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Zunächst führt uns die Fahrt zum Visitor Center ins 25km entfernte Haines Junction. Aber hier kann uns Keiner sagen, ob es Flüge gibt oder nicht.

Also versuchen wir unser Glück am Flugplatz von Haines. Das Büro ist zwar offen, aber keiner da (der Pilot war gerade mit seiner Maschine unterwegs). Erst nach mehreren Versuchen ergattern wir einen Flug für 18 Uhr, der 75 Minuten lang sein soll.

Diese 75 Minuten werden uns aber den Kluane Nationalpark in seiner schönsten Pracht zeigen. Keine Wolke und kein Dunst verhüllen die unzähligen Gletscher, wie z.B. den Kaskawulsh Gletscher. Da will natürlich der höchste Berg Kanadas, der 5975m hohe Mount Logan, auch nicht zurück stehen und untersagt den Wolken, dass sie sein Antlitz verhüllen, er schiebt sie dezent zur Seite.

Der Ausblick aus unserer 5-sitzigen Cessna wird eigentlich nur durch das Blech am Flugzeug getrübt. Man könnte es noch stundenlang hier aushalten. Welch eine Entschädigung für den verrauchten Mount Mc Kinley. Und der Flug ist für 160 CAN-$ (etwa 120€) zu haben.

Ich könnte noch sekundenlang über diesen Flug weitererzählen, aber ich glaube, ich lasse Euch mit den Bildern alleine.

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Kluane Nationalpark, Kaskawulsh Gletscher

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Kluane Nationalpark, Kaskawulsh Gletscher Nahaufnahme

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Kluane Nationalpark, Eiswelten des Logan Gletschers

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Kluane Nationalpark, Ausblick auf den Mount Logan 5975m

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Kluane Nationalpark, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Alsek River

Auch der schönste Flug geht einmal zu Ende und unser Abendessen wartet bei den Cabins. Beim Nachhauseweg nach dem Essen zu meiner Cabin fällt mir eine grelle Lichterscheinung auf, wo sind denn hier in der Wildnis solche riesigen Strahler? Und warum beginnen sie so richtig zum Lodern und das um 11 Uhr abends?

Des Rätsels Lösung: Es entwickelt sich ein Polarlicht in seiner schönsten Ausprägung. Über den ganzen Nachthimmel wandert eine schlangenförmige, grelle weißliche Lichterscheinung. Schnell hole ich meinen Fotoapparat und versuche zu fotografieren. Trotz 2 Sekunden Belichtungszeit gibt es auf dem Film nur eine schwarze Nullnummer, nichts wars mit der Aurora Borealis auf Dia.

Tag 21: Alsek Valley

Zum Glück haben wir heute Nacht in Cabins übernachtet, denn das Thermometer zeigt um 7 Uhr -11°C, das wäre mit festgefrorenen Zeltgestängen wieder höchst interessant geworden.

Als Wanderung wollen wir uns einen Trail im Tal des Alsek Rivers zur Brust nehmen. Ausnahmsweise stehen damit heute mal kaum Höhenmeter an. Der Trail beginnt etwa 5km nördlich von Hains Junction am Alaska Highway.

Bereits nach einigen Metern sind auch hier die Nachttemperaturen unübersehbar, an den Wasserrinnsalen ist noch das Eis gegenwärtig. Wie schnell hier der Indian Summer vorangehen kann, verdeutlicht der Halt an einer kleinen Lichtung. Binnen weniger Meter geht die Färbung bei der identischen Pflanzengattung von Grün über Gelb nach Orange bis ins kräftige Rot über (siehe Bild). Durch den strahlend blauen Himmel ein Anblick zum Genießen, der schönste goldene September in Kanada (bei uns wäre dies dann der goldene Oktober).

Immer in der Ebene geht der Trail weiter, zum Ausblick wandern wir auf kleine Anhöhen, keine Wolke lässt sich Blicken (anscheinend machen die einen Betriebsausflug in Alaska).

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Kluane Nationalpark, Alsek Valley

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Kluane Nationalpark, Alsek Valley, Eiswelten

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Kluane Nationalpark, Alsek Valley, ”Indian Summer”

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Kluane Nationalpark, Alsek Valley

Eigentlich sollte man meinen, es wäre ein angenehmer Spaziergang, aber wir haben die Rechnung ohne unsere Motivationskanonen gemacht. Wir sind im Bärengebiet, d.h., die Gruppe muss zusammenbleiben, wenn der Guide seine Lizenz noch länger sein eigen nennen will, gehen eigentlich nur gemütlich und für manch einem ist das immer noch viel zu schnell.

Trotz eines Tempos, wo man problemlos die Schuhsohlen unterm Laufen doppeln könnte, muss der Rest der Gruppe noch einige Male warten. Wie schon erwähnt, ein Motivations- und kein physisches Problem, was ja verständlich wäre.

Unser Abend- und gleichzeitiges Abschiedsessen nehmen wir beim Chinesen in Haines Junction ein. Anschließend schauen wir noch bei einem aus Deutschland ausgewanderten Züchter für Schlittenhunde vorbei.

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Haines Junction, Alaskian Husky

Die Meute ist gar nicht aufzuhalten, als wir zunächst einmal “Grüß Gott” zu den Hunden sagen. Bis wir dann mit der Begrüßung bei jedem Hund, meist Alaskian Huskies, durch sind, vergeht geraume Zeit. Alaskian Huskies sind nicht reinrassig , sondern “quer gefischt” (in Norden sagt man Fischen für das, was bei uns nach der fliegenden Spezies benannt ist).

Tag 22 und Tag 23: Haines Junction - Whitehorse - Fairbanks - Frankfurt

Oder: Die Tage, an denen es nicht Nacht werden wird.

3 Wochen Nordamerika sind vorbei, nun heißt es Abschied nehmen. Zunächst sind es aber noch mehr als 2,5 Stunden Fahrt bis zum Flugplatz in Whitehorse. Ohne größere Zwischenfälle kommen wir um 9.30 Uhr in Whitehorse an. Nach einem Fast-Food-Frühstück geht es ab zum Einchecken.

Was die einzige Fluggesellschaft mit einem Interkontinentalflug für Whitehorse bedeutet, verdeutlicht die Dame beim Check-in, als sie sagt: “It’s a lit bit hard today, it’s Condor-Day” (vor einem halben Jahre hätte sie wahrscheinlich noch gesagt, “It’s Thomas Cook-Day”). (Die Maschine auf den Hinflug hatte noch die alte, die auf dem Rückflug die neue Bemalung).

Da der Abflug 90 Minuten Verspätung hat, machen wir noch eine kleine Rundfahrt rund um Whitehorse.

Der Rückflug geht zunächst nach Fairbanks in Alaska. Typisch für die USA ist natürlich wieder eine ganz normale Einreise fällig, obwohl wir ja nur im Transit hier sind, denn mit dem gleichen Flieger geht es dann Nonstop nach Frankfurt.

Die Route geht fast in direkter Nordrichtung zwischen magnetischen und geographischen Nordpol mit 86° Nord als Wendepunkt in Richtung Frankfurt .Wenn ich wüsste, dass sich bei mir im Handgepäck noch ein unbelichteter Film befindet, dann könnte ich hier jetzt Bilder von Landschaften zeigen, die kaum einer sieht, denn üblicherweise verläuft die Flugroute weiter südlich und normalerweise gibt es Wolken, aber heute fast gar nicht. Aber durch meine geistige Beschränktheit gibt es leider keine, ärgerlich.

Schon bald nach dem Verlassen von Alaska unterhalb des Flugzeuges beginnt das Packeisgebiet, aus 10.000m Höhe ein Anblick wie eine Tapete aus Raufaserputz, zwischendrin immer wieder Wasserkanäle.

Und die gefrorenen Fjorde von Ellesmere Island (hab gar nicht gewusst, dass es soweit im Norden noch Fjorde gibt, z.T. mehrere Kilometer breit und zugefroren), der nördlichsten Insel neben Grönland, sehen zu können, ist auch nur Wenigen vergönnt.

Ich sitze auf der dem geographischen Nordpol abgewandten Seite im Flugzeug (in der Nähe vom Nordpol von Himmelsrichtungen zu sprechen ist eine schnell abwechselnde Angelegenheit), für mich ist die Nacht am heutigen Tage nur eine kleine sichelförmige dunkelblaue Erscheinung in Richtung Äquator und auch nur für 15 Minuten. Der Rest ist in rosa- und blaufarbenen Pastelltönen gehalten, wie sie ein Maler nicht besser darstellen könnte und das am nördlichsten Zipfel von Grönland. Die andere Flugzeugseite bekommt einen grell orangen Himmel mit einem noch grelleren orangen Punkt namens (Mitternachts-)Sonne minimal über den Horizont geboten.

Wenige Minuten später ist es schon wieder taghell, wir steuern auf direktem Südkurs an den Fjorden Norwegens rund um Bergen vorbei und weiter über Sylt in Richtung Frankfurt und das fast ohne Wolken. Mit einstündiger Verspätung erreichen wir Frankfurt.

Da ich in Frankfurt gut 3 Stunden Zeit bis zum Weiterflug habe, will ich die Zeit nutzen, meine belichteten Filme hier bei der Post aufzugeben. Bei der Kontrolle der Filmdosen ist noch alles in Ordnung, die Zahl stimmt. Aber: Ein Film ist unbelichtet, also ist ein belichteter Film im aufgegebenen Gepäck.

Vor innerlicher Wut kochend, dass ich den ganzen Rückflug dieses für mich einmalige Naturschauspiel hätte fotografieren können, wenn ich nur nachgeschaut hätte (die Kamera war ja auch im Handgepäck) kann ich nun auf den Anschlussflug warten, dafür habe ich aber alles mit eigenen Augen gesehen.

Was bleibt nach 3 Wochen rückblickend hängen?

  • die unendliche Weite und Unberührtheit der Landschaft.
  • die Farbenpracht der Natur
  • dass Permafrostboden nicht immer Permafrostboden ist und Bäume nicht nur vertrocknen sondern auch ersaufen können
  • dass die Aurora Borealis schon ein Himmelsschauspiel der besonderen Klasse ist und dann auftritt, wenn man sie nicht erwartet
  • dass in Kanada vieles ungezwungener im Vergleich zu Alaska abläuft
  • dass wolkenloser Himmel und Sonnenschein noch nicht bedeutet, dass man den Mount Mc Kinley sehen kann
  • vieles vieles mehr, aber das behalte ich für mich (und den Rest habt Ihr ja gerade gelesen)

 

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