bir immer: “Can you give me your mat?”. Im Anschluss an die Ankunft haben die Anderen bereits mit dem Kochen von Wasser begonnen. Ist dass Wasser warm genug, dann gibt es einen “Fünf-Uhr-Tee” mit Knabbereien. Anschließend beginnt dann das Kochen für das Abendessen. Mir fällt auf, dass alle Fünf mit dem Kochen beschäftigt sind, sonst gibt es oft bei den Begleitmannschaften eine Unterscheidung in Träger und Küchenträger. Erstere müssen sich selbst um Kost und Logis kümmern, Letztere helfen in der Küche und der Kunde bezahlt dessen Kost und Logis mit. Auch durch mehrere Stromausfälle lassen sich meine Begleiter nicht aus der Ruhe bringen, es gibt wieder ein hervorragendes Abendessen. In der Lodge sind wir heute die einzigen Gäste, auch im Ort sehe ich Niemanden der eine Ähnlichkeit mit einem Touristen haben könnte. Nur meine mit einer Verstopfung startende Nase lässt bei mir innerliche Sorgenfalten sprießen. Da wird doch nicht eine Erkältung im Anmarsch sein? Hat der Zug an der Bustüre und die vielen Menschen rund um mich dort eine Erkältung hervorgerufen, die zwei Tage Inkubationszeit dürften passen. Wenn ich jetzt eine Woche Erkältung in unbehandelten Zustand oder 7 Tage Erkältung mit medizinischen Helferchen einrechne, passt dann der Zeitplan mit der Passüberquerung? Mein “Bergfest” und den anschließenden “Nose-Running-Day” möchte ich noch vor dem Tilicho Lake hinter mir haben (Für Laien: Bergfest ist der Umstand, dass die Hälfte überstanden ist, der “Nose-Running-Day” ist der darauffolgende Tag, der meist eine stundenlang laufende Nase zur Folge hat.). Bein einem der Träger klingelt seit geraumer Zeit fast im Minutentakt das Handy, nach einiger Zeit wirkt er auch schon etwas genervt und ich sage zu meinem Guide Shukra Bir eher scherzhaft: »Eine Freundin kann doch normal doch gar nicht so viel Telefonstress verursachen?«. Shubra Birs umgehendes Grinsen und sein ausgestreckter Daumen, Zeige- und Mittelfinger zeigen mir umgehend die tatsächlich betroffene Personenzahl an. Tagesdaten: Start: Bhulbhule (845m ü.NN) - 9:45 Uhr, Ziel: Ghermu (1155m ü.NN) - 17:00 Uhr, ↑600m, ↓420m (Hinweis: Die Höhenwerte der jeweiligen Orte sind Landkartenwerte und bezeichnen meist nur einen Höhenwert im Ort)
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