Alaska und Yukon Territory, August 2004

 

“Wo der Bär mit dem Lachs tanzt”

dempster

Richardson Mountains, Dempster Highway, 67° Nord

Alaska und das Yukon Territory,

die Landschaften mit den 4 Jahreszeiten (Winter, Juni, Juli, August ) im nordwestlichen Zipfel des nordamerikanischen Kontinents. Während Alaska einen Bundesstaat der USA darstellt, ist das Yukon Territory Staatsgebiet von Kanada. War ich bis jetzt mehr in südlichen Gefilden unterwegs, so will ich dieses Mal die “Gefrierschränke” Nordamerikas in Angriff nehmen.

Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich für einen Reisetermin im Spätsommer, oder, falls man dies hier eigentlich sagen darf, im “Indian Summer” der Subpolar- und Polargebiete.

Wie schon in den Jahren zuvor, werde ich das 100.000 Sterne Hotel des nächtlichen Himmels im Zelt irgendwelchen Hotelübernachtungen vorziehen. Nur zweimal werden Blockhütten mit meiner Anwesenheit leben müssen.

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Reiseverlauf, Karte mit freundlicher Genehmigung von Trails-Reisen

Die gut dreiwöchige Zeltrundreise selbst wird wie auch schon meine Westaustralienreise vom Reiseveranstalter Trails-Reisen durchgeführt. Mit einer trailsüblichen Gruppenstärke von 10 Leidensgenoss(Inn)en werde ich eine Schicksalsgemeinschaft bilden dürfen. Schau’mer mal, was draus wird, an meiner Einer soll es nicht scheitern.

Bevor ich nun endgültig damit anfange, Euch durch meine bescheidene Erzählkunst zu langweilen ((Hoch-)Deutsch war lange meine schlechteste Fremdsprache in der Schule), möchte ich noch einen kurzen Überblick über den Ablauf der Reise geben, damit Ihr abschätzen könnt, ob sich das Weiterlesen lohnt oder nicht.

Wo geht’s nun die drei Wochen überall hin?

Der Wienerwurst Mountain (62°54'57.9"N 140°56'15.5"W) oder der Mount Klotz (65°22'43.32"N 140°5'52.08"W) sind zwar auf der Landkarte des Yukon Territory verzeichnet, sie sind aber nicht Bestandteil der Reiseroute. Der Startpunkt der Reise wird aber die Minenstadt Fairbanks in Alaska sein. Nach ausgiebigen Fotosafaris im Denali Nationalpark (trotz wolkenlosen Himmels gibt’s kein Bild vom über 6100m hohen Mount Mc Kinley - dazu aber später mehr) führt die Strecke durch die ursprünglichen Landschaften des Denali, Richardson und Taylor Highways, oft auf Schotterpisten (oder das, was die Amerikaner dafür halten).

Der Top-of-the-World-Highway ist dann schon die Eintrittskarte nach Kanada, bevor wir an den Goldfeldern des Bonanza Creek am Klondike bei Dawson City nachprüfen können, wo denn Dagobert Duck (der aus Entenhausen) seine erste Tonne Gold geschürft hat. In den wirklichen Norden Kanadas, über den Polarkreis hinaus führt uns der Dempster Highway. Unsere Paddelkünste können wir auf einer mehrtägigen Kanutour am Yukon River (durch die Five-Finger-Rapids hindurch) unter Beweis stellen. Zu den Ursprüngen des Goldrausches von 1897 führt uns die White Pass & Yukon Route Railroad nach Skagway. Im Regenwald der Hauptstadt von Alaska, Juneau, setzt sich die Reise fort.

Über Haines und dem gleichnamigen Highway zieht es uns zum Kluane Nationalpark, dem kanadischen Teil des größten zusammenhängenden Eisfelds außerhalb der Arktis und Antarktis. In der Hauptstadt Whitehorse, des dreimal so großen Gebiets wie Deutschland und doch nur 50.000 Einwohner besitzendes Yukon Territory von Kanada endet die Rundreise. Anschließend geht es per Flugzeug über Fairbanks nonstop nach Frankfurt zurück.

Noch eine kleine Anmerkung, bevor es richtig losgeht. Wer absolut genaue Informationen über Alaska und das Yukon Territory braucht (z.B. Blutgruppe des Grizzlybären, der einem gegenübersteht oder den Stammbaum der Klopapierrolle auf dem Campingplatz xy), der ist bei der Reisebibel des Nordens von Amerika, der “The Milepost”, besser aufgehoben. Eine Lektüre im Otto-Katalog-Format (1200g), die jedem Alaskareisenden wärmstens zu empfehlen ist.

Tag 1: Anreise nach Fairbanks (Alaska)

Alaska, Yukon, auf den Landkarten schauen sie soweit entfernt aus, aber Fairbanks im Zentrum Alaskas liegt näher an Deutschland als z.B. Chicago oder Mombasa in Kenia. Schuld daran ist die Verzerrung der Landkarten. Von Deutschland aus gibt es in den Sommermonaten Direktverbindungen über Whitehorse nach Fairbanks mit der Condor. Man erspart sich dabei einen mindestens 10-stündigen Umweg über ein amerikanisches Flughafendrehkreuz. Da der Flug nach Whitehorse weniger als 9 Stunden dauert und die Zeitverschiebung deren 9 Stunden sind, ist dies eine Möglichkeit früher am Ziel anzukommen, wie man zuvor gestartet ist.

Meine (Flug-)Anreise selbst startet schon am Flughafen in Nürnberg. Ich habe mich für diese Variante entschieden, da der Aufpreis zum Rail&Fly-Ticket sehr gering ist und ich am Morgen 2 Stunden später aufstehen kann (4.30 Uhr anstatt 2.30 Uhr). Den Flug selbst führt die jetzt wieder Condor genannte Fluggesellschaft mit einer Boeing 767-300ER durch. Fast auf direktem Nordkurs geht es über Norwegen hinweg nördlich an Island vorbei auf das grönländische Festland zu. Über Thule, die nördlichste Luftwaffenbasis der Welt und nicht dem Autodachgepäckträger, hinweg führt die Strecke weiter nach Viktoria Island. Schon während des Überflugs von Grönland haben es sich manche Gletscher nicht nehmen lassen, sich von Ihrer besten Sonnenseite zu zeigen.

Ist am Flussdelta des Mackenzie-Rivers die Sicht noch einigermaßen klar, so bewahrheitet sich jetzt doch der Hinweis des Piloten, dass die nördlichen Teile Alaskas und des Yukon Territorys zurzeit sehr verraucht sind (den Grund dafür gibt es später). Fast pünktlich um 11.15 Uhr (gestartet waren wir um 11.30 Uhr MESZ) Ortszeit landen wir in Whitehorse International Airport. Whitehorse selbst ist die Hauptstadt des Yukon Territorys. Mit 22.000 Einwohner hat sie fast 40% der Bevölkerung des Gebietes, das fast dreimal so groß wie Deutschland ist.

Nach einstündiger Pause im Flugzeug geht es weiter ins 1.000km entfernte Fairbanks. Da die Sicht immer bescheidener wird, ist auch von den Wrangell-St. Elias Bergen, dem größten Eisgebiet außerhalb der Polarregionen und vom höchsten Berg Nordamerikas, dem 6194m hohen Mount Mc. Kinley nichts zu sehen.

Kaum in Alaska angekommen, steht nun die Einreise in die USA an. Da jemand bei meiner Ausreise aus Hawaii im Jahre 2000 vergessen hatte (genaugenommen war es die im Jahre 2000 noch fehlenden Kontrollen in Detroit) das grüne Einreiseformular herauszureißen, gibt es zunächst einmal eine kleine Standpauke vom Einreisebeamten. Aber wo sind nun meine weiteren Reisekameraden und -kameradieschen? Bis auf einem habe ich in Frankfurt niemanden gesehen.

Weiter geht es nun in 25-er Grüppchen zur Gepäckausgabe und das zu Fuß über den Flughafen. Hier gibt es auch einen Vorgeschmack auf die verrauchten Gegenden hier im Norden, die Sichtweite ist kaum 100m, es riecht nach Feuer und die Sonne ist nur ein kleiner roter Kreis. Schon 2 Monate lang soll es hier so sein.

Nach der Gepäckausgabe erwartet uns Uwe unser Reiseleiter. Zug um Zug trottet auch der Rest der Gruppe ein bis wir mit zehn Mann/Frau unsere Maximalstärke erreicht haben, ein bunt gemischtes Völkchen ist mal wieder zusammengekommen. Uwe klärt uns auch gleich darüber auf, warum alles so verraucht ist: Im Norden ist aufgrund des extrem trockenen Jahres eine Fläche fast so groß wie Deutschland verbrannt bzw. brennt noch. Bei uns Zuhause gab es dazu nichts in den Nachrichten. Aber wehe ein Känguru hat 100km von Sydney entfernt eine kleine Brandblase an den Füßen, dann gibt es gleich wieder Sondersendungen im Fernsehen.

Mit unserem Reisemobil für die nächsten drei Wochen, einem Ford Maxivan, geht es zum Hotel, denn heute gibt es zum letzten Male auf dieser Reise nochmals handelsübliche Betten als Rückenunterlage. Den Rest des Tages verbringen wir in der Innenstadt von Fairbanks, wo es gleich mal wieder einen Rotel-Bus als Attraktion gibt (sind denn die Dinger überall?).

Anschließend geht es weiter zum Pioneerpark, einem Erholungspark hier im Norden (das fast 100.000 Einwohner zählende Fairbanks liegt am 64 Breitengrad). Ziemlich übermüdet geht es dann ab nach Betthausen zum Federlesemarkt, wie wir als Kinder immer zu sagen pflegten, wenn mir Schlafen gehen mussten.

 

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