Tag 6: Der Tag der Highways

Richardson-, Alaska-, Taylor- und Top-of-the-World-Highway

Am heutigen Tage wird uns eine ganze Parade an Highways bis zu unserem Ziel im kanadischen Dawson City über den Weg laufen, aber alles der Reihe nach.

Eiskalt weckt uns die morgendliche Kälte, wir müssen früh starten, denn heute stehen über 650 km an der Tagesordnung und diese über weite Strecke wieder als Schotterpisten.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt versammelt sich unsere Meute fast vollzählig um den Kocher mit dem Kaffeewasser, heute bleibt uns aber das Eisschaben noch erspart.

Nach reichlichem Frühstück fahren wir zunächst noch die letzten Kilometer auf dem jetzt geteerten Denali Highway bis nach Paxson. Paxson selbst ist eigentlich nicht mehr als eine Tankstelle mit Umgebung, auch wenn die Landkarten mehr vermuten lassen würden. In Paxson selbst biegen wir nach Norden auf den Richardson Highway ab.

Nach einigen Kilometern erreichen wir den Summit Lake, üblicherweise zwar mit Fernblick auf die Gletscherwelt der Alaska Range, aber irgendwie haben wir (glücklicherweise nur noch bis heute) schlechte Sicht gebucht. So genehmigen wir uns die morgendliche Parade einer Biber-WG mit Eigentumswohnung am Rande des Summit Lakes. Herr und Frau Biber lassen sich von uns nicht bei der Altbau- Modernisierung ihres trauten Heims abhalten.

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Biber im Summit Lake am Richardson Highway

Nach einigen Kilometern auf dem Richardson wird uns auch der ursprüngliche Zweck dieses Highways bewusst, da er entlang der vom Nordpolarmeer kommend und nach Valdez verlaufenden 1100km langen Alaska-Pipeline verläuft.

Bei der nächsten “Kreuzung” mit dem Highway ist auch an verschiedenen Schautafeln der Aufbau dieser Pipeline beschrieben.

Aufgrund des Permafrostbodens ist die 82cm Durchmesser zählende Pipeline auf Stelzen gebaut. Damit durch die sommerliche Wärme der Stelzen die Pipeline nicht den Boden auftaut (Effekt wie beim im Glatteis einsinkenden Schlüssel) sind an den Stelzen oben Kühlrippen angebracht (siehe Bild links, wegen der phänomenalen Lichtverhältnisse habe ich jedes Pixel aus dem nicht mehr vorhanden Kontrast rauspressen müssen), die die Wärme aus den Stelzen ableiten.

Die Strecke hier wurde gewählt, da Valdez ein eisfreier tankerfähiger Hafen ist und auf dieser Route die geringsten Höhenunterschiede zu bewältigen sind.

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Alaska-Pipeline am Richardson Highway

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Links der Durchmesser der Alaska-Pipeline, rechts ein Reinigungskopf

Kurz vor Delta Junction lässt es sich auch der erste A-Klassen-Schreck (Elch) nicht nehmen, durch seine Anwesenheit unmittelbar neben dem Highway (keine 10m) zur Reduzierung unserer Film- und Speicherkartenkapazitäten beizutragen. Da wir unmittelbar vorher verzweifelt versucht haben, einen graubraunen Stein zum Grizzlybären mutieren zu lassen, war er uns zunächst gar nicht aufgefallen.

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Der Alptraum der Mercedes-A-Klasse am Richardson Highway

In Delta Junction biegen wir dann auf den Alaska Highway in Richtung Südosten ein. Der Alaska Highway wurde in den 40-er Jahren zur schnelleren Versorgung von Alaska währen der japanischen Besetzungszeit gebaut. Von Aussicht kann man inzwischen nicht mehr reden, denn die Sicht ist weniger als 100m und es riecht immer verbrannt, aber von einem Buschfeuer selbst ist weit und breit nichts zu sehen (aber das wird sich noch ändern). Die Strecke führt uns am Tanana River entlang in Richtung Tok.

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Taylor Highway, verbrannte Erde und neues Leben

20 km nach Tok nahe  bei Tetlin Junction ist dann die Abzweigung zum Taylor Highway, der uns Richtung kanadische Grenze bringen wird. Die ersten Kilometer auf dem Highway sind noch geteert.

Aber schon nach einigen Kilometern sind die ersten Buschfeuer erkennbar (eines von Hunderten, die wir heute noch sehen werden). Aber kaum ist das Feuer vorbei, beginnt schon nach einigen Wochen wieder sich neues Leben zu entwickeln. Die meisten Feuer entstehen durch die Trockenheit, da es im nördlichen Alaska über 4 Monate kaum mehr als 20l geregnet hat.

Highlight auf dem Taylor Highway ist die Weltmetropole (der Briefmarkensammler mit exotischen Poststempeln) Chicken Downtown im ehemaligen Fourtymile-Goldabbaugebiet. Chicken hätte eigentlich den Namen eines alaskischen Schneehuhns bekommen sollen, da aber kein Goldsucher eine Ahnung davon hatte, wie man dieses Ding buchstabieren sollte, haben sie sich auf den Namen Chicken (<=> Huhn) geeinigt.

Neben der Downtown des 14 Seelen Ortes gibt es einen eigenen Airport und ein eigenes Postamt sowie ein paar Souvenirläden.

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Landschaft am Taylor Highway bei Chicken Downtown

Bis zur kanadischen Grenze sind es jetzt noch fast 70km, nun aber auf dem Top -of-the-World-Highway, umgeben von vielen Buschfeuern, auch wenn sich in Chicken die Sonne schon ein paar Male daran versucht hatte, ihre Strahlen durch den Rauch zu bringen.

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Twischenstop auf dem Top-of-the-World-Highway

Kaum angekommen an der kanadischen Grenze ändert sich die Umgebung und der Verlauf des Highways schlagartig. In Kanada sind keine Schlaglöcher mehr zu finden, die Einreise ist kurz und schmerzlos, es gibt wieder Kilometer und keine Meilen mehr und der Highway hat seinen Namen vollkommen zu Recht. Da er meist auf den Gipfeln der Berge verläuft, hat man eine weite Fernsicht, weil in Kanada schlichtweg der Rauch völlig verschwunden ist. Nur wenn man westwärts nach Alaska schaut ist die “Rauchglocke” unverkennbar.

Unsere letzte Bärenbeobachtung und zugleich der einzige Schwarzbär in den drei Wochen gelingt uns etwa 10km nach der Grenze, aber von Fotogenität will er nichts wissen.

So gestaltet sich die Weiterreise bis nach Dawson City kurzweilig, auch wenn es gut 20 Uhr werden wird, bis wir am Yukon ankommen und unmittelbar an dem am Flusslauf gelegenen Zeltplatz unsere Zelte aufbauen werden

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Blick vom Zeltplatz über den Yukon nach Dawson City zum Sonnenuntergang

Wie es dann heute Abend im “Goldgräber- Paradies” Dawson City weitergehen wird, das könnt ihr auf der nächsten Seite weiterlesen.

 

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